13 Prozent mehr Einnahmen, aber nur 85 000 Mark aus Digital-Rechten
Im Jahr 2000 nahm die Verwertungsgesellschaft Wort für die Wahrnehmung von Urheberrechten von Autoren und Verlagen 127 Millionen Mark ein, 14 Millionen Mark mehr als 1999. Ein „Rekordjahr“ sagte geschäftsführender Vorstand Prof. Dr. Ferdinand Melichar auf den VG-Wort-Versammlungen am 18. und 19. Mai in München, allerdings nicht ohne darauf hinzuweisen, dass die um 13 Prozent gestiegenen Einnahmen „ausschließlich aus traditionellen Quellen stammen“.
Der Einnahmerekord ist im wesentlich auf die Scannervergütung in Höhe von 12,6 Millionen Mark zurückzuführen. Sie hatte im Vorjahr nur 1,2 Millionen Mark erbracht. Obwohl hierfür zeitverschobene Zahlungen der Hauptgrund sind, zeigte sich Melichar in Bezug auf künftige Steigerungen der Vergütungen auf Kopier-, Faxgeräte und Scanner optimistisch. Denn seit 1. Oktober 2000 ist die gesetzliche Mindestgrenze von zwei Kopien pro Minute für Geräteabgaben (damit werden Urheber für die private Vervielfältigung ihrer Werke pauschal entschädigt) aufgehoben. Dies wird sich auf die VG-Wort-Einnahmen erst ab diesem Jahr auswirken.
Gerätevergütungen waren mit 43 Millionen Mark auch 2000 der größte Einnahmebrocken (33,7 Prozent). Insgesamt mit Fotokopieren an Schulen und Großbetreiberabgabe brachten die Reprografievergütungen sogar 57,6 Millionen Mark ein. Geräteabgaben auf CD-Brenner, PCs, Drucker und Multifunktionsgeräte für digitale Vervielfältigungen konnten bisher von den Verwertungsgesellschaften nicht durchgesetzt werden (siehe M 5/2001).
Hoffnung auf Einigung über PC-Vergütungen
Wie Ferdinand Melichar in München sagte, habe Gerhard Schröder diese Angelegenheit zur „Chefsache des Bundeskanzlers“ erklärt. Wenige Tage vor den Versammlungen hatten die Vorbereitungen für ein Mediationsverfahren zwischen IT-Industrie und Verwertungsgesellschaften durch Bundesjustizministerin Däubler-Gmelin begonnen (siehe Kasten auf dieser Seite). Melichar sprach die Hoffnung aus, „dass es gelingt, zu einer Einigung zu kommen.“ Ansonsten seien langjährige gerichtliche Auseinandersetzungen die Folge.
Obwohl das Internet zum Massenmedium geworden ist, profitierten die knapp 105.000 Ausschüttungsempfänger (davon 99.000 Autoren) des Jahres 2000 kaum von der digitalen Zweitverwertung ihrer Online- und CD-ROM-Rechte durch die VG Wort. Lediglich 85.000 Mark konnten für CD-ROMs eingenommen werden – nichts bei Internet-Verwertung, nichts bei Online-Datenbanken (wie Genios) und auch für so genannte Local Area Networks (LAN) gibt es noch keinen Vertrag.
„Krieg“ mit Verlegern bei Pressespiegeln
Und es drohen künftig sogar Rückgänge im Bereich der Pressespiegel – mit einem Erlös von 8,7 Millionen Mark (1999: 7,7 Millionen) die viertgrößte Einnahmequelle der VG Wort. Dieses Geld wird ausschließlich an Journalistinnen und Journalisten verteilt, nicht an Verlage. Weil die großen Verlagskonzerne mit der Presse-Monitor GmbH (PMG) allein das große Geschäft mit elektronischen Pressespiegeln machen wollen, haben sie mehrere Gerichtsurteile gegen die VG Wort erwirkt, in denen ihr untersagt wird, hierfür Lizenzverträge abzuschließen.
Ferdinand Melichar: „Hier herrscht Krieg.“ Der VG-Wort-Geschäftsführer forderte vom Gesetzgeber erneut eine Gleichstellung von elektronischen mit herkömmlichen Pressespiegeln. Gleichzeitig beschloss die Mitgliederversammlung eine Änderung des Wahrnehmungsvertrages, durch die klargestellt wird, dass die Verwertungsgesellschaft auch die Rechte für Pressespiegel wahrnimmt, wenn diese nicht von den bisherigen gesetzlichen Regelungen (§ 49 UrhG) erfasst werden.
Schecks an die Urheber werden jetzt verschickt
Im Bereich Hörfunk/Fernsehen stiegen die Einnahmen um zehn Prozent auf 20,5 Millionen Mark deutlich. Leichtes Wachstum ist bei der Bibliothekstantieme (18,5 Millionen Mark) sowie bei den Auslandserlösen (12,3 Millionen Mark) zu verzeichnen. Für den Kopienversand der Bibliotheken gab es erste Zahlungen, die für 2001 einen starken Anstieg erwarten lassen. Die Ausschüttung der Erlöse an die Wahrnehmungsberechtigten erfolgt in diesen Wochen.