Bei Bertelsmann stottert der Wachstumsmotor. Im vergangenen Jahr sank der Konzernumsatz des Gütersloher Medienkonzerns erneut leicht auf 16,95 Milliarden Euro (Vorjahr 17,1 Mrd.). Dagegen legten die Erträge zu. Mit einem Ebitda von 2,57 Milliarden Euro (Vj: 2,49 Mrd.) erzielte der Konzern einen neuen Rekordgewinn. Das liegt hauptsächlich an den guten Ergebnissen der RTL Group.
Für das schwächelnde Wachstum machte Bertelsmann-Vorstandschef Thomas Rabe vor allem „negative Wechselkurseffekte“ im Gefolge des Brexit sowie Firmenverkäufe verantwortlich. Bereinigt um diese Faktoren sei der Umsatz ein Prozent höher ausgefallen als 2015. Die noch vor Jahresfrist für 2020 angepeilte magische Umsatzschwelle von 20 Milliarden Euro rückt einstweilen in weite Ferne.
Wachstumsimpulse gingen überwiegend von der Cash Cow des Konzerns, der RTL Group aus. Deren Umsatz stieg um 3,5 Prozent auf 6,2 Mrd. Euro. Dazu trugen neben der TV-Werbung auch das Digital- und das Plattformgeschäft maßgeblich bei. „Die RTL Group wächst und ist hochprofitabel“, sagte RTL-Chefin Anke Schäferkordt. Man werde „auch in Zukunft konsequent in zwei strategische Schwerpunkte investieren: in die Produktion hochwertiger exklusiver Inhalte und in die weitere Verstärkung des Digitalgeschäfts“.
Zu den Problemfeldern gehört das frühere Kerngeschäft mit den Büchern. Der Umsatz von Penguin Random House sank um 9,6 Prozent auf 3,4 Mrd. Euro (VJ: 3,7 Mrd.). Die bereits vor einiger Zeit angekündigte Aufstockung der Konzernanteile zieht sich hin. 53 Prozent gehören Bertelsmann, dem britischen Unternehmen Pearson die restlichen 47 Prozent. Die Gütersloher wollen ihren Anteil auf 70 bis 75 Prozent erhöhen, konnten sich aber nach Bekunden Rabes mit Pearson bisher noch nicht auf einen Preis einigen. Falls die Briten ihre Anteile komplett abstoßen sollten, benötigt Bertelsmann einen neuen Partner – aber möglichst keinen an kurzfristiger Rendite interessierten Finanzinvestor.
Auch beim Zeitschriftenverlag Gruner+Jahr sank der Umsatz leicht um knapp zwei Prozent auf 1,6 Mrd. Euro. Dennoch stieg gleichzeitig der Gewinn um 4,6 Prozent auf 137 Mio. Euro – dank wachsender Digitalerlöse. Auch der in den vergangenen Jahren dramatische Umsatzrückgang der Flaggschiffe Stern, Brigitte und Geo fiel 2016 vergleichsweise moderat aus. Einige erfolgreiche Magazinneugründungen der letzten beiden Jahre – zum Beispiel Barbara und Stern Crime – bremsten den Abwärtstrend. Auch 2016 wurden zwei Magazine erfolgreich neu platziert: „Wolf“ sowie „Essen & Trinken mit Thermomix“. Die drei größten G+J-Websites – Stern, Gala und Brigitte erzielten jeweils Reichweitenrekorde.
Perspektivisch will Bertelsmann bis 2020 mehrere Milliarden investieren. Im Auslandsgeschäft richtet man den Blick vor allem auf Brasilien, Indien, China und die USA. „Bertelsmann wird wachstumsstärker, digitaler, internationaler und diversifizierter“, resümierte Vorstandschef Rabe. Vor allem durch den Einsatz seiner im Jahresdurchschnitt 2016 beschäftigten 116.000 Mitarbeiter.