Betriebsratswahl im Kino verhindert

Initiatoren gekündigt

Mit Kündigungen und Drohungen wurden Beschäftigte des Mathäser-Kinos München, die eine Betriebsratswahl durchführen wollten, eingeschüchtert. Die Wahl ist deshalb vorerst gescheitert. 

Am Abend des 13. Juli fand im Münchener Multiplexkino Mathäser eine Betriebsversammlung zur Wahl eines Wahlvorstandes statt. Die 128 anwesenden Kinomitarbeiter haben sich jedoch nicht für den vorgestellten Wahlvorstand entscheiden können, am Ende fehlten drei Stimmen.
Im Vorfeld der Versammlung war es zu gezielten Aktionen des Arbeitgebers, der Kinopolis GmbH & Co. Multiplex KG, gegen die sieben Initiatoren der Wahl gekommen. Zwei der sieben Mitarbeiter wurden ohne schriftliche Angabe von Gründen fristlos gekündigt und am Tag der Betriebsversammlung durch Ausspruch eines Hausverbots an der Teilnahme gehindert. Zwei Tage vor der Wahl verkündete der Gesamtbetriebsleiter, dass es ab dem 13. Juli angebliche Einsparungen im Personalbereich geben werde: wie Gratis-Popcorn und Mineralwasser für die Mitarbeiter, Gratis-Parkmöglichkeiten, Schichtwünsche und andere betriebliche Regelungen sollten gestrichen werden.
Vor dieser Drohkulisse haben sich dennoch 63 Mitarbeiter für die Einsetzung des Wahlvorstands entschieden. Damit wurde das nötige Quorum knapp verfehlt. „Die Art und Weise, wie im Mathäser die Grundrechte von Beschäftigten beschnitten werden, ist unerträglich. Wir werden gegen die gezielte Behinderung der Betriebsratswahl strafrechtlich vorgehen, denn auch ein Kino ist kein rechtsfreier Raum“, erklärte ver.di-Sekretär Ertunç Eren. Die entsprechende Klage gegen die Betriebsleiterin ist eingereicht worden.
Am 21. Juli fand die Güteverhandlung der beiden gekündigten Kollegen statt. Ihnen wird vorgeworfen, dass sie im April während ihrer Arbeitszeit geraucht hätten. Der zuständige Arbeitsrichter war von diesem Kündigungsgrund nicht sehr überzeugt. Inzwischen hat einer der Kollegen die gütliche Einigung angenommen. Das andere Verfahren läuft weiter. Auf Betreiben des Arbeitgebers wurde ein Mitarbeiterrat gegründet, der natürlich keinen Betriebsrat ersetzt. Die angedrohten Kürzungen wurden zurück genommen.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Rundfunkreform mit vielen Fragezeichen

Bis zuletzt hatten die öffentlich-rechtlichen Anstalten auf ein Ende der Blockade einer Beitragserhöhung durch die Ministerpräsidenten der Länder gehofft. Die Verweigerungshaltung der Politik ließ ihnen am Ende keine Wahl: Am 19. November kündigten ARD und ZDF eine Klage beim Bundesverfassungsgericht an, um ihren Anspruch auf die von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (KEF) errechnete Empfehlung einer Beitragserhöhung um 58 Cent auf 18,94 Euro monatlich durchzusetzen.
mehr »

KI-Lösungen: Heise macht es selbst

Das Medienhaus „Heise Medien“ hat kürzlich das auf generative Künstliche Intelligenz (KI) spezialisierte Medienhaus „Deep Content“ (digitale Magazine „Mixed“ und „The Decoder“) aus Leipzig gekauft. Damit will Heise die Zukunft generativer KI mitgestalten. „Deep Content“ entwickelte mit „DC I/O“ ein professionelles KI-gestütztes Workflow-Framework für Content-Teams und Redaktionen. Bereits seit Juni dieses Jahres kooperiert Heise mit „Deep Content“ bei der Produktion des Podcasts „KI-Update“. Hinter der Übernahme steckt die Idee, den neuen Markt weiter zu erschließen und hohe Gewinne einzufahren.
mehr »

Audiodeskription: Die KI liest vor

Die Hälfte der öffentlich-rechtlichen Sender verwendet inzwischen auch synthetische oder mit Künstlicher Intelligenz (KI) generierte Stimmen, um für Fernsehformate Audiodeskriptionen zu erstellen. Das ergibt sich aus Nachfragen von M bei den neun ARD-Landesrundfunkanstalten und beim ZDF. Neben professionellen Sprecher*innen setzen der MDR, WDR, NDR, Radio Bremen und das ZDF auch auf synthetische oder KI-Stimmen für die akustische Bildbeschreibung.
mehr »

Lokaljournalismus: Die Wüste droht

Noch sei es nicht so weit, aber von einer "Steppe" könne man durchaus schon sprechen, sagt Christian Wellbrock von der Hamburg Media School. Wellbrock ist Leiter von "Wüstenradar", einer Studie, die zum ersten Mal die bundesweite Verbreitung und zahlenmäßige Entwicklung von Lokalzeitungen in den letzten 30 Jahren unter die Lupe genommen hat. Sie erhebt, wie stark der Rückgang lokaler Medien inzwischen tatsächlich ist und warnt: In etlichen Regionen droht tatsächlich die Verbreitung von "Nachrichtenwüsten".
mehr »