Bremedia kehrt zu Radio Bremen zurück

Das Funkhaus von Radio Bremen mit einem Denkmal für den Humoristen, Karikaturisten, Regisseur und Schauspieler Loriot. Die Bronzeskulptur zeigt Loriots legendäres Sofa mit Mops - eine Anspielung auf einen Loriot-Spruch: Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.
Foto: Eckhard Stengel

Radio Bremen (RB) korrigiert seine Outsourcing-Politik: Die Produktionsgesellschaft Bremedia soll künftig nur noch RB gehören; die bisherige Miteigentümerin Bavaria steigt aus. Bremedia wird nicht abgewickelt, es ändern sich nur ihre Eigentumsverhältnisse. Die kleine RB-Werbetochter Radio Bremen Media wird dagegen komplett aufgelöst. Ihre Aufgaben und die Beschäftigten werden überwiegend ins Mutterhaus zurückgeholt. Das hat jetzt der Rundfunkrat der kleinsten ARD-Anstalt einstimmig beschlossen.

Die Namen der beiden RB-Töchter klingen ähnlich, aber sie haben ganz unterschiedliche Aufgaben. Die Radio Bremen Media GmbH kümmert sich bisher um die Vermarktung von Werbezeiten im RB-Hörfunk. Ihre Marketingabteilung gehörte früher teilweise direkt zu RB, wurde dann zur Werbetochter ausgelagert und soll nun ins Mutterhaus zurückkehren. Dort soll sie mit der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie der internen Kommunikation zu einer neuen Kommunikationsabteilung in der Intendanz verschmolzen werden, wie Jens Böttger von der RB-Pressestelle erläutert. Das reine Werbegeschäft der Radio Bremen Media GmbH übernimmt künftig die größere RB-Tochter Bremedia Produktion GmbH. Wenn diese Verschiebungen Mitte 2019 vollzogen sind, wird die Radio Bremen Media GmbH aufgelöst. Von ihren zehn Beschäftigten wechseln neun zu RB und eine Person zur Bremedia, wie RB-Sprecher Böttger weiter berichtet.

Weniger gravierend sind die beschlossenen Eingriffe bei der Bremedia, deren Eigentumsverhältnisse sich lediglich ändern. 2006 hatte der damalige RB-Intendant Heinz Glässgen die gesamte Produktionstechnik der Anstalt an die junge Tochterfirma ausgelagert, die er eigens zu diesem Zweck gegründet hatte – gemeinsam mit der ebenfalls öffentlich-rechtlichen Münchener Bavaria Film GmbH, die 51 Prozent der Anteile übernahm. Knapp 150 RB-Angestellte, fast ein Drittel der damaligen Belegschaft, wechselten zur Bremedia. Ihr Gehalt blieb das alte, aber alle neu Eingestellten werden seitdem deutlich schlechter vergütet. So wollte der finanzschwache Sender nach und nach Ausgaben einsparen. Laut Betriebsrat beschäftigt Bremedia etwa 280 Beschäftigte, davon rund 100 mit altem RB-Vertrag. Zum Vergleich: Radio Bremen selbst hat etwa 215 Festangestellte und über 200 feste Freie.

Neben dem Spareffekt durch schlechter bezahlte Neueingestellte erhoffte sich der damalige Intendant Glässgen auch Zusatzeinnahmen und Beschäftigungssicherung durch Fremdaufträge, die die Bavaria nach Bremen holen sollte. Das allerdings gelang nicht im erhofften Umfang.

Erste Korrekturen an diesem ARD-weit wohl radikalsten Outsourcing-Konzept brachte Glässgens Nachfolger Jan Metzger in Gang: 2013 kehrten die beiden Anteilseigner Bavaria und RB ihre Mehrheitsverhältnisse um. Seitdem halten nicht mehr die Bayern, sondern die Bremer 51 Prozent der Bremedia-Anteile. Mit der jetzt beschlossenen Strukturreform soll die Bavaria zum Jahreswechsel komplett ausgebootet werden. Was sie für ihre 49 Prozent Bremedia-Anteile erhält, ist geheim.

Der Sender nennt drei Gründe für die Reform: Zum einen will er seine Unternehmensstruktur vereinfachen und damit den Aufwand mindern. Zum anderen erhofft er sich „eine sinnvolle Arbeitsteilung zwischen der Muttergesellschaft und den Töchtern“. Und schließlich soll die RB-Kommunikationsabteilung auf diese Weise neu aufgestellt werden.

Intendant Metzger kommentierte die Reform mit den Worten: „Wir stehen mitten in einer tiefgreifenden Umstrukturierung der sogenannten sekundären Prozesse der ARD“. Gemeint sind damit die Abläufe in Produktion, Technik und Verwaltung, an denen gespart werden soll, „ohne dass es direkt im Programm zu spüren ist“, wie Sprecher Böttger ergänzt. Metzger weiter: „Wir wollen sicherstellen, dass wir als kleinste Landesrundfunkanstalt für diese Veränderungen optimal organisiert sind. Dafür brauchen wir eine starke Tochtergesellschaft, die möglichst viele dieser Tätigkeiten für uns leistet.“ Für die Bremedia-Beschäftigten und die Arbeitsabläufe zwischen Mutter und Tochter ändere sich nichts, sagt Böttger.

Vor dem Rundfunkrat hatten auch schon der RB-Verwaltungsrat und die Bavaria-Gremien die Komplettübernahme gebilligt. Warum sich die Münchener auf ihren Ausstieg einließen, will Sprecher Martin Brückle auf Anfrage nicht kommentieren.

Der RB-Personalrat begrüßt die Neuerungen: „Es macht sicherlich Sinn, ein paar Strukturen deutlich zu straffen“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Sven Kuhnen. Und dass zumindest neun ausgelagerte Arbeitsplätze von der Radio Bremen Media GmbH ins Mutterhaus zurückkehren, „begrüßen wir ausdrücklich“. Auch Michael Behrens, Betriebsratsvorsitzender der Bremedia, findet die neuen Eigentumsverhältnisse gut: „Wir sind froh darüber, dass nun bei den kommenden Tarifverhandlungen niemand mehr aus München anreisen muss, um in Bremen die Verhandlungen zu führen – die in der Vergangenheit immer sehr schwierig waren.“

 

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Ver.di: Deutsche Welle nicht kürzen

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) kritisiert die geplante Etat-Senkung bei der Deutschen Welle, mit der eine Schrumpfung des deutschen Auslandssenders einhergehen wird. Stattdessen müsse eine ausreichende Finanzierung durch Bundesmittel gewährleistet werden.
mehr »

Schon entdeckt? Wie Rechte reden

Jede Woche die Analyse eines rechten Zitats – ob aus dem Bundestag oder beim Weihnachtsessen mit der Familie. Das bietet der Newsletter „Wie Rechte reden“ von Maria Timtschenko und Johannes Giesler. Denn: „Die Neue Rechte ist da“, wie die Autor*innen in der Ankündigung ihres Newsletters schreiben: „Sie ist auf der WG-Party bei deinen Freund:innen eingeladen. Sie steht neben dir in der Schlange für ‚Einmal Döner, bitte‘." Und sie verschiebt ihren menschenfeindlichen und autoritären Diskurs in die gesellschaftliche Öffentlichkeit, in Kommentarspalten, eigenen Medien oder Gruppenchats.
mehr »

RSF: Exilmedien als Quelle

Sie decken Korruption und Unterdrückung auf, wo ausländische Korrespondent*innen keinen Zugang haben: Exilmedien sorgen dafür, dass zuverlässige Informationen aus geschlossenen Diktaturen weiterhin verfügbar bleiben. In Kooperation mit dem JX Fund stellt Reporter ohne Grenzen (RSF) dar, wie wichtig Exiljournalist*innen in der internationalen Berichterstattung sind.
mehr »

Urheberrecht: ChatGPT-Urteil ist Anfang

Ein Präzedenzfall ist das Urteil im Rechtsstreit zwischen der Verwertungsgesellschaft Gema und dem KI-Unternehmen OpenAI vom 11. November 2025 sicherlich. Aber abgesehen von einem zu erwartenden längeren Instanzenweg stellt sich auch die Frage, wie sich die gesamte Kreativwirtschaft gegen die ungefragte Nutzung von geistigem Eigentum wehren kann.
mehr »