In der Auseinandersetzung um die Kündigungen der Content-Moderator*innen versucht TikTok nach Einschätzung von ver.di Fakten zu schaffen und zieht nun vor Gericht. Der Arbeitgeber forciert ein gerichtliches Verfahren gegenüber dem Betriebsrat, das nach Einschätzung von ver.di dazu dient, möglichst schnell Kündigungen aussprechen zu können. Bisher hat TikTok den Beschäftigten und dem Betriebsrat Angebote vorgelegt, die diese als unzureichend bewerten.
Die Beschäftigten wollen über ver.di einen Sozialtarifvertrag verhandeln. Deshalb ruft ver.di parallel zum ersten Arbeitsgerichtstermin am 28.07. zu einem weiteren Warnstreik auf und wird vor dem Arbeitsgericht eine Kundgebung abhalten.
„Nachdem die Kolleginnen die Künstliche Intelligenz trainiert haben, scheint es TikTok gar nicht schnell genug zu gehen, die Kolleginnen loszuwerden. Vor diesem Hintergrund erhöhen wir mit diesem Streiktag den Druck für eine faire Vereinbarung. TikTok muss endlich Verantwortung übernehmen“, erklärt die ver.di-Verhandlungsführerin Kathlen Eggerling.
Unionbusting-Versuche bei TikTok
Unterdessen verbreitet TikTok in Bezug auf den ersten Streik am 23.07. unternehmensintern falsche Informationen über das deutsche Streikrecht. So behauptet die Geschäftsführung entgegen der geltenden Rechtslage, dass Beschäftigte durch ihre unangekündigte Teilnahme an dem Streik am 23.07. gegen rechtliche Pflichten verstoßen hätten. Die Geschäftsführung kündigte Einzelgespräche mit den Beschäftigten an, die sich am Streik ohne eine Information im Voraus beteiligt haben. Tatsächlich sind Beschäftigte rechtlich nicht verpflichtet, eine Streikteilnahme anzukündigen. ver.di sieht in der Mitteilung von TikTok einen Einschüchterungsversuch gegen die Streikenden.
„Scheinbar braucht TikTok auch für die unternehmensinterne Kommunikation Content-Moderator*innen, die Falschinformationen identifizieren. Wir fordern die Geschäftsführung auf, Einschüchterungsversuche gegenüber Streikenden zu unterlassen. Niemand muss seine Streikbeteiligung im Vorfeld anmelden. Statt Falschinformationen zu streuen, sollte TikTok endlich an den Verhandlungstisch kommen“, erklärt Eggerling abschließend.

