Kaum vier Jahre nach dem Tod von Altverleger Alfred Neven DuMont wollen offenbar seine Erben das väterliche Erbe verscherbeln. Wie üblich in solchen Fällen ohne vorherige Information von Beschäftigten und Betriebsräten. Mit dem geplanten Verkauf der Zeitungstitel des Kölner Verlags geht eine Dynastie zu Ende.
Kritische Beobachter der Branche haben es kommen sehen. Das Interesse der Nachfahren des Verleger-Patriarchen DuMont am Geschäft mit Qualitätspublizistik war von Beginn an limitiert. Unter Vorstandschef Christoph Bauer hatte in kürzester Zeit nüchternes Controller-Denken jeden verlegerischen Ehrgeiz abgelöst. Sicher – zweistellige Renditen wie in den goldenen Zeiten vor der Jahrhundertwende sind mit Print kaum noch zu erzielen. Und im digitalen Werbegeschäft bestimmen längst Google, Facebook & Co. die Regeln. Aber das Tempo, in dem verlegerisch-journalistisches Denken und Kreativität Beteiligungen an vermeintlich hippen Marketing-Startups weichen mussten, ist schon atemberaubend.
Dabei trägt auch Verleger-Patriarch Alfred Neven Mitverantwortung für den Niedergang des Zeitungshauses. Seine überregionalen Ambitionen, vor allem der einstige Erwerb der Frankfurter Rundschau und des Berliner Verlags, rissen große Löcher in die Rücklagen. Zumal sie nicht mit überzeugenden inhaltlichen Entwicklungsstrategien unterfüttert wurden. Die FR wurde nach hohen Verlusten wieder abgestoßen. Die Berliner Zeitung siecht samt Boulevard-Schwester Kurier nach einer verfehlten Newsdesk-Fusion mit dramatischen Auflage- und Bedeutungsverlusten seit Jahren vor sich hin. Das Aufgehen der DuMont-Hauptstadtredaktion im großen Madsack-Verbund vor fünf Monaten deutete an, in welche Richtung es von nun an gehen würde: abwärts.
Jetzt wollen die Erben Kasse machen, so lange noch etwas zu holen ist. Der Altverleger, so heißt es, taxierte den Wert seines Imperiums einst auf eine Milliarde Euro. Nach Lage der Dinge wird sein Lebenswerk nur noch für einen kleinen Teil dieser Summe den Besitzer wechseln. Wer kommt dafür in Frage? Natürlich die üblichen Leichenfledderer aus der Branche, die überall dort zuschlagen, wo es aus der publizistischen Konkursmasse der herunter gewirtschafteten Traditionshäuser etwas zu ergattern gibt.
An vorderster Frontlinie Madsack, der große Aufsauger von Reichweite für sein Einheitsbrei verströmendes Redaktionsnetzwerk. Mit seiner Zentralredaktion, diesem deprimierenden Krisenausdruck des bisherigen Print-Geschäftsmodells. Oder vielleicht Funke, die Konzentrationskrake an der Ruhr, die mit Dumpingpreisen und Verdrängungswettbewerb – wo immer möglich – die lokale Konkurrenz ausschaltet. Die es sogar schaffte, eine Zeitlang eine Zombie-Zeitung – die Westfälische Rundschau – ohne eigene Redaktion zu betreiben und im Gefolge dieser Politik im vergangenen Jahrzehnt Hunderte von Redaktionsstellen liquidiert hat (und aktuell wird erneut von 350 gestrichenen Stellen im Funke-Imperium gesprochen). Eine Alternative des Schreckens – und keine guten Aussichten für Qualitätsjournalismus.