Über das Correct!v-Portal Recherchen finanziert
Auch außerhalb der Branche ist es zum Allgemeinplatz geworden, dass „das Internet“ dem Journalismus das Wasser abgräbt. Doch das ist bei weitem nicht die ganze Wahrheit. So wie etwa neu gegründete Unternehmen sich ihr Startkapital besorgen, Bands und Spiele-Entwickler ihre neuesten Werke finanzieren, so werden mittlerweile auch journalistische Recherchen ermöglicht: per Crowdfunding.
Eine der großen Plattformen ist Startnext, und mit ihr zusammen betreibt das gemeinnützige Journalismusbüro „Correct!v“ ein Portal, in dem Recherche-Ideen vorgestellt werden. „Correct!v“ prüft vorab die Vorhaben, sichert Unterstützung sowie einen vernünftigen Abschluss der Recherchen zu und kann sogar Spendenquittungen ausstellen. Beim Crowdfunding wird zwar jede Spende abhängig von ihrer Höhe mit einer Gegenleistung belohnt, doch hat die einen viel geringeren Wert.
Die bereits finanzierten Projekte klingen spannend. Da wird vor Gericht ein Kampf um Informationen zur Unterstützung der Bundesregierung beim Export von Überwachungstechnologien geführt; die Situation von Straßenkindern und Illegalisierten in Deutschland recherchiert; der Privatisierung und betriebswirtschaftlichen Ausrichtung von Gefängnissen nachgegangen; der Filz in den städtischen Unternehmen des Ruhrgebietes durchleuchtet; und geprüft, welche Regierungen und Firmen nach Millionenversprechen bei Geberkonferenzen doch nicht zahlen.
Das seit Jahren arbeitende Portal hochschulwatch.de, das dem Einfluss des Kapitals auf die deutschen Hochschulen nachspürt, hat ebenfalls erfolgreich Geld für investigative Detailrecherchen eingesammelt. Die genannten Projekte haben je zwischen 1300 und 5000 Euro erhalten. Mindestens 3.000 Euro möchte das Projekt „Akte NSU“ einwerben. Hier wollen Journalisten mehrerer Medien eine Internetpräsenz erstellen, wo sie die Ergebnisse der NSU-Untersuchungsausschüsse zusammenfassen und wichtige Akteure des Nazi-Geflechts vorstellen. Kommen 10.000 Euro zusammen, gibt es auch Detailrecherchen und grafische Aufbereitungen von Zusammenhängen. Die Finanzierungsphase läuft bis zum 8. Juli.
Gescheitert ist wohl das Vorhaben, neue wissenschaftliche Daten zur Beeinträchtigung der Artenvielfalt durch die industrielle Landwirtschaft auszuwerten. Sechs Tage vor Ende der Finanzierungsphase waren nur 250 der erwünschten 2200 Euro zusammengekommen.