Gewerkschaftliche Monatshefte eingestellt

BERLIN/HAMBUG. Nach 55 Jahrgängen hat der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) die von ihm herausgegebenen Gewerkschaftlichen Monatshefte eingestellt. In der jetzt erschienenen letzten Ausgabe 11 – 12 / 2004 begründet der DGB-Vorsitzende Michael Sommer diese Entscheidung mit dem dramatischen Einbruch der Auflage in den vergangenen Jahren.

Es werde jedoch an der Konzeption für eine neue Publikation gearbeitet, die noch in diesem Jahr herauskommen soll. Der Titel steht noch nicht fest. Im Gespräch ist „Artikel 20“ nach dem Grundgesetzartikel, der die Bundesrepublik als demokratischen und sozialen Rechtsstaat definiert.

Die Monatshefte waren 1950 nach der Gründung des DGB in der Bundesrepublik als „wissenschaftliches Organ der vereinigten westdeutschen Gewerkschaften“ erstmals erschienen. Damals schrieb der erste DGB-Vorsitzende Hans Böckler, es bedürfe „einer intensiven Durchdringung der öffentlichen Meinung, um die neuen und fortschrittlichen Auffassungen der Gewerkschaften einer breiteren Öffentlichkeit verständlich zu machen“. Dies solle „aus der Tiefe exakter wissenschaftlicher Erkenntnis“ geschehen.

In der letzten Ausgabe äußern sich neben Sommer und Chefredakteur Hans-Otto Hemmer 18 Autoren aus Wissenschaft, Gewerkschaften und Politik in Abschiedstexten zur Einstellung der Monatshefte. Zu ihnen gehören der ehemalige Bundesarbeitsminister (1976 – 1982) Herbert Ehrenberg (SPD), der frühere Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Dieter Wunder, die emeritierten Professoren Iring Fetscher und Oskar Negt sowie der Vorsitzende der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche», Thomas Leif.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Fakten, Fame und Follower

Im Netz dominiert mittlerweile der Content, den kommerzielle BigTech-Plattformen pushen. Er ist nicht mehr gebunden an eine „öffentliche Aufgabe“ von Journalismus, nämlich durch Information und Fakten zur Selbstverständigung der Gesellschaft beizutragen.
mehr »

Digitale Mobilität als Machtfaktor

Smartphone, Social Media und Plattformen – wie werden Menschen durch mobile, vernetzte Medientechnologien sichtbar, und wer oder was bleibt unsichtbar? Welche Rolle spielen dabei Geschlechter- und Machtverhältnisse? Über diese Fragen diskutierten Medienforscher*innen  auf der Tagung „Bilder in Bewegung, mit Bildern bewegen: Gender, Macht und Mobilität“ in Tübingen.
mehr »

Junger Journalismus: Lernen, vernetzen und schützen

Angriffe auf Journalist*innen nehmen zu, online wie auf der Straße. Umso wichtiger, Pressefreiheit nicht nur als Prinzip zu verstehen, sondern sie im Alltag zu verteidigen. Mit diesem Anspruch lud die Jugendpresse Deutschland Anfang November rund 80 junge Medieninteressierte nach Dresden ein. Bei der „YouMeCon kompakt“ ging es um journalistisches Handwerk, Verantwortung und darum, wie man Menschen schützt, die berichten.
mehr »

Lokaljournalismus verliert Quellen

Viele Städte und Gemeinden betreiben inzwischen ihre eigenen Social Media Kanäle und ihre eigene Informationsstrategie. Auch Akteure wie Polizei und Feuerwehr setzen immer mehr auf direkte Kommunikation – was Vorteile hat. Gleichzeitig, so der Verband der Deutschen Zeitungsverleger (VDL), erschwert diese Entwicklung die Arbeit von Lokalkjournalist*innen. Eine Sendung des Deutschlandfunks hat nachgefragt.
mehr »