Statt zu sanieren, will der Bayerische Rundfunk (BR) sein altes Funkhaus abreißen lassen und umziehen. Der Sender hat außerdem Sparpläne beim Kulturprogramm verkündet. Dagegen formiert sich Widerstand aus der Politik, von den Beschäftigten und auch aus der Münchner Zivilgesellschaft.
Das Bayerische Fernsehen sitzt bereits in München-Freimann, in den nächsten Jahren soll auch der Rundfunk in den Norden der Stadt umziehen. Große Synergien sind dadurch nicht zu erwarten, Radio und Fernsehen arbeiten unterschiedlich und getrennt voneinander. Aber beim Kulturprogramm des Radios soll künftig massiv gespart und in Zukunft vieles zentral für die ganze ARD produziert werden. Die geplante Programmreform von Bayern 2 bedeutet daher, dass mehrere Stunden eigenständiges Kulturprogramm ab Frühjahr 2024 verschwinden werden. Die sogenannte Reform passt zwar zum Geist des geplanten Umzugs an die Peripherie der Stadt. Ein wichtiger Grund für die Abrisspläne dürfte jedoch ein anderer sein. An der Stelle des bisherigen Studiobaus mit seinen drei Konzertsälen, der am Rundfunkplatz neben der Marsstraße liegt – also mitten in München – soll ein neues Gebäude entstehen. Den dort geplanten neuen Medienstandort möchte der BR nur noch zu einem Drittel selbst nutzen. Auf der Internetseite des BR ist von „Nutzungen Dritter aus Wissenschaft, Bildung, Kultur und Wirtschaft“ die Rede.
Eine Akustik wie die Elbphilharmonie
Man möchte also künftige Räume im Stadtzentrum lukrativ vermieten. Sie wären wohl für viele Akteure attraktiv. Der Standort des heutigen Studiobaus ist aber auch praktisch für Studiogäste und Beschäftigte des BR, die über den nahegelegenen Hauptbahnhof anreisen. Attraktiv und erhaltenswert ist der Studiobau auch wegen seiner besonderen Bauweise und seiner anspruchsvollen Konzerträume. Damit hat er sich als Austragungsort für renommierte Wettbewerbe wie Jugend musiziert bewährt. Auf der Website der Initiative „BR Studiobau retten“ der Münchner Architektin und Autorin Eva Demmelhuber, die auch eine Protest-Kundgebung mit Kulturprogramm im September initiiert hatte, werden die Besonderheiten des Baus beschrieben. „Weil ich den Bau seit über 30 Jahren kenne und seine akustischen, architektonischen Qualitäten als Autorin und Regisseurin zu schätzen gelernt habe“, begründet sie ihr Engagement für den Erhalt. Und „weil sich viele über den Abriss aufregen und dann doch nichts machen. Weil mich die Phantasie-, Kultur- und Verantwortungslosigkeit der Geschäftsleitung empört, deswegen mach ich das“, so Demmelhuber weiter. Hinzu komme, dass der Abbruch des Studiobaus und eine Neubebauung nicht sinnvoll sei, wenn man den Klimaschutz einbezieht. Demmelhuber begründet ihre Einschätzung mit dem Verbrauch „grauer Energie“ und listet detailliert auf, welche Materialien einst in welchen Mengen für den Studiobau verwendet wurden.
Denkmalschutz für den Studiobau des Funkhauses
Petitionen und Proteste
Wer sich gegen Abriss und Neubau wenden möchte, kann das Protestschreiben an die Geschäftsleitung des BR online unterzeichnen: Kein Abriss des Studiobaus! Ebenso wie die Online-Petition gegen die geplanten Kürzungen beim BR-Kulturprogramm.
Das Denkmalnetz Bayern spricht sich hingegen dafür aus, den Bau zu würdigen und zu erhalten. Beim Landesamt für Denkmalpflege heißt es derzeit, die Prüfung des Denkmalschutzes laufe noch. Auch der Bezirksausschuss Maxvorstadt setzt sich vehement für den Erhalt des Studiobaus ein, selbst dann, wenn sich bei der laufenden Prüfung herausstellen sollte, dass bei dem Gebäude der Denkmalschutz nicht greift.
Der BR hält indes an seinen Plänen fest und geht davon aus, dass der Studiobau nicht geschützt wird. Ein Sprecher verweist auf den Stand von 2021.
Hier geht´s zur Onlinepetition gegen Kürzungen und gegen den Abriss des Studiobaus.