Jobverluste im Berliner Verlag

„Aufgrund der sich drastisch verschlechternden Wirtschaftskonjunktur“ müsse man sich „von 38 Mitarbeitern trennen“, teilte die G+J-Tochter „Berliner Verlag“ Anfang November mit. Weitere 14 der insgesamt 513 Stellen fallen der natürlichen Fluktuation und anderen Maßnahmen zum Opfer.
„Alle Verlagsbereiche quer durch das Haus sind betroffen“, sagt Verlagsgeschäftsführer Torsten-Jörn Klein. Auch in der Redaktion des Boulevardblatts „Berliner Kurier“ werde es im Gefolge der Einführung eines neuen Redaktionssystems zu Jobverlusten kommen. Dagegen soll die Redaktion der „Berliner Zeitung“ einstweilen nicht betroffen sein, wie die Geschäftsführung auf einer Mitarbeiterversammlung am 8. November erklärte. Dass die Mitarbeiter noch vor Anhörung des gewerkschaftlichen Interessenvertretung von der Geschäftsleitung mit den geplanten Entlassungen konfrontiert wurden, bewertet der Betriebsrat als „inakzeptables Vorgehen“. Den vom Management angebotenen Sozialplan lehnte der Betriebsrat einstweilen ab, da er noch „erheblichen Klärungsbedarf“ sieht. Das Vorgehen des Verlags zeige, so Betriebsratsvorsitzende Renate Gensch, „wie die Geschäftsführung in Abstimmung mit Hamburg mit der Brechstange ihre Kürzungspläne durchsetzen will“. Sie begreift die „Restrukturierungsmaßnahme“ des Verlags als Versuch, „die Gunst der negativen Meldungen zu nutzen“, um bereits in Zeiten des Anzeigenbooms geplante Maßnahmen jetzt durchzuziehen. Maßnahmen, die noch drastischer ausfallen könnten. Nach Darstellung des Betriebsrats war in den Gesprächen mit der Geschäftsführung bislang immer von „59,5 + x abzubauenden Stellen“ die Rede. Das x bezieht sich dabei auf die „Berliner Zeitung“, deren Auflage sich weiterhin im Sinkflug befindet. In der Redaktion wartet man derweil immer noch auf den designierten Chefredakteur Uwe Vorkötter. Wann er die Freigabe seines gegenwärtigen Arbeitgebers „Stuttgarter Zeitung“ erhält, ist nach wie vor ungewiss. Vorgänger Martin E.Süskind war im Dissens über die geplante Sanierungspolitik bereits im Juni auf rüde Weise verabschiedet worden. Offenbar will der Verlag den neuen Chefredakteur nicht vorzeitig mit einer redaktionellen Sparorgie verprellen. Der kommissarische Chefredakteur Klaus Schrotthofer ahnt möglicherweise, was auf das Blatt zukommt. Er verlässt das Haus demnächst, um Bundespräsident Johannes Rau als Sprecher zu dienen. Verlagsgeschäftsführer Klein warnt schon mal vorsorglich: „Wir müssen uns warm anziehen für das Jahr 2002 – und zwar alle!“

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

ARD-Krimis werden barrierefrei

Untertitelung, Audiodeskription, Gebärdensprache – das sind die so genannten barrierefreien Angebote, die gehörlosen oder extrem schwerhörige Fernsehzuschauer*innen gemacht werden. Die ARD sendet fast alle neu produzierten Folgen ihrer Krimireihen „Tatort“ und „Polizeiruf 110“ auch mit Gebärdensprache. Beide Reihen seien „die ersten und aktuell die einzigen regelmäßigen fiktionalen Angebote mit Gebärdensprache in der deutschen Fernsehlandschaft“, erklärte die ARD.
mehr »

Pokerspiele der Süddeutschen Zeitung

Bei einer Betriebsversammlung des Süddeutschen Verlags am vergangenen Dienstag ruderte Geschäftsführer Dr. Christian Wegner etwas zurück. Er deutete an, dass der Stellenabbau in der Redaktion der Süddeutschen Zeitung (SZ) nicht ganz so dramatisch ausfallen könnte wie bislang befürchtet. In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass der Verlag in München für das laufende Jahr mit einem Abbau von 30 Vollzeitstellen plant. Die dju in ver.di kritisiert das Vorhaben scharf.
mehr »

Echte Menschen in Film und Fernsehen

Wie wird Künstliche Intelligenz das Filmgeschäft verändern? Und welche Auswirkungen hat die Technologie auf die Kreativen? Die Erwartungen an KI sind groß, die Befürchtungen aber auch. Denn Algorithmen können mit Hilfe von großen Datenmengen schon heute Stimmen oder Deepfakes erstellen. Auf der Fernseh- und Streaming - Messe MIPTV in Cannes beschäftigte das Thema die internationale Branche.
mehr »

Top Tarifergebnis im Kino

In den Tarifverhandlungen mit der Kino-Kette UCI (United Cinemas International GmbH) wurde am 19. Februar 2024 ein Tarifergebnis erzielt, das an vielen Stellen die ver.di-Forderungen erreicht, so auch den Einstiegslohn von 14 Euro. In der anschließenden Befragung der Mitglieder bis zum 4. März gab es keinerlei Ablehnung. Somit beschloss auch die ver.di-Tarifkommission einstimmig die Annahme des Tarifergebnisses.
mehr »