Lokale Engpässe

Stellenabbau bei der WAZ-Mediengruppe geht weiter

Der Personalabbau in den Redaktionen der vier Zeitungstitel der WAZ-Mediengruppe ist abgeschlossen. Ohne eine betriebsbedingte Kündigung. Dies gaben Ende September auf einer gemeinsamen Pressekonferenz die Geschäftsführung der WAZ-Mediengruppe und die Betriebsräte bekannt. Weitere Kürzungen soll es nun im Verlagsbereich geben.


Nach aktuellem Stand sind 287 tarifvertraglich geschützte Arbeitsplätze eingespart worden. „Durch zahlreiche Altersteilzeit-Regelungen konnten wir erreichen, dass die Jungen bleiben konnten und die Alten gegangen sind“, sagte der Betriebsratsvorsitzende der Westfälischen Rundschau, Jörg Tuschhoff. Die Personaleinsparungen, die einem Konzept der Unternehmensberatung Schickler folgten, haben allerdings, so die Betriebsräte, zu einer „extremen Arbeitsbelastung“ in den Lokalredaktionen geführt. Diese sind im Vergleich mit den neu eingerichteten zentralen Contentdesk in Essen und den Regio-Desks personell stark unterbesetzt. WAZ-Gruppengeschäftsführer Bodo Hombach meinte, es sei normal, dass es nach einem so massiven Umbau der Zeitungstitel zu Problemen komme. WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz versprach die Klagen der Kollegen ernst zu nehmen, und die Engpässe zu beheben. Hombach machte aber auch klar, dass es nicht zu Neu-Einstellungen kommt. „Wir haben mit der Tradition der Quersubventionierung gebrochen, jeder Titel muss sich jetzt betriebswirtschaftlich selber tragen.“ Wenn man die Kosten der Abfindungen heraus rechnete, würden die NRW-Titel mit Ausnahme der Westfälischen Rundschau inzwischen wieder schwarze Zahlen schreiben. Die anhaltenden Auflagenverluste der Titel nannte Hombach „ärgerlich“.
Weitere Personaleinsparungen stehen nun für die anderen Verlagsbereiche an. Hombach berichtete von einer Vertriebs-Kooperation mit anderen Zeitungsverlagen im Verbreitungsgebiet der WAZ-Titel, die etlichen Zustellern den Job kosten dürfte. Zu 40 Kündigungen ist es bereits bei den Beschäftigten der 44 Leserläden gekommen, die zukünftig in ein Shop-in-Shop-System überführt werden sollen. Bei der WAZ KG in Essen sollen insgesamt 186 Stellen eingespart werden. Dies wurde der Belegschaft Anfang Oktober auf einer Betriebsversammlung bekannt gegeben. 60 bis 70 Stellen sollen im Finanz- und Rechnungswesen wegfallen. Diese werden innerhalb von 18 Monaten, sobald die EDV vereinheitlicht ist, wahrscheinlich nach Erfurt zur Zeitungsgruppe Thüringen verlagert. Andere Bereiche wie die Hausmeisterei und die Poststelle sollen outgesourct werden. Bodo Hombach erklärte, dass sich die Geschäftsleitung bemühen wird, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Bei den nun anstehenden Gesprächen über den Sozialplan sollen ähnliche Regelungen (Teilzeit, Alterszeit, Abfindungen) gefunden werden wie beim Personalabbau in den Redaktionen.  

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Lokaljournalismus: Die Wüste droht

Noch sei es nicht so weit, aber von einer "Steppe" könne man durchaus schon sprechen, sagt Christian Wellbrock von der Hamburg Media School. Wellbrock ist Leiter von "Wüstenradar", einer Studie, die zum ersten Mal die bundesweite Verbreitung und zahlenmäßige Entwicklung von Lokalzeitungen in den letzten 30 Jahren unter die Lupe genommen hat. Sie erhebt, wie stark der Rückgang lokaler Medien inzwischen tatsächlich ist und warnt: In etlichen Regionen droht tatsächlich die Verbreitung von "Nachrichtenwüsten".
mehr »

„PR-Puppen“ proben den Aufstand 

Kreative, die der Tech-Konzern OpenAI (ChatGPT, DALL-E) zu einem geschlossenen Produkttest eingeladen hatte, leakten den Testzugang kürzlich und griffen OpenAI in einem Protestschreiben öffentlich an. Sie warfen dem Unternehmen u.a. vor, sie für Marketing und PR zu missbrauchen und Art Washing zu betreiben.Eine teilnehmende Person schildert M , wie es zu dem Leak kam und was Techkonzerne künftig bei der Zusammenarbeit mit Kreativen besser machen können.
mehr »

Klimaprotest erreicht Abendprogramm

Am 20. August 2018, setzte sich die damals 15jährige Greta Thunberg mit dem Schild “Skolstrejk för Klimatet“ vor das Parlament in Stockholm. Das war die Geburtsstunde von Fridays for Future (FFF) – einer Bewegung, die nach ersten Medienberichten international schnell anwuchs. Drei Jahre zuvor hatte sich die Staatengemeinschaft auf der Pariser Klimakonferenz (COP 21) völkerrechtlich verbindlich darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
mehr »

Mediatheken löschen ihre Inhalte

In Zeiten von Video-on-demand, Streaming und Mediatheken haben sich Sehgewohnheiten verändert. Zuschauer*innen  gucken wie selbstverständlich Filme, Serien, Dokus oder Nachrichten online. Private und öffentlich-rechtliche Fernsehsender pflegen daher inzwischen umfangreiche Mediatheken. Sendung verpasst? In den Online-Videotheken der TV-Anstalten gibt es nahezu alle Medieninhalte, um sie zu einem passenden Zeitpunkt anzuschauen, anzuhören oder nachzulesen. Irgendwann werden sie dann aber gelöscht.
mehr »