Die Bauer Media Group expandiert weiter auf dem internationalen Radiomarkt. Unlängst erwarben die Hamburger die Radiogruppe Orion in Großbritannien. Mit diesem Zukauf übernahm Bauer die Marktführerschaft auf dem lukrativen Radiomarkt der Insel. Mit zusätzlichen 1,25 Millionen Hörern liegt die Reichweite von Bauer in Großbritannien nun bei rund 17,4 Millionen. Weltweit hält das Medienhaus 106 Radiostationen in acht Ländern. Auch in Deutschland würde Bauer sich gern stärker engagieren. Als Hindernisse betrachtet man allerdings die „hohe Regulierungsdichte“ und eine „Blockadehaltung gegenüber neuer Technologie“.
Hierzulande ist der Heinrich Bauer Verlag vor allem für seine Aktivitäten auf dem Printsektor bekannt. Er ist Marktführer im Segment der Programmzeitschriften wie auch bei den wöchentlichen Frauen- und Jugendtiteln („Bravo“). Darüber hinaus hält das Unternehmen knapp ein Drittel der Anteile an RTL 2 sowie 25 Prozent an Radio Hamburg.
Durch die Übernahme von Orion verstärkt Bauer seine zuvor schon beachtliche Position auf dem britischen Radiomarkt. Bisheriger Eigner von Orion war nach Angaben des Branchendienstes „new business“ LDC, der Private Equity-Arm der Lloyds Banking Group. Orion Media besetzt demnach acht kommerzielle Stationen in den englischen Midlands mit einer wöchentlichen Reichweite von 1,25 Millionen Hörern. Nach der Übernahme verfügt Bauer Media UK nun über insgesamt 71 Radiosender. Dabei hört mehr als die Hälfte der Nutzer digital. Ein Wert, der nach Angaben von Bauer deutlich über dem Branchenschnitt anderer öffentlicher und kommerzieller Sender liegt. Besonders ausgeprägt ist die digitale Nutzung demnach bei den Hörern des „Absolute Radio Network“: mehr als 80 Prozent empfangen die Sender über digitale Endgeräte. Absolute Radio ist branchenführend in der Entwicklung von Anwendungen für das Internet sowie neuer innovativer Plattformen unter Einschluss von Mobile, WiFi-Radio, DAB, Smart TV und Xbox.
Auch in einigen anderen europäischen Ländern verfügt Bauer über starke Radio-Bastionen. In Polen ist die Gruppe größter Radio-Anbieter mit einem Marktanteil von fast 30 Prozent. Die drei Sender RMF FM, Radio MAXX und RMF Classic der Grupa RMF erreichen täglich rund 10 Millionen Hörer. Rádio Expres, der führende Radioanbieter in der Slowakei, kommt auf einen Marktanteil von etwa 23 Prozent. Auch in Skandinavien ist Bauer Marktführer in Schweden, Dänemark und Finnland, während in Norwegen Rang Zwei belegt wird. Erst 2015 erwarb Bauer die SBS-Radiogruppe. Allwöchentlich schalten mehr als 11 Millionen Menschen in Skandinaviern einen Sender aus dem Hause Bauer ein. Mit insgesamt rund 25 Millionen Hörern ist Bauer denn auch der größte Radioanbieter Europas.
Auf dem deutschen Hörfunkmarkt besitzt Bauer nur eine 25-Prozent-Beteiligung an Radio Hamburg, mit täglich einer Million Hörern das reichweitenstärkste Medium der Hansestadt. Interesse an einem stärkeren Engagement ist durchaus vorhanden. Allerdings vermisst Bauer ein klares Bekenntnis der Politik zum Digitalradio. „Es gibt wenig Wettbewerb, dafür eine hohe Regulierungsdichte und eine Blockadehaltung gegenüber neuer Technologie – das bremst die Weiterentwicklung der Gattung“, sagte Ende Juli Bauer-Konzerngeschäftsführer Andreas Schoo im Interview mit dem Branchendienst „Horizont“. Er beklagte darin „verkrustete Strukturen und Kleinstaaterei“. Daher sei hierzulande der Radioanteil am Werbemarkt wesentlich geringer als in anderen Ländern. Über den Digitalstandard DAB plus hofft Bauer nun eine stärkere Präsenz auf dem deutschen Markt zu erreichen. Falls die Politik mit der „Überregulierung“ im deutschen Rundfunksystem aufräume, werde Bauer sich finanziell am notwendigen Aufbau eines weiteren Multiplex beteiligen. Zudem solle die Politik neue Radiolizenzen nur noch dann erteilen, wenn die Sender auch DAB plus bedienten. „Wenn auf diese Weise Hörernachfrage entsteht, werden die Gerätehersteller und auch die PKW-Industrie für ihre Autoradios von ganz alleine reagieren“, sagte Schoo.
Die Bauer Media Group erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2014 einen Umsatz von rund 2,4 Milliarden Euro und beschäftigte rund 11.000 Mitarbeiter.