Streichkonzert für Sorbische Zeitung

Existenz des einzigartigen Traditionsblattes bedroht

Seit mehr als 150 Jahren erscheint Serbske Nowiny, die Tageszeitung für die kleine sorbische Minderheit. Doch wegen geplanter staatlicher Mittelkürzungen droht dem Traditionsblatt das Aus.

Über eine schlechte Versorgung mit eigenen Printmedien kann das kleine Volk der hiesigen Sorben eigentlich nicht klagen. In Cottbus erscheint die Wochenzeitung Nowy casnik. Auch die Kulturmonatsschrift Rozhlad (Umschau) sowie eine Kinderzeitschrift sorgen für eine lebendige Schriftkultur der traditionsbewussten Sorben. Wichtigstes Publikationsorgan aber ist Serbske nowiny, die Sorbische Zeitung, die unter den verbliebenen 60.000 Sorben in Brandenburg und Sachsen rund 2.000 Abonnenten erreicht. Und zwar werktäglich um 17 Uhr.

„Wir sind eine politische Zeitung“, sagt Benedikt Dyrlich, seit neun Jahren Chefredakteur der Serbske Nowiny im sächsischen Bautzen. Entsprechend diesem Anspruch berichtet die sechsköpfige Redaktion nicht nur über das sorbische Kulturleben, sondern bringt auch Nachrichten und politische Geschichten, vor allem aus den zweisprachigen Kreisen und Gemeinden der Lausitz.

Qualitätsverlust befürchtet

Künftig könnte die von den Lesern geschätzte Qualität der Berichterstattung einen Knick bekommen. Bislang lebte das Blatt zu rund 90 Prozent von öffentlichen Fördergeldern. Die Sorbische Stiftung wird zu jeweils 50 Prozent vom Bund sowie von den Ländern Brandenburg/Sachsen gespeist. Die Fördergelder in Höhe von 16 Millionen Euro fließen an diverse sorbische Projekte, unter anderem ein Theater, ein Musikensemble und den Bautzener Domowina-Verlag, den Herausgeber von Serbske Nowiny. Allein die Bundesregierung will ihren Anteil am Fördertopf von acht auf 7,25 Millionen Euro zurückfahren. Auch in den Kulturbürokratien der beteiligten Länder werden die Rotstifte gespitzt. Würden diese Sparpläne realisiert, kämen auf die kleine Redaktion von Serbsky Nowiny „harte Zeiten“ zu, fürchtet Dyrlich. „Schon in diesem Jahr ist unser Haushalt gedeckelt“, klagt er. An die 40.000 Euro konnten gespart werden, vor allem bei Farbe und Werbung, „weitere Einschnitte sind kaum möglich“. Das liegt vor allem an der Besonderheit des Blattes. Die Redaktion produziert die Zeitung komplett in einer Sprache, die von den Agenturen nicht angeboten wird. Selbst die von dpa übernommenen Meldungen müssen übersetzt werden, was nicht immer einfach ist. Nicht selten ist spezifische Kreativität gefragt: Was könnte „Familienlastenausgleich“ auf sorbisch bedeuten? Da keine Rechtschreibprogramme in sorbischer Sprache existieren, sind die Dienste einer Textredakteurin unabdingbar.

Die Umwandlung in eine Wochenzeitung kommt für Dyrlich einstweilen nicht in Frage. Auch auf das Niveau eines Vereinsblatts möchte er nicht „absacken“, um bisherige Leser nicht zu verprellen. Mit den drohenden Kürzungen will er sich nicht abfinden: „Wir brauchen den öffentlichen, auch innersorbischen Diskurs, und wir brauchen den deutsch-sorbischen Diskurs“. Als Lösung fordert er eine Novellierung des noch in der Kohl-Ära abgeschlossenen Finanzierungsabkommens, das eine ständige Reduzierung der Mittel vorsieht. Falls aufgrund eines Streichkonzerts das Volk der Sorben künftig auf seine Tageszeitung verzichten müsse, so Dyrlich, wäre dies „ein großer Verlust“.

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