Die Taz nimmt Abschied vom Papier

Draufsicht im Neubau
Foto: Christian von Polentz/ transitfoto.de

Als erste überregionale Zeitung wird die Taz ab Mitte Oktober 2025 unter der Woche nur noch als reine digitale Tageszeitung erscheinen. Die Wochenendausgabe wochentaz wird weiterhin gedruckt. Auf der Generalversammlung der Taz Verlagsgenossenschaft verkündete die Geschäftsführung der Taz den Zeitpunkt der sogenannten Seitenwende für die seit 1979 täglich erscheinende Tageszeitung aus Berlin.

Rund 77 Prozent der Ge­nos­s*in­nen stimmten am Samstag zu, dass der Weg, die tägliche Zeitung (Verkaufte Auflage: 42.215, davon ePaper: 21.120) ab 17. Oktober 2025 digital erscheinen zu lassen und nur noch die Wochenendausgabe der Taz  zu drucken, der richtige Weg sei, um das Fortbestehen der taz zu sichern. 13 Prozent der Genoss*innen stimmten mit „Nein“ und weitere 10 Prozent enthielten sich.

Seit 2018 verfolgte die Taz bereits das Ziel, den Rückgang im traditionellen Print-Abo-Geschäft zu kompensieren und dabei die Leser*innen-Reichweite zu steigern. Inzwischen ist die ehemalige Wochenend-Ausgabe (Verkaufte Auflage: 63.425, davon ePaper: 21.188) zur Wochenzeitung „wochentaz“ umbenannt. Sie wird auch weiterhin immer samstags bundesweit gedruckt erscheinen. Die tägliche Zeitungsausgabe hat eine eigene App, in der das ePaper auch nach der Einstellung des Drucks von Montag bis Freitag als abgeschlossenes Zeitungsprodukt erscheinen wird. Auch die Website der taz soll weiter ausgebaut werden und Mitte Oktober 2024 einen umfangreichen Relaunch erfahren.

Arbeitsplätze sollen bleiben

Was die Situation der Tazbeschäftigten angeht versicherte die Geschäftsführung dem Betriebsrat gegenüber, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben werde. Bereden müsse man dennoch eine Menge. Denn gerade in Punkto Arbeitszeiten sieht der Betriebsrat Regelungsbedarf. In der Belegschaft würde die Umstellung aber größten Teils positiv betrachtet. Schließlich komme der Schritt in die Digitalisierung nicht aus heiterem Himmel.

„In der Umstellung auf die Digitalausgabe unterstützen wir den Betriebsrat aktiv in Gesprächen über Beschäftigungssicherung,“ sagt Jörg Reichel Geschäftsführer der dju in ver.di Berlin-Brandenburg. „Wir erwarten, dass im Rahmen des Seitenwechsels die Taz weiterhin jährlich die Gehälter um 2,5 Prozent erhöht und dass die von der Umstellung betroffenen Beschäftigten in die neuen digitalen Prozesse mitgenommen und gut eingearbeitet werden. Wir erwarten, dass es zu keinerlei betriebsbedingten Kündigung kommt,“ fordert Reichel.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Gemeinsame Standards für Medienfreiheit

In Brüssel wird der European Media Freedom Act (EMFA) bereits als "Beginn einer neuen Ära" zelebriert. Ziel der Verordnung ist es, die Unabhängigkeit und Vielfalt journalistischer Medien in der EU in vielfacher Hinsicht zu stärken. Doch wie er von den Mitgliedsstaaten  - vor allem dort, wo etwa die Pressefreiheit gefährdet ist wie Ungarn und der Slowakei - umgesetzt wird, zeigt sich erst im kommenden Sommer.
mehr »

Filmtipp: Die Saat des Heiligen Feigenbaums

Die Alten hüten die Asche, die Jungen schüren das Feuer. Konflikte zwischen den Generationen sind vermutlich so alt wie die Geschichte der Menschheit. Zumindest im Westen haben die im Rückblick als „68er-Bewegung“ zusammengefassten Proteste für tiefgreifende gesellschaftliche Umwälzungen gesorgt. Angesichts des Klimawandels könnte sich das Phänomen wiederholen. Mohammad Rasoulofs Familiendrama, deutscher „Oscar“-Kandidat, beschreibt anhand der Demonstrationen im Iran, wie sich die Alten wehren.
mehr »

Die Zukunft der Filmförderung

In der morgigen Plenarsitzung des Bundestages wird über die Zukunft der deutschen Filmwirtschaft entschieden, der vom Bundestagsausschuss für Kultur und Medien beschlossene Gesetzentwurf zum Filmfördergesetz (FFG) steht zur Abstimmung auf der Tagesordnung. ver.di begrüßt eine Reform der Filmförderung, denn in Zukunft müssen Filmproduktionen Tarif- und Urheber-Vergütungen verbindlich einhalten.
mehr »

KI-Lösungen: Heise macht es selbst

Das Medienhaus „Heise Medien“ hat kürzlich das auf generative Künstliche Intelligenz (KI) spezialisierte Medienhaus „Deep Content“ (digitale Magazine „Mixed“ und „The Decoder“) aus Leipzig gekauft. Damit will Heise die Zukunft generativer KI mitgestalten. „Deep Content“ entwickelte mit „DC I/O“ ein professionelles KI-gestütztes Workflow-Framework für Content-Teams und Redaktionen. Bereits seit Juni dieses Jahres kooperiert Heise mit „Deep Content“ bei der Produktion des Podcasts „KI-Update“. Hinter der Übernahme steckt die Idee, den neuen Markt weiter zu erschließen und hohe Gewinne einzufahren.
mehr »