72 Angriffe auf die Pressefreiheit

Rechte Demo

Gewalt gegen Journalist*innen

Die aktuelle Ausgabe des Monitoring-Berichts von Media Freedom Rapid Response (MFRR) dokumentiert und analysiert die Verletzungen der Medienfreiheit, die sich in der ersten Jahreshälfte 2024 in Europa ereignet haben. In Bezug auf Deutschland wurden 72 Vorfälle registriert, von denen 116 Medienschaffende oder -einrichtungen betroffen waren. Der Bericht stellt eine neue Qualität von Protesten fest, in deren Kontext es auch zu Einschränkungen der Medienfreiheit kam.

So etwa bei den Bauernprotesten zu Jahresbeginn, bei denen die Auslieferung von Zeitungen blockiert wurde, Vandalismus und Hakenkreuzschmierereien an Redaktionsgebäuden. Aber auch gewaltsame Übergriffe auf Demonstrationen, insbesondere auf Kameraleute, sowie Nachstellungen und Drohungen mit einem Messer zählen zu den dokumentierten Vorfällen. Ebenso wie ein gewaltsamer Übergriff auf einen Videojournalisten und seine Ingewahrsamnahme durch die Polizei. Schließlich werden juristische Angriffe, etwa auf die Redaktion von Correctiv nach ihrem Bericht über das Potsdamer Treffen von Rechtsextremisten, als Einschüchterungsversuche auf Medienschaffende und die Medienfreiheit allgemein im Bericht aufgeführt.

Bilanz ist alarmierend

„Der MFRR-Report schlüsselt auf, mit welcher komplexen Bedrohungslage Journalist*innen zu tun haben. Die Bilanz ist alarmierend und wirft ein schlechtes Licht auf die Verfassung unserer Demokratie. Unliebsame Berichte gewaltsam verhindern zu wollen, ist zutiefst antidemokratisch. Die geringe Aufklärungsquote von Straf- und Gewalttaten gegen Medien taugen aber auch nicht zur Abschreckung“, kritisiert Tina Groll, Vorsitzende der dju in ver.di.

Europakarte
Quelle: MFRR

Dass die Ausübung ihrer Arbeit für Medienschaffende gefährlicher wird, mahnt auch die dju in ver.di seit Jahren an, zum Beispiel mit ihrem Demo-Monitoring.

„Angriffe auf Medienvertreter*innen müssen endlich von Polizei und Staatsanwaltschaften konsequent verfolgt und geahndet werden,“ fordert Groll.

Medienhäuser als Arbeit- und Auftraggeber müssten Verantwortung übernehmen und sich dem Schutzkodex anschließen. Damit sicherten sie ihren Mitarbeitenden konkrete Schutzmaßnahmen zu. Notwendig seien auch Unterstützungsstrukturen für Medienschaffende, die juristisch eingeschüchtert werden. „Es gibt viel zu tun, um Artikel 5 unserer Verfassung zu verteidigen,“ konstatiert die dju-Vorsitzende.


Mehr zum Schutzkodex

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von SoundCloud. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

COP30 und der Klimajournalismus

Die Weltklimakonferenz in Belém bringt das Thema Klimaschutz zurück auf manche Titelseiten. Aber welche Rolle spielt das Klima im Alltag in deutschen Medien? Alexandra Endres (table.media) und Torsten Schäfer (FH Darmstadt) beobachten das Geschehen schon länger und nehmen die CPO30 zum Anlass, um für eine Sendung des Deutschlandfunks darüber zu diskutieren.
mehr »

Ver.di: Deutsche Welle nicht kürzen

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) kritisiert die geplante Etat-Senkung bei der Deutschen Welle, mit der eine Schrumpfung des deutschen Auslandssenders einhergehen wird. Stattdessen müsse eine ausreichende Finanzierung durch Bundesmittel gewährleistet werden.
mehr »

Schon entdeckt? Wie Rechte reden

Jede Woche die Analyse eines rechten Zitats – ob aus dem Bundestag oder beim Weihnachtsessen mit der Familie. Das bietet der Newsletter „Wie Rechte reden“ von Maria Timtschenko und Johannes Giesler. Denn: „Die Neue Rechte ist da“, wie die Autor*innen in der Ankündigung ihres Newsletters schreiben.
mehr »

RSF: Exilmedien als Quelle

Sie decken Korruption und Unterdrückung auf, wo ausländische Korrespondent*innen keinen Zugang haben: Exilmedien sorgen dafür, dass zuverlässige Informationen aus geschlossenen Diktaturen weiterhin verfügbar bleiben. In Kooperation mit dem JX Fund stellt Reporter ohne Grenzen (RSF) dar, wie wichtig Exiljournalist*innen in der internationalen Berichterstattung sind.
mehr »