Fotograf siegt gegen „Focus“

Schadensersatz über 10 000 DM

Das Münchener Magazin „Focus“ muß einem Fotografen aus Seelze bei Hannover Schadensersatz in Höhe von mehr als 10000 Mark zahlen. Das hat das Oberlandesgericht (OLG) Celle im Mai in zweiter Instanz entschieden und damit dem Kläger Recht gegeben. „Focus“ hatte vier Bilder auf einer CD-ROM verwendet, ohne zuvor das Einverständnis des Fotografen Paul-Ernst Kämmer einzuholen.

Außerdem darf „Focus“ die insgesamt elf Bilder, die Kämmer für die Artikelserie „Die 500 besten Ärzte“ geliefert hatte, nicht mehr selbst nutzen oder sie Dritten überlassen. In seiner Urteilsbegründung erklärte das OLG Celle die Geschäftsbedingungen des Fotografen für gültig. Sie sehen bei einer unberechtigten Verwendung der Bilder einen Schadensersatz in der fünffachen Höhe des Nutzungshonorars vor – in diesem Fall 600 Mark pro Bild. Das OLG Celle widersprach damit der Auffassung des Landgerichts Hannover, das in erster Instanz die Geschäftsbedingungen als unwirksam bezeichnet und Kämmers Forderungen weitgehend zurückgewiesen hatte.

Es war nicht das erste Mal, daß der Fotograf Ärger mit „Focus“ hatte. Vor vier Jahren hatte er dem Magazin für dessen Artikelserie „Die 500 besten Ärzte“ elf Fotos zur Verfügung gestellt. Aus der Serie wurde ein Buch, in dem die elf Fotos Kämmers abgedruckt wurden, und zwar ohne dessen ausdrückliche Zustimmung. Damals einigte man sich, der Fotograf erhielt Schadensersatz. Die zweite Auflage des Buches enthielt ebenfalls Kämmers Bilder, wieder ohne dessen Zustimmung. Auch diesmal erhielt Kämmer Schadensersatz.

Doch als er im Februar 1995 die Computermesse CeBIT in Hannover besuchte, entdeckte Kämmer auf einer Demo-CD vier seiner Bilder. Auf dieser geplanten CD sollte sich unter anderem der „Focus Ratgeber Medizin“ befinden, der wiederum auf der Focus-Serie „Die 500 besten Ärzte“ beruhte – mit Kämmers Fotos. Von der Verwendung seiner Bilder hatte Kämmer nichts gewußt.

„Focus“ zahlte zwar 2000 Mark, und auf der später erschienenen CD wurden keine Bilder von Kämmer verwendet. Doch Kämmer hatte mit Hinweis auf seine Geschäftsbedingungen und Sonderhonorare insgesamt mehr als 16000 Mark verlangt. Als „Focus“ nicht zahlen wollte, zog Kämmer vor Gericht – mit Rechtshilfe der IG Medien. Az. 13 U 81/96 + 13 U 139/96

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Schutz vor zu viel Stress im Job

Immer weiter, immer schneller, immer innovativer – um im digitalen Wandel mithalten zu können, müssen einzelne Journalist*innen wie auch ganze Medienhäuser sich scheinbar ständig neu erfinden, die Belastungsgrenzen höher setzen, die Effizienz steigern. Der zunehmende Anteil und auch Erfolg von KI-basierten Produkten und Angeboten ist dabei nur das letzte Glied in der Kette einer noch nicht abgeschlossenen Transformation, deren Ausgang vollkommen unklar ist.
mehr »

Für eine Handvoll Dollar

Jahrzehntelang konnten sich Produktionsfirmen auf die Bereitschaft der Filmschaffenden zur Selbstausbeutung verlassen. Doch der Glanz ist verblasst. Die Arbeitsbedingungen am Set sind mit dem Wunsch vieler Menschen nach einer gesunden Work-Life-Balance nicht vereinbar. Nachwuchsmangel ist die Folge. Unternehmen wollen dieses Problem nun mit Hilfe verschiedener Initiativen lösen.
mehr »

Tarifverhandlungen für Zeitungsjournalist*innen

Bereits Ende Mai haben die Tarifverhandlungen zwischen der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di und dem Zeitungsverlegerverband BDZV begonnen. Darin kommen neben Gehalts- und Honorarforderungen erstmals auch Regelungen zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zur Sprache.
mehr »

Für mehr Konfrontation

Die Wahlen zum EU-Parlament endeten – nicht unerwartet – in vielen Mitgliedsstaaten mit einem Rechtsruck. In Frankreich, Italien, Österreich, Belgien, den Niederlanden und anderswo wurden eher euroskeptische, nationalistische, migrationsfeindliche Kräfte der extremen Rechten gestärkt. Auch in Deutschland haben 16 Prozent der Bürger*innen, mehr als sechs Millionen Menschen für die rechtsextreme, völkische AfD gestimmt – trotz NS-Verharmlosungen, China-Spionage und Schmiergeldern aus Russland. Immerhin sorgte die große Protestwelle der letzten Monate, die vielen Demonstrationen für Demokratie dafür, dass die AfD-Ausbeute an den Wahlurnen nicht noch üppiger ausfiel. Noch Anfang…
mehr »