Antifaschistisches Infoblatt

Die wirtschaftliche Krise birgt die Gefahr, dass durch Angst vor Sozialabbau und Jobverlust rassistische und rechtsextreme Antworten wieder populärer werden. Bisher scheint es, als können neonazistische Parteien in der Bundesrepublik nicht durch die Krise profitieren. Das liegt unter anderem daran, dass seit Jahren antifaschistische Kampagnen energisch gegen rassistische Stereotypen und Vorurteile eintreten. Das inhaltliche Fundament liefert ihnen insbesondere das Antifaschistische Infoblatt (AIB) aus Berlin. Die bundesweit erscheinende Zeitschrift berichtet beständig über Entwicklungen der extremen Rechten und antifaschistische Aktivitäten – bundesweit und international.
Erstmals 1987 publiziert zählt das AIB heute zur Pflichtlektüre für kritische Journalistinnen und Journalisten sowie für Aktive aus der antifaschistischen Praxis. Das Heft liefert Hintergrundartikel, die in kommerziell ausgerichteten Medien in dieser Ausführlichkeit nur selten Platz finden. Auf die wirtschaftliche Unabhängigkeit des AIB legt die Redaktion besonders viel Wert, was Autor Markus Ragusch gegenüber M bestätigte: „Unsere Zeitschrift bekommt keinerlei staatliche Zuwendungen und finanzielle Unterstützung von Parteien. Uns ist es wichtig, jederzeit unabhängig und kritisch zu berichten, ohne die Sorge zu haben, dass sich Sponsoren auf den Schlips getreten fühlen“.
Auf den Schlips getreten fühlen könnten sich zum Beispiel Gliederungen der „Vertriebenenverbände“, einige Studentenverbindungen oder konservative Denkfabriken, die als Schnittstelle zum Rechtsextremismus gelten. Über diese Organisationen berichtet das AIB regelmäßig und ausführlich. Unter besonderem Augenmerk des AIB liegen zudem neonazistische Organisationen und Parteien wie die NPD oder die netzwerkähnliche Struktur von Kameradschaften – sie selbst bezeichnen sich auch als „Autonome Nationalisten“.
Oft widersprechen die Recherchen des AIB den offiziellen Verlautbarungen von Politikern und Sicherheitsbehörden, insbesondere wenn Neonazismus bagatellisiert oder bei Übergriffen eilig ein rechtsextremer Hintergrund ausgeblendet wird.
Die Zeitschrift beschäftigt sich darüber hinaus auch mit den geistesgeschichtlichen Aspekten der extremen Rechten sowie mit deren ideologischen Bezügen. Die Aufarbeitung der Geschichte des Nationalsozialismus rundet die inhaltliche Vielfalt ab. In der Sommerausgabe wurde etwa darüber berichtet, wie US-Geheimdienste nach 1945 auf das Wissen von Ärzten, Medizinern und Wissenschaftlern zurück griffen, die zuvor an Verbrechen der Nazis unter anderem in den KZ beteiligt waren.
Das Antifaschistische Infoblatt erscheint alle drei Monate und kooperiert mit regionalen Zeitschriften. Seit 1988 arbeitet die Redaktion zudem mit antifaschistischen Initiativen in Europa und Nordamerika zusammen. Ein Schwerpunkt ist die Berichterstattung über die internationalen Netzwerke, die den Vertrieb von Neonazimusik organisieren.
www.antifainfoblatt.de
 
 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Medienkompetenz live und vor Ort

Daß Medienkompetenz nicht nur digital, sondern auch im real life vermittelt werden kann  zeigt ein Projekt aus Berlin. Durch aktive Medienarbeit möchte das Meko Neukölln Kinder und Jugendliche darin stärken, ihre Stimme zu erheben, sich einzubringen und an der Gesellschaft teilzuhaben. Die Angebote sollen die Teilnehmenden befähigen, sich selbst auszudrücken und ihre Sichtweisen und Erfahrungen zu teilen.
mehr »

Erziehung zur digitalen Mündigkeit

Wie kann man Kinder und Jugendliche bei der Social-Media-Nutzung vor Gefahren wie Cybergrooming oder -mobbing schützen, ohne ihnen Teilhabe- und Befähigungschancen in der digitalen Welt zu verbauen? Die aktuelle Debatte wird hitzig geführt. Antworten reichen von einem Verbot für Tiktok, Instagram und Co für unter 16-Jährige bis hin zur Stärkung von „digitaler Mündigkeit“ der User und rechtlicher Regulierung der Anbieter.
mehr »

EU ringt um digitale Regulierung

Trump droht mit Sanktionen. Denn einige US-amerikanische Online-Plattformen werden künftig etwas weniger Gewinn machen als bisher, wenn sie sich um Content-Moderation kümmern müssen. Schließlich will die EU Youtube, Instagram, X und andere verpflichten, illegale Inhalte von ihren Plattformen zu entfernen und ihre Funktionsweisen transparenter zu machen. Diese Eingriffe würden Sanktionen zufolge haben, verlautbarte der US-Präsident. Sanktionen als Preis dafür, die Orte gesellschaftlicher Auseinandersetzung weniger hasserfüllt zu gestalten?
mehr »

Die Krux mit der KI-Kennzeichnung  

Soziale Netzwerke wie Instagram oder TikTok werden mit Inhalten geflutet, die künstlich erschaffen oder manipuliert wurden. Für Nutzer*innen ist es mitunter kaum möglich zu unterscheiden, was „echt“ ist und was nicht. Waren Fälschungen in Zeiten, als generative KI nicht allgemein zugänglich war, zumeist aufwändig, lassen sich heute sekundenschnell realistisch wirkende Bilder und Videos erzeugen.
mehr »