Schon entdeckt? Contraste

Anders arbeiten, anders leben – das ist das Thema der Monatszeitung CONTRASTE, und auch die Herstellung funktioniert anders als üblich. Vierzig Redakteure und Redakteurinnen und zwanzig Fach- und Regionalredaktionen arbeiten ohne Bezahlung, Redaktionstreffen gibt es nur einmal im Jahr, sonst verständigt man sich elektronisch. Die Berichte stammen meistens aus erster Hand. Authentizität ist den BlattmacherInnen besonders wichtig.
1984 hatte sich die Alternativzeitung als „Wandelsblatt“ gegründet – damals getragen von den in den siebziger Jahren aufgekommenen selbstverwalteten Betrieben und Kommunen. Und sie bekam es sogleich mit dem „Kadi“ zu tun: Das Handelsblatt wehrte sich gerichtlich gegen eine angebliche Verwechslungsgefahr. Aufgrund des hohen Streitwerts musste David gegen Goliath schon vor der ersten Instanz aufgeben, konnte sich aber trotz der Vergleichskosten – nun als Contraste – behaupten.
Im Oktober 2009 feiert das ehrenamtliche Zeitungsprojekt sein 25jähriges Jubiläum. Der Abo-Preis von 45 Euro jährlich muss Druck-, Vertriebs- und sonstige Kosten decken. Die Druckauflage beträgt 2.200 Exemplare.
„AktivistInnen aus den unterschiedlichsten Bewegungen verfolgen mit der Herausgabe das Ziel, zu den von Globalisierung, Sozialabbau, Massenarbeitslosigkeit und Umweltzerstörung geprägten herrschenden Verhältnissen Alternativen öffentlich zu diskutieren, Entwicklungen aufzuzeigen, eigene Utopien zu entwickeln und diese zu erproben. Regelmäßige Berichte informieren über Neugründungen und Aktivitäten von Projekten, Selbsthilfeinitiativen, selbstverwalteten Betrieben, Genossenschaften, politischen Kommunen. Die Auswahl der monatlichen Beiträge und Berichte erfolgt unabhängig und undogmatisch“, heißt es in der Selbstdarstellung der Contraste.
Jede Ausgabe bringt neben Artikeln über Aktuelles aus der Selbstorganisationsszene und Buchrezensionen einen vierseitigen Schwerpunkt, der ein Thema vielfach – oft auch kontrovers – beleuchtet. „Beitragen statt tauschen – Peer Ökonomie“ lautete es im Januar 2009, „Betriebliche Selbstverwaltung“ im Februar. „Interkulturelle Gärten“ wurden umfassend vorgestellt. „Alte in Gemeinschaft“ war ebenso Schwerpunktthema wie „Gewaltfreie Kommunikation“ und Musik als kooperative Kunst. Als erstes deutsches Medium berichtete Contraste über den Start der „Ökonux“-Bewegung – die Anwendung der „Linux“-Prinzipien (Lizenzfreiheit, „Copylinks“ etc.) auf weitere ökonomische Gebiete. Und früh schon informierte das Blatt über wertkritische Positionen, wie sie in den 90er Jahren im Umkreis der Zeitschrift „Krisis“ entwickelt worden sind. „Wertkritik“ heißt in diesem Kontext: Kritik nicht nur des Gewinnmaximierungsprinzips, sondern der Warenförmigkeit allen Wirtschaftens und Lebens. Der erste Umsonstladen wurde vorgestellt und in der Folge die Gratisökonomie in ihren verschiedenen Facetten. Der zweite Kongress „Solidarische Ökonomie“ in Wien bildet den Schwerpunkt der aktuellen Nummer im April 2009 – bunt gemischt wie die Projekte selbst, deren Spiegel die Zeitung sein will.
Info: www.contraste.org

Weitere aktuelle Beiträge

Die unendliche Krise des RBB

Der Schock sitzt nach wie vor tief. „2025 wird ein Schicksalsjahr für den RBB“, so die unfrohe Botschaft von Intendantin Ulrike Demmer Ende Januar auf einer Informationsveranstaltung vor der fassungslosen Belegschaft. Was folgte, war ein radikales Sanierungsprogramm für den Sender. Insgesamt 22 Millionen Euro will die Geschäftsleitung am Personal- und Honoraretat einsparen. Das entspricht 10,2 Prozent der bisherigen Aufwendungen und ziemlich genau 254 Vollzeitstellen.
mehr »

Gleichstellung im Journalismus

Lag vor 10 Jahren der Frauenanteil im Journalismus noch bei knapp über 40 Prozent, sind mittlerweile 44 Prozent der Journalist*innen weiblich. Das hat das Leibniz-Institut für Medienforschung ermittelt. In wenigen Jahren kann man möglicherweise von einem Gleichstand sprechen, was die Anzahl der Journalistinnen betrifft. Doch Frauen verdienen auch in den Medien noch immer weniger als Männer. Politischer und gewerkschaftlicher Druck sind noch immer notwendig.
mehr »

Danica Bensmail: „Widerstände spornen an“

Danica Bensmail hat am ersten März das Amt der dju-Bundesgeschäftsführung übernommen. Ein Gespräch mit „der Neuen“ über kaltes Wasser, die Bedeutung von Paarhufern für Diversity in den Medien und Treppengeländer. Danica Bensmail ist erst wenige Wochen im Amt – eine kleine Ewigkeit und ein Wimpernschlag zugleich. „Die ersten 48 Stunden waren ein wenig wie der sprichwörtliche Wurf ins kalte Wasser“, sagt Danica und lacht. Aber alles halb so wild, so eine Abkühlung belebe schließlich die Sinne.
mehr »

Mehr Vielfalt statt Einfalt im TV

Die vielfach ausgezeichnete Britcom „We Are Lady Parts“ über eine islamische Mädchen-Punkband in London ist eines der vielen Beispiele von „Diversity“-Formaten, die in der Coronazeit einen regelrechten Boom erlebten. Die neue zweite Staffel der Comedy war vor kurzem für den renommierten Diversify TV Awards nominiert. Deutsche Anwärter waren diesmal nicht vertreten.
mehr »