Drehscheibe

700 Ausgaben, 19.740 Storys – die drehscheibe sammelt seit 30 Jahren Konzepte und Geschichten aus Lokalredaktionen und Regionalzeitungen. Das Journalistenmagazin der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) publiziert die innovativsten und kreativsten Ideen von Lokalredakteuren aus Deutschland, der Schweiz und Österreich, bis zu 150 Zeitungen werden dafür täglich ausgewertet.

Vorschläge aus den Redaktionen selbst kommen hinzu. Hervorgegangen aus einer „zusammengetackerten“ Blattsammlung von Werkstattberichten des 1975 aufgelegten bpb-Lokaljournalistenprogramms versteht sich das am 1.November 1981 erstmals erschienene Magazin bis heute als Forum für gekonnten Lokaljournalismus. Der damals provokative Grundgedanke für Qualität ist derselbe geblieben: „Wir drucken Geschichten, die vorbildlich sind, die man nachspielen und, wenn man ehrgeizig ist, besser machen kann“, sagt drehscheibe-Gründer Dieter Golombek.
Fürs Jubiläumsheft wurden 30 Geschichten aus drei Jahrzehnten herausgesucht, Macherinnen und Macher erinnern sich: 1985 an einen Integrationstest als Rosenverkäufer in der Heilbronner Stimme, 1989 an die Zeitungsaktion für DDR-Flüchtlinge in der Passauer Neuen Presse, 1992 an einen Gauck-Behördenbesuch in der Lausitzer Rundschau, 1994 an die Story über städtische Beerdigungsvorschriften für nichtverheiratete Paare im Bonner Generalanzeiger, 1997 an eine Glosse über öffentliches Urinieren in der Oberhessischen Presse oder 2004 und 2006 an die Tagesspiegel-Serien „Wie retten wir Berlin“ und „Wie funktioniert die Stadt?“ Letztes Jubiläumsbeispiel aus dem Jahr 2010 ist die Glücksausgabe der Pforzheimer Zeitung.
„Ideenklau ist Sinn der Sache, denn jede Zeitung greift das Thema anders auf, gibt ihm den eigenen Dreh, die eigene Optik.“ Berthold L. Flöper, der Leiter des bpb-Lokaljournalistenprogramms, beobachtet trotz aller Kritik am Lokaljournalismus die Bemühungen um bessere Qualität. Vielerorts werde schon konzeptioneller gearbeitet und weniger Terminjournalismus betrieben. „Große politische Themen werden auf die lokale Ebene herunter gebrochen, Lokalteile sind magaziniger geworden.“ Die von der drehscheibe aufgegriffenen guten Beispiele zeigten: „Der Kreativität und Vielfalt des Lokaljournalismus sind kaum Grenzen gesetzt.“
Nach wie vor ist die in 500er Auflage gedruckte, 14 mal jährlich erscheinende, von der Agentur Raufeld Medien redaktionell betreute drehscheibe Impulsgeber für viele Lokalredaktionen. „Die Printausgabe ist beliebt, wird weitergereicht, obwohl wir auch ein pdf-Angebot haben, bei facebook präsent sind und jetzt über eine App nachdenken“, sagt Flöper. Der drehscheibe-Service vervollständigt das Angebot mit Ideenlisten. Er sammelt das Know-how aus den Magazinen, aus Seminar-Dokumentationen und Jahrbüchern.
Das jährliche Forum Lokaljournalismus hat sich inzwischen zu einem gut besuchten Branchentreffen entwickelt, das nächste Mal im März 2012 in Bremerhaven bei der Nordseezeitung. Lokaljournalismus hat auch künftig eine hohe Relevanz in allen Lesergruppen, deshalb wird die aus dem Netzwerk der Lokaljournalisten gespeiste drehscheibe die Redaktionen weiter begleiten. Die 700. Ausgabe, so Flöper, „soll auch Lust machen auf das, was noch kommt.“

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Top Tarifergebnis im Kino

In den Tarifverhandlungen mit der Kino-Kette UCI (United Cinemas International GmbH) wurde am 19. Februar 2024 ein Tarifergebnis erzielt, das an vielen Stellen die ver.di-Forderungen erreicht, so auch den Einstiegslohn von 14 Euro. In der anschließenden Befragung der Mitglieder bis zum 4. März gab es keinerlei Ablehnung. Somit beschloss auch die ver.di-Tarifkommission einstimmig die Annahme des Tarifergebnisses.
mehr »

Einschüchterungsversuche der Hohenzollern

Eine Studie der Universität Leipzig hat am Beispiel der deutschen Adelsfamilie Hohenzollern untersucht, wie kritische Berichterstattung und Forschung durch gezielte Anwaltsstrategien beeinflusst oder behindert werden sollen. Die Kommunikationswissenschaftler*innen haben dabei die Wirkung von SLAPPs (Strategic Lawsuits Against Public Participation) aus Sicht der Betroffenen nachvollzogen. Verunsicherung und Einschränkung der Arbeitsfähigkeit sind direkte Folgen bei ihnen.
mehr »

Honoraruntergrenzen bei der Kulturförderung

Claudia Roth will ein Versprechen einlösen und Mindeststandards für Honorare von Freien bei der Kulturförderung des Bundes sichern. Laut Ampel-Koalitionsvertrag von 2021 sollten öffentliche Gelder für die Kultur an faire Vergütung gekoppelt sein. Nun, so die Kulturstaatsministerin, werden „für den Kernbereich der Bundeskulturförderung“ Mindesthonorare für Künstler*innen und Kreative eingeführt.
mehr »

Verwaltungsräte treten aus dem Schatten

Die Verwaltungsräte der Öffentlich-rechtlichen Sender sind mächtig. Sie überwachen und kontrollieren die Geschäftsführung des Intendanten oder der Intendantin, soweit es nicht um die inhaltliche Gestaltung des Programms geht. Außerdem legen sie den Haushaltsplan und den Jahresabschluss fest, kontrollieren die Beteiligung an Unternehmen und vieles mehr. Ihre Beschlüsse fassen sie nicht öffentlich.
mehr »