Engagierte Medien abseits des Mainstreams sind hochinteressant, aber wenig bekannt. Deshalb stellt M mit dieser neuen Rubrik in jedem Heft eines davon vor.
Courage
Begonnen hat die in Wuppertal erscheinende Zeitschrift Courage als schlichte Info des 1991 gegründeten Frauenverbandes Courage e.V. Doch der selbstgewählte Anspruch der heute bundesweit rund 800 im Verband organisierten Frauen zur „kämpferischen Interessenvertretung und für gesellschaftliche Anerkennung“ ging von Anfang an über die innere Nabelschau hinaus. Ganz schnell wandte sich deshalb „ehrenamtlich und nebenbei“ ein Kern aktiver Mitgliedsfrauen dem Zeitungsmachen zu. Mit Erfolg. Seit nahezu 15 Jahren erscheint die Courage alle zwei Monate auf 24 Seiten mit Berichten, Diskussionen, Hintergrundinformationen zu den vier Säulen Interessenvertretung, gegenseitige Unterstützung, Bildung, Kultur und Feste. Die Ausrichtung ist streng antifaschistisch, aber parteipolitisch, weltanschaulich und kulturell offen.
Frauen aus 20 Nationen gehören zum Verband, sie sollen sich und ihre Probleme im Blatt wiederfinden und ausstrahlen. Viele Fotos widerspiegeln aktives Verbandsgeschehen oder setzen politische und gesellschaftliche Themen optisch um. Immer sind Leserinnen-Briefe dabei. Auch Koch- und Buchtipps gehören dazu. Und ganz wichtig: die Kontaktadressen der Courage-Gruppen fürs Netzwerk, die Infos zum Aufbau der Courage-Zentren in verschiedenen Städten, die jedes Mal einen Aufschwung im Verbandsleben bringen. Die einst „bewusst“ mit dem feministischen Hintergrund der alten Bundesrepublik gewählte lila Blattfarbe, mit der Fotos eingefärbt und Überschriften unterlegt werden, wird heute skeptischer gesehen. „Es könnte inzwischen auch eine andere sein“, sagt Ingrid Bittel vom Redaktionsteam, zu dem zwei Verbandskolleginnen, eine Layouterin und ein Layouter gehören. „Aber lila hat hohen Wiedererkennungswert.“
Die hauptberufliche Arzthelferin ist seit sechs Jahren engagierte Courage-Redakteurin, schreibt und fotografiert, redigiert Beiträge der Verbandsfrauen, holt Meinungen ein, verarbeitet Meldungen aus dem In- und Ausland. Vieles liest sich auch für Nichtmitglieder interessant, macht neugierig.
„Aktualität ist bei einem Zweimonatsblatt schwierig, wir müssen uns dazu übergreifende Gedanken machen“, bekennt Ingrid Bittel, die bei aller unterdes erworbener Professionalität mit ihrem Team vor Drucklegung „Nächte mit sehr wenig Schlaf“ hat. Nach jedem Erscheinen gibt’s „Manöverkritik“. Mehr „Pep“ soll ins Blatt. „Wir wollen mehr Auseinandersetzung zu den aufgeworfenen, vor allem den frauenpolitischen Themen, noch mehr gute Streitkultur.“ Aber das sei schwierig, denn auch die Mitglieder – Ärztinnen, Lehrerinnen, Hausfrauen etc. – schreiben nur mal im Nebenberuf.
Stolz ist die Courage-Redaktion, dass sie knapp kostendeckend arbeitet – „Spenden und Anzeigen sind bei einem Zweimonatsblatt eher selten“, konstatiert Gaby Koch von der Wuppertaler Bundesgeschäftsstelle, in der Abo-Verwaltung und Versand organisiert werden. Gern würden die Frauen das Blatt alle sechs Wochen machen – Stoff gäbe es genug – aber das übersteige die finanziellen und personellen Kräfte. Die meisten der 2000 Exemplare der jeweiligen Auflage werden über die Courage Gruppen verteilt und für 1 € verkauft. Im Jahres-Abo kostet die Courage 6 € zuz. Porto.
Kontakt: 0202 / 496 97 49; www.fvcourage.de