„Wie geht es dem Storch in Berlin?“, „Artenschutz gibt es nicht auf dem Baumarkt“ oder „Was ist im Berliner Klärwasser?“ Das sind drei Themen der aktuellen Ausgabe des „Raben Ralf“. Die wohl älteste Umweltzeitung Deutschlands gibt es an vielen Stellen kostenfrei. Sie ist eine der letzten Zeugnisse der DDR-Oppositionsbewegung. Gegründet wurde sie im Februar 1990 noch in der DDR von der Grünen Liga, die sich als „Netzwerk ökologischer Bewegungen“ verstand.
Ein wichtiges Ziel war damals die Berichterstattung über die vielen Umweltprobleme in der DDR, über die ansonsten nicht öffentlich berichtet wurde. „Es stellte sich heraus, dass die freie Verfügbarkeit von Umweltinformationen nicht bedeutet, dass der Schutz der Lebensgrundlagen genügend Aufmerksamkeit bekommt. Der Rabe Ralf hat Ökologie von Anfang an sehr weit gefasst und auch über soziale und ökonomische Fragen und über die Zusammenhänge zwischen diesen Sphären geschrieben“, beschreibt Redaktionsmitglied Matthias Bauer die Spannbreite der Themen, die in der Zeitung behandelt werden. Schon beim Durchblättern sieht man, dass für die Redaktion Klima- und Umweltschutz zusammengehören. Über Kräuterspaziergänge wird ebenso berichtet, und auch der Infodienst Gentechnik hat eine eigene Rubrik, in der er sich kritisch mit dem Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft auseinandersetzt. Jede Ausgabe hat einen umfangreichen Kulturteil, in dem Bücher, Filme und Ausstellungen, die sich mit ökologischen Fragen befassen, besprochen werden.
Die Blattlinie war immer schon eine gesellschaftskritische. „Der Wechsel zu den erneuerbaren Energien bietet – wenn man ihn nicht „denen da oben“ überlässt viele Möglichkeiten für den Aufbau einer dezentralen und demokratischen Gesellschaft, dem, was Martin Buber einen „Weg nach Utopia“ genannt hat. Projekte, die hier ansetzen, stellen wir regelmäßig im Raben vor“, sagt Johann Thun, der ebenfalls Redaktionsmitglied ist. Auch eine große politische Breite bei den Autor*innen sei eindeutig erwünscht, betont Thun. „Vom linken SPD-Mann über die Aktivistin von „Black Earth Berlin“ bis zum Ökoanarchisten: Bei uns können sich alle einbringen. Außer Klimaleugner*innen natürlich, mit denen sind Diskussionen meistens zwecklos.“
Nun benötigt der „Rabe Ralf“ selbst Hilfe. Erhöhte Druckkosten und weggebrochene Fördergelder haben dazu geführt, dass die Zeitung womöglich eingestellt werden muss, wenn nicht bis Mitte März 2024 genügend Spenden und Förderabonnements zusammenkommen. Thun und Bauer sind dennoch optimistisch. Es wäre schließlich absurd, wenn eine Umweltzeitung in einer Zeit ihre Arbeit einstellen müsste, in der alle vom Klima reden. Peter Nowak ‹‹