Nein, ihren 25. Zeitungs-Geburtstag im August haben die Macherinnen von Wir Frauen nicht groß gefeiert. „Nur im kleinen Kreis, die letzten anderthalb Jahre waren zu aufreibend“, sagt Gabriele Bischoff, eine der beiden verantwortlichen ehrenamtlichen Redakteurinnen des viermal im Jahr in Düsseldorf erscheinenden Blattes.
„Wir haben uns um grafische Neugestaltung und um mehr Abonnentinnen gekümmert und mussten eine Finanzkrise überwinden. Das hat viel Energie gekostet. Doch es hat sich gelohnt, wir blicken optimistisch in die Zukunft. Wir haben wieder 1.000 Abos, konnten jüngere Leserinnen gewinnen, bekamen Spenden und viel positives Feedback.“
Seit einem Vierteljahrhundert bietet die „unabhängige, radikale und solidarische“, auf „linken Feminismus“ ausgerichtete Publikation ein Forum für außerparlamentarische Frauenpositionen mit Debatten zu Kultur, Politik und Feminismus, schafft Öffentlichkeit für Fraueninitiativen aus aller Welt. Ihre Wurzeln liegen im Aufbruch der Frauen in den 70er Jahren und im „UNO Jahr der Frau“ 1975. Die daraus hervorgehende Demokratische Fraueninitiative DFI machte ihren Rundbrief 1982 zu einer gedruckten Zeitzschrift mit zunächst 20, heute 36 Seiten. Einen online-„Newsletta“ gibt es seit kurzem. Die Autorinnen – 15 gehören zum Stamm der „Redaktionsfrauen“ im Alter zwischen 25 und 63 Jahren – kommen aus der Friedensbewegung, aus antifaschistischer, wissenschaftlicher und journalistischer Arbeit. Renommierte Autorinnen wie Florence Hervé, Mechthilde Vahsen, Mithu Sanyal oder Uschi Siemens gehören dazu. Germanistin Gabriele Bischoff (45) ist hauptberuflich Geschäftsführerin der Landesarbeitsgemeinschaft Lesben in NRW, etwa 60 unbezahlte Stunden steckt sie in jede Ausgabe von Wir Frauen. Ebenso ihre redaktionelle Partnerin Melanie Stitz (35), die in der Babypause Schreibwerkstätten für Nachwuchsjournalisten anbietet. Männer publizieren selten – und nur wenn es sich anbietet – im feministischen Blatt, so zum Thema „Vater sein anders erleben“.
„Wir suchen Themen, die woanders nicht zu finden sind, konzentrieren uns stark auf Frauen- und Friedensarbeit vor Ort.“ So ging es im Sommerheft um die Frauenbewegung im Libanon, anlässlich des G-8-Gipfels um Gegenentwürfe zum neoliberalen Alptraum und um Gender Budgeting in Theorie und Praxis. Regelmäßige Rubriken sind der „HexenFunk“ mit internationalen Nachrichten und „Gelesen“ mit Kurzrezensionen von Büchern vor allem aus kleineren Frauenverlagen. In „Daten und Taten“ werden Frauen mit Vorbildfunktion vorgestellt. Verstärkt wird im Blatt wieder kommentiert, was bei vier Ausgaben in puncto Aktualität nicht so einfach ist. Die sanfte gestalterische Überarbeitung hat dem Heft gut getan, es kommt im Schriftbild modern daher, mehr Fotos sorgen für Authentizität. Das Blatt zum Einzelpreis von 3 Euro gibt es nur im Straßenverkauf und in einigen Buchhandlungen. „Interessentinnen sollten deshalb zum Jahrespreis von 15 Euro abonnieren“, empfiehlt Bischoff, die sich vor allem über mehr Nachfrage aus den neuen Ländern freut.
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