Schon als Kind kannte der Kölner Thomas Goebel die StadtRevue, die in belebten Einkaufsstraßen verkauft wurde. Seit dreieinhalb Jahren arbeitet der 33jährige Historiker und Journalist selbst als Redakteur beim Kölnmagazin, das als eine der ältesten Marken für Stadtmagazine gilt. Seit 1976 versucht das im linksalternativen Spektrum gegründete Monatsblatt den „etwas anderen Blick“ auf Politik, Gesellschaft, Kunst und Kultur.
Im September war große Geburtstagsparty zum 30. für eine der meistgekauften Zeitschriften ihrer Art, die seit langem im Eigentum ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist. Herausgegeben im größten selbstverwalteten Medienbetrieb Deutschlands mit 24 Festangestellten, will die StadtRevue für Meinungsvielfalt in der „ansonsten monokulturell geprägten Kölner Presselandschaft sorgen“, wie es Goebel formuliert. In den drei Jahrzehnten zog „zunehmende Professionalisierung“ ein, doch für die journalistischen Macherinnen und Macher sind alternative Sicht und regionaler Hintergrund nach wie vor verpflichtend. Ohne diese werden nur Probleme von außerordentlicher Tragweite wie der Irak-Krieg aufgegriffen. Auch Sport oder klassische Wirtschaftsberichterstattung kommen nur ausnahmsweise und dann mit Kölner Bezug vor. Das fünfköpfige Journalistenteam entscheidet selbst, welche Themen behandelt werden, eine Chefredaktion gibt es nicht, auch andere Abhängigkeiten werden vermieden. Medienpartnerschaften wie zum WDR für die „Hörwelten“, werden nur eingegangen, „wenn es das Thema wert ist.“
Das bis zu 180 Seiten dicke Heft mit einer Druckauflage von 31.400 und „vielen treuen, langjährigen Lesern“, wie Goebel sagt, ist klar strukturiert, bedient feste Lesegewohnheiten. Es beginnt mit kompakt und kommunal, wo Kölner Szene und Szenen vorgestellt werden. Im aktuellen Novemberheft war das beispielsweise ein Beitrag in eigener Sache zum Kölner Medienpreis 2006. Den gewann die StadtRevue für „Der Dom muss weg!“ – unter dem „Deckmantel der Satire verbreitetes hochgradig zersetzendes Gedankengut, an dem die kölsche Volksseele massiven Schaden nehmen könnte“, wie die Jury lobte. Entlarvt werde die Diskussion um den Status des Doms als Weltkulturerbe „in ihrer ganzen Kleingeistigkeit.“ Die Macher freute es. Solche „Angriffe ins Herz lokalpatriotischer Selbstzufriedenheit“ liegen genau im redaktionellen Konzept.
Jeden Monat bieten zwei größere Geschichten und eine Titelstory auf zehn Seiten Hintergründe und Lesestoff. Titelwürdig waren im aktuellen Heft „Junge Künstler und ihre Zukunft“, davor mit „Setzen, 6“ das konfliktreiche Verhältnis von Politik und Schule. In fünf Kulturteilen Musik, Film, Theater, Kunst Literatur gibt es Trends, Tipps, Rezensionen, Porträts, Streifzüge. Verbraucherfreundliche Veranstaltungskalender, Anzeigen, Adressen machen das städtische Kultur-Nachschlagewerk für einen Monat komplett. Sorgfalt wird auf die Bildsprache gelegt, um die sich ein fester Bildredakteur und Fotograf kümmert, eindrucksvolle Porträts bleiben im Gedächtnis.
„Die Arbeit hier ist schön, frei, man kann viel gestalten und selbst große Themen schreiben“, beschreibt Goebel die idealtypische Situation eines unabhängigen kollektiven Medienunternehmens, das die StadtRevue mit ihrem Verlag und zwei weiteren Publikationen bleiben will – und bei aller Prognose auch bleiben wird. Doch auch das hat seinen Preis. Alle zahlen sich einheitliches – niedriges – Salär. Und: Bei solch kleinem Team nimmt die redaktionelle Arbeit nicht selten überhand.