Switchboard

Hinter diesem englischen Wort für Vermittlung oder Zentrale steckt die im Hamburger Verlag männerwege erscheinende Zeitschrift für Männer- und Jungenarbeit. Dass der Name „gewöhnungsbedürftig“ ist, zeigt Post, die manchmal mit „Switchbott“, „Switsch Sport“ oder „Schwitzbord“ adressiert ist.

Als „Vermittlungsstelle für das, was Männer heute bewegt und was sie selbst bewegen“, verstehen die Herausgeber Alexander Bentheim und Andreas Haase ihr vierteljährliches Blatt. „Wir sind kein Herren- und kein Schwulenmagazin, auch kein Organ der Männerbewegung – wenngleich wir mit ihr sympathisieren.“
Switchboard diskutiert zur Geschlechterdemokratie, greift Fragen nach dem Selbstverständnis von Männlichkeit auf. „Wir verfolgen praxisbezogene Impulse, dokumentieren die Entwicklung der Männer- und Jungenarbeit“, so Bentheim. Berichtet wird vom Wandel traditioneller Männerrollen, der Erziehung von Jungen, von Netzwerken, nationalen und internationalen Männertreffen. Wiederkehrende Rubriken sind Männergesundheit, in der Fachleute Leserfragen beantworten. Die Buschtrommel bietet Informationen zu Projekten für Männer. Festen Platz haben auch Rezensionen von Büchern, Theaterstücken und CD. Ein Veranstaltungskalender ergänzt das Serviceangebot.
Das Blatt ist die Fortsetzung eines Mitte der 80er Jahre in (West)Berlin erscheinenden Infodienstes im Lose-Blatt-Format. Nach dessen Ende griffen zwei Hamburger das Signal auf und beschlossen, regelmäßig über Männerfragen zu informieren. Im Februar 89 erschien die Nullnummer von Switchboard, das seitdem Gestalt, Inhalt und Ästhetik gewandelt hat. 1998 wurde mit Fotos, Gestaltung und Papier der Magazincharakter professionell ausgebaut – bis heute in schwarz/weiß. „Wir könnten statt 44 Seiten 80 machen, soviel Material ist da.“ Für die nächste Ausgabe liegt bereits eine Vielzahl von Themen vor, so zu einem sächsischen Modellprojekt der Jungenarbeit, zur Vereinbarkeit von Vätern und Familie für kleine Unternehmen oder zu einem ver.di Väterprojekt.
„Ein dickeres Heft ist zeitlich nicht machbar“, sagt Bentheim. „Wir sind schon engagiert bis zur Selbstaufgabe.“ Der 48jährige Diplompädagoge arbeitet bis zu 20 Stunden pro Woche für Switchboard, verdient seine Brötchen als freiberuflicher Publizist und Fachberater. Die Autoren – auch Autorinnen sind dabei – beschäftigen sich in verschiedenen Facetten mit Männer- und Jungenarbeit, mit Forschung oder Genderproblematik.
Das Überleben des „Nischenblattes“ mit 800er Auflage ist nicht einfach, es lebt von Abos, die die Zeitungsmacher per Hand versenden. Etwa ein Viertel aller Kunden sind Organisationen, Bildungs- und Beratungseinrichtungen, auf etwa 3000 schätzt Bentheim die Leserschaft. Es gibt keine Förderung. Synergien entstehen über die Agentur männerwege der beiden Herausgeber, die hier ihre Kompetenzen als Jungen- und Männerberater, Gendertrainer und Coach bündeln. So auch für die redaktionelle Betreuung des NRW Väterportals, der offiziellen Seite des nordrhein-westfälischen Familienministeriums zur Väterarbeit. Eine Kooperation mit der Schweizer männerzeitung wird vorbereitet. Wenn die funktioniert, könnte ein Blatt für Männer wechselweise alle sechs Wochen erscheinen, schaut Bentheim in die Zukunft.
www.maennerzeitung.de

 
nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Medien und Recht: Was sind Texte, Fotos und Videos eigentlich wert?

Welche Vergütung für ein Werk ist angemessen und wie hoch ist sie, wenn das Urheberrecht verletzt wurde? Das Urheberrechtsgesetz (UrhG) soll das Einkommen von Kreativen sichern, indem es verhindert, dass Werke wie Texte, Fotos oder Videos ohne Erlaubnis verwendet werden. Denn bei geistigen Leistungen ist die Gefahr groß, dass sich andere einfach an ihnen bedienen und die Ur-heber*innen leer ausgehen. Aber selbst wenn eine Erlaubnis erteilt wurde, ein Werk zu nutzen, muss die Vergütung „angemessen“ sein. Ist dies nicht der Fall, können Urheber*innen verlangen, dass der Vertrag dahingehend geändert wird, dass sie eine angemessene Vergütung erhalten, selbst wenn im Vertrag etwas…
mehr »

Recht auf gleichen Lohn muss Bringschuld sein    

Das Bundesarbeitsgericht hat mit einem Paukenschlag das Recht von Frauen auf gleichen Lohn wie für männliche Kollegen gestärkt – ein Gesetz wäre aber noch besser als ein Urteil.
mehr »

Guter Journalismus ist konstruktiv

„Konstruktiver Journalismus ist guter Journalismus, nichts anderes!“ So Keynote-Sprecherin Sham Jaff auf dem 35. ver.di-Journalismustag am 4. März in Berlin, der danach fragte, wie wir „mit Constructive News durch die Krise“ kommen. Corona-Pandemie, Ukrainekrieg, Klimanotstand – angesichts geballter schlechter Nachrichten schalten viele Rezipient*innen ab und Medien setzen große Hoffnungen in konstruktiven Journalismus. Die Konzepte sind facettenreich.
mehr »

Konstruktives im Goldfischglas

Zur Auflockerung mal stehen: Die Fishbowl-Diskussion „Stärken der Debattenkultur durch konstruktiven Journalismus“ lud zum offenen Debattierkreis ins ver.di Atrium ein. Ins „Goldfischglas“ der „Fishbowl“ mit Laura Goudkamp, Hanna Israel und Tina Fritsche auf der Bühne durfte jeder springen, der Fragen oder Meinungen zum Thema beisteuern wollte.
mehr »