Kinobeschäftigte vom Babylon streiken für „tarifliche Normalität“
Das Ansinnen ist fürwahr ungewöhnlich: Bitte gehen Sie heute nicht ins Kino!
So geschehen bei Warnstreiks am 22., 26. und 29. Mai, mit denen sich die ver.di-Betriebsgruppe des Babylon-Kinos am Berliner Rosa-Luxemburg-Platz an die Besucher wandte. Mit Flugblättern warben die Beschäftigten um Solidarität: „Fordern Sie mit uns den Geschäftsführer auf, tarifliche Normalität einzuführen!“
Hintergrund ist eine Tarifauseinandersetzung
2010 wurde für die Neue Babylon Berlin GmbH der bis dahin tariflose Zustand beendet. Vereinbart wurde die Übernahme des Bundestarifvertrags HDF-Kino von 2009, allerdings mit einigen deutlich schlechteren Regelungen: Die Beschäftigten verzichteten auf Zuschläge und Weihnachtsgeld, ließen sich auf eine Aussetzung der Stufentabelle ein. Zwei Anpassungen gab es seitdem: zum einen 2011 in punkto Nachtarbeit, zum anderen Anfang 2014 mit Anhebung der Stundenlöhne in der untersten Gehaltsgruppe von 7,74 Euro auf 8,50 Euro – nachdem der Berliner Senat als Zuwendungsgeber den Geschäftsführer Timothy Grossman dazu aufgefordert hatte.
Den „Abspecktarifvertrag“ kündigte ver.di zum 31. Dezember 2014 und forderte die Geschäftsführung zu Tarifverhandlungen auf. Zwei Verhandlungstermine gab es seither, zu denen Grossman kein substanzielles Angebot vorlegte. Er vertröstete die Beschäftigten auf 2016. Die Belegschaft verlangt jedoch eine uneingeschränkte Angleichung an den Bundestarifvertrag sowie eine verbindliche Mindestbesetzung während des laufenden Kino- und Veranstaltungsbetriebs. „Kino-Beschäftigte werden immer wieder vertröstet, auch wenn die Geschäfte gut laufen“, klagt ver.di-Landesbezirksfachbereichsleiter Andreas Köhn. In der Branche werde allgemein schlecht gezahlt, viele Unternehmen suchten gezielt Studenten.
UCB