Axel Springer: Etliche soziale Leistungen futsch

Einen „Kahlschlag“ kritisieren Betriebsräte bei Axel Springer nach Abschluss von Verhandlungen über die freiwilligen sozialen Leistungen im Konzern. Trotz intensiver Verhandlungen seit November 2015 und einer Auseinandersetzung mit dem Vorstand auch auf einer Betriebsräteversammlung sei es nicht gelungen, den Katalog Freiwilliger Leistungen der Axel Springer SE für die Beschäftigten im bisherigen Umfang zu erhalten.

Wie Gesamt- und Konzernbetriebsrat gestern informierten, sei zunächst das Weihnachtsgeld futsch. Angestellte erhielten bislang von der Axel Springer SE die tarifliche Jahresleistung von 95 Prozent, Redakteurinnen und Redakteure von 90 Prozent jeweils auf 100 Prozent aufgestockt. Diese Aufstockung – das „Weihnachtsgeld“ – wurde zudem auf das vereinbarte Gehalt gezahlt. Künftig gäbe es im November nur noch die tarifliche Jahresleistung, ausschließlich auf Basis des Tarifgehaltes. Das dürften in der Regel einige hundert Euro weniger sein.

Ebenfalls gestrichen sind die Zuschläge für Sonnabenddienste sowie für zusätzliche Arbeit an freien Tagen. Auch das ginge den Beschäftigten „massiv an den Geldbeutel“. Die Betriebsräte fürchten, dass es künftig schwer werden dürfte, jemanden zum Dienst an eigentlich freien Tagen zu bewegen.

Schließlich entfällt der bisherige finanzielle Schutz bei Herabgruppierungen. Dieser gab Beschäftigten, die das 53. bzw. 55. Lebensjahr überschritten hatten und betriebsbedingt oder wegen geminderter Leistungsfähigkeit ihre bisherige Tätigkeit nicht mehr ausüben konnten, unter bestimmten Bedingungen einen Bestandsschutz für ihre Gehälter. Hier seien „ältere und gesundheitsbeeinträchtigte Mitarbeiter“ betroffen. „Ist das gerecht? Ist das sozial?“, fragen die Interessenvertreter. Sie werfen der Arbeitgeberseite vor, durch „rigoroses“ und „knallhartes“ Vorgehen das Image eines sozialen und verantwortungsvollen Unternehmens „durch Sparen an der falschen Stelle“ zu ramponieren. Gesamt- und Konzernbetriebsrat hätten einer Vereinbarung letztlich nur zugestimmt, da sonst alle übrigen freiwilligen Leistungen des Konzerns, etwa Krankengeldzuschuss und Jubiläumsgeld, ebenfalls umgehend entfallen wären.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Wie ethisch kann KI berichten?

Ein ethischer Kompass ist angesichts zunehmender Desinformation immer wichtiger – für Journalist*innen, aber auch Mediennutzende. Positivbeispiele einer wertebewussten Berichterstattung wurden jüngst zum 20. Mal mit dem Medienethik Award, kurz META, ausgezeichnet. Eine Jury aus Studierenden der Stuttgarter Hochschule der Medien HdM vergab den Preis diesmal für zwei Beiträge zum Thema „Roboter“: Ein Radiostück zu Maschinen und Empathie und einen Fernsehfilm zu KI im Krieg.
mehr »

VR-Formate im Dokumentarfilm

Mit klassischen Dokumentationen ein junges Publikum zu erreichen, das ist nicht einfach. Mit welchen Ideen es aber dennoch gelingen kann, das stand auf der Sunny Side of the Doc in La Rochelle im Fokus. Beim internationalen Treffen der Dokumentarfilmbranche ging es diesmal auch um neue Erzählformen des Genres wie Virtual Reality (VR).
mehr »

Erneute Streiks bei NDR, WDR, BR, SWR 

Voraussichtlich bis Freitag werden Streiks in mehreren ARD-Sendern zu Programmänderungen, Ausfällen und einem deutlich veränderten Erscheinungsbild von Radio- und TV-Sendungen auch im Ersten Programm führen. Der Grund für den erneuten Streik bei den großen ARD-Rundfunkanstalten ist ein bereits im siebten Monat nach Ende des vorhergehenden Tarifabschlusses immer noch andauernder Tarifkonflikt.
mehr »

krassmedial: Diskurse gestalten

Besonders auf Social-Media-Plattformen wie TikTok und Telegram verbreiten sich rechtsextreme Narrative, die zur Polarisierung der Gesellschaft beitragen. Wie Journalist*innen dem entgegen wirken und antidemokratische Diskursräume zurückgewinnen können, diskutierten und erprobten etwa 70 Teilnehmende der diesjährigen #krassmedial-Sommerakademie von ver.di am Wochenende in Berlin-Wannsee.
mehr »