Ein Haken fehlt

Ziel einer Trendumkehr bei Tarifsteigerungen nicht erreicht

Unter dem Motto „ Gute Leute, gute Arbeit, gutes Geld“ hat die dju in ver.di seit August die Tarifauseinandersetzung für Journalistinnen und Journalisten an Tageszeitungen und auch Zeitschriften geführt. Die Ergebnisse sind ernüchternd, das „Gute Geld“ konnte nicht abgehakt werden.

„Zufrieden ist die dju mit den Abschlüssen nicht. Eine Trendumkehr zu stärkeren Tarifsteigerungen ist damit nicht in Sicht“, so Tarifsekretär Matthias von Fintel. Allein Laufzeitzusagen für den Manteltarifvertrag und die Altersversorgung ließen die Abschlüsse annehmbar erscheinen. Freie hätten jedoch auch davon nichts. Als schweren „Makel“ bezeichnete Fintel, dass die Gehaltstarifverträge nach wie vor nicht für den Onlinejournalismus gelten sollen. Dazu wird es nunmehr weitere Gespräche mit den Verlegern geben, die allerdings ihre „anachronistische Haltung“ zu dieser Frage aufgeben müssten. In der gesamten Tarifrunde hatten die Gewerkschaften aufgrund der aktuellen Entwicklungen in den Redaktionen und in der Medienbranche insgesamt darauf gedrungen, Onlineredakteure entsprechend zu integrieren.
Trotz alledem – oder gerade deshalb – gehört zum Resümee der Tarifrunde, das Engagement vieler Kolleginnen und Kollegen bei den Streiks vor allem in Baden Württemberg und in Bayern, aber vereinzelt auch anderen Orts zu würdigen. „Diese Aktionen haben das Ergebnis überhaupt erst ermöglicht. Ohne Streiks ist von den Verlegerverbänden gar nichts mehr zu bekommen“, erklärte Fintel.
Die Tarifkonferenz der dju in Baden-Württemberg hat sich am 2. Dezember in Stuttgart mit großer Mehrheit für die Annahme des Tarifergebnisses für Redakteur/-innen an Tageszeitungen ausgesprochen. An der Umfrage zum Tarifabschluss beteiligten sich 14 Redaktionen. Von den Festangestellten sprachen sich knapp 90% für die Annahme des Tarifabschlusses aus, bei den Freien waren es sogar mehr als 90%. Die Konferenz war sich darin einig, dass versucht werden soll, die Aufbruchstimmung, die sich während der Tarifauseinandersetzung zeigte, nicht verebben zu lassen, sondern in der Auseinandersetzung um betriebliche Arbeitsbedingungen weiter zu pflegen.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Top Tarifergebnis im Kino

In den Tarifverhandlungen mit der Kino-Kette UCI (United Cinemas International GmbH) wurde am 19. Februar 2024 ein Tarifergebnis erzielt, das an vielen Stellen die ver.di-Forderungen erreicht, so auch den Einstiegslohn von 14 Euro. In der anschließenden Befragung der Mitglieder bis zum 4. März gab es keinerlei Ablehnung. Somit beschloss auch die ver.di-Tarifkommission einstimmig die Annahme des Tarifergebnisses.
mehr »

Einschüchterungsversuche der Hohenzollern

Eine Studie der Universität Leipzig hat am Beispiel der deutschen Adelsfamilie Hohenzollern untersucht, wie kritische Berichterstattung und Forschung durch gezielte Anwaltsstrategien beeinflusst oder behindert werden sollen. Die Kommunikationswissenschaftler*innen haben dabei die Wirkung von SLAPPs (Strategic Lawsuits Against Public Participation) aus Sicht der Betroffenen nachvollzogen. Verunsicherung und Einschränkung der Arbeitsfähigkeit sind direkte Folgen bei ihnen.
mehr »

Honoraruntergrenzen bei der Kulturförderung

Claudia Roth will ein Versprechen einlösen und Mindeststandards für Honorare von Freien bei der Kulturförderung des Bundes sichern. Laut Ampel-Koalitionsvertrag von 2021 sollten öffentliche Gelder für die Kultur an faire Vergütung gekoppelt sein. Nun, so die Kulturstaatsministerin, werden „für den Kernbereich der Bundeskulturförderung“ Mindesthonorare für Künstler*innen und Kreative eingeführt.
mehr »

Verwaltungsräte treten aus dem Schatten

Die Verwaltungsräte der Öffentlich-rechtlichen Sender sind mächtig. Sie überwachen und kontrollieren die Geschäftsführung des Intendanten oder der Intendantin, soweit es nicht um die inhaltliche Gestaltung des Programms geht. Außerdem legen sie den Haushaltsplan und den Jahresabschluss fest, kontrollieren die Beteiligung an Unternehmen und vieles mehr. Ihre Beschlüsse fassen sie nicht öffentlich.
mehr »