Tarifvertrag für RBB endlich unter Dach und Fach
Der RBB ist die rote Laterne los: Während alle anderen ARD-Anstalten Abschlüsse bis zum Ende der laufenden Gebührenperiode längst getätigt hatten, konnte in der Hauptstadtregion erst Ende August eine Einigung erzielt werden. Für die ehemaligen SFB-Beschäftigten ist das Ergebnis mager, ehemalige ORB-Mitarbeiter können sich über bis fast vier Prozent mehr Gehalt freuen.
Konkret bringt der Abschluss den Beschäftigten zunächst im Januar 2008 eine Einmalzahlung von 350 bzw. 250 Euro – je nach Vergütungsgruppe. Den Auszubildenden winken 100 Euro. Ab Juli folgt dann eine lineare Erhöhung der Gehälter um 1,5 Prozent. Die Honorare für freie Mitarbeiter sollen entsprechend angepasst werden, gesonderte Vereinbarungen stehen jedoch noch aus. Bei einer Laufzeit von 33 Monaten bis zum 30. September 2009 liegt dieses Ergebnis knapp über dem Abschluss bei der Deutschen Welle und beim Deutschlandradio, aber am unteren Rand der ARD-Anstalten. „Das Ergebnis ist insgesamt bescheiden“, räumt Gerd Nies, Jurist und ver.di-Verhandlungsführer, ein. Aber es sei sehr wichtig, dass damit die Angleichung zwischen Ex-ORB- und Ex-SFB-Beschäftigten fast vollzogen werden konnte.
Der letzte größere Unterschied in der Vergütung lag beim Urlaubsgeld. Ab August 2008 wird es an beiden Standorten einheitlich für alle Vergütungsgruppen 500 Euro betragen. Für die Potsdamer, die bisher 300 Euro erhielten, bedeutet diese eine ordentliche Anhebung. In Berlin gab es bisher bis zu 900 Euro Urlaubsgeld, sie müssen also erhebliche Reduzierungen hinnehmen. Zur Kompensation wird die Vergütung in den unteren Gehaltsgruppen um 26 Euro, in den oberen um 17 Euro monatlich erhöht. Damit wird für die Berliner die Absenkung des Urlaubsgeldes weitgehend kompensiert. Da die Einarbeitung aber auch den Beschäftigten in Potsdam zugute kommt, erhalten diese drei Erhöhungsbestandteile – die lineare Erhöhung, die Einarbeitung der Festbeträge und die Erhöhung des Urlaubsgeldes. Das Ergebnis fällt also für die rund 60 Prozent der Beschäftigten in Berlin und die etwa 40 Prozent der Beschäftigten in Potsdam recht unterschiedlich aus. Für Mitarbeiter in Potsdam bedeutet es je nach Einstufung ein Plus von 3,3 bis 3,95 Prozent. In Berlin hingegen liegt das reale Ergebnis für alle Gruppen zwischen 1,3 und 1,4 Prozent. Das ist mager und gleicht Preissteigerungen nicht aus.
„Der Abschluss hat in Berlin durchaus Ärger ausgelöst. Viele Berliner Beschäftigte argumentieren, sie müssten damit den Preis für die Fusion bezahlen“, berichtet Nies. Auf einer Mitgliederversammlung habe sich jedoch gezeigt, dass ein Gutteil der Unzufriedenheit auf die Informationspolitik während der Verhandlungen zurückzuführen war. Daraus habe man im Verbandsvorstand gelernt und für die anstehenden Verhandlungen zum Manteltarif eine intensivere begleitende Information zugesagt.
Vereinbart wurde außerdem die Umsetzung der bereits 2004 angekündigten Abschaffung der Jubiläumsleistungen in fünf Schritten bis 2017 – alle zwei Jahre verringert sich der Anspruch um 20 Prozent. Dieser Preis war die Gegenleistung für die Vereinheitlichung der Gehaltsstrukturen. Ohne inhaltliche Festlegungen wurde schließlich eine Verhandlungsklausel zum Manteltarifvertrag vereinbart. Auszuhandeln sind einheitliche Regelungen‚ die sich sowohl an den betrieblichen Erfordernissen als auch an arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren.