Faires Honorar für Kameraleute

Protestmarsch an „Heilige Drei Könige“ durch Münchens Innenstadt

Freie Kameraleute werden häufig mies bezahlt. Oft reicht es kaum zum Leben, für eine Altersvorsorge schon gar nicht. Deshalb fordert der Bundesverband für Kameraleute faire Honorare. Mit einer „Königs“-Aktion in München unter dem Motto „Faires Geld für Bild und Ton“ wurde diesem Ansinnen Nachdruck verliehen.

3-Königs-Spektakel in München - festgehalten in Bild und Ton. Foto: Kersten Hüttner
3-Königs-Spektakel in München – festgehalten in Bild und Ton.
Foto: Kersten Hüttner

Als die „Heiligen Drei Könige“ am 6. Januar durch die Münchener Innenstadt zogen, wurden sie von 80 Kameraleuten begleitet, die das Spektakel in Bild und Ton festhielten. Damit wollten der Bundesverband der Fernsehkameraleute (BVFK) und ver.di auf die Missstände bei der Berufsausübung der Medienleute aufmerksam machen. Die Aktion fand regen Zuspruch in der Öffentlichkeit. Vielen Passanten war die dramatische Lage der Kamerafrauen und -männer, die die Bilder für Nachrichten und Magazine liefern, nicht bewusst.

Weniger Gage, höhere Anforderungen

Seit 20 Jahren stagnieren oder sinken die Gagen für freiberufliche Kameraleute sowie Kameraassistenten und -assistentinnen, Zuschläge werden gestrichen und Anforderungen erhöht. Gerade für die so genannten EB-Teams, die aus Kamerafrau/-mann, Kameraassistent/in und der dazugehörigen Kameratechnik bestehen, ist es heute fast nicht mehr möglich für die eigene soziale Absicherung aufzukommen. Ein Grundproblem sind die zu knappen Budgets, die die Sender für TV-Produktionen zur Verfügung stellen. Die jahrelange Stagnation der Honorare lässt auch keinen Spielraum für Rücklagen zur Investition in HD-Technik. Gleichzeitig zwingen die Sender mit immer neuen Anforderungen nach neuer Kameratechnik und Zubehör freie Kameraleute zu regelmäßigen Investitionen in immer kürzeren Abständen. Dabei steht vielen oft nicht einmal genügend Einkommen zur Verfügung, um eine Familie zu ernähren, geschweige denn, eine Rente zu finanzieren. Altersarmut ist programmiert. Im Krankheitsfall oder bei Arbeitslosigkeit tauchen selbstständige Kameraleute in keiner Statistik auf und werden dann automatisch zu Hartz4-Empfängern.

Gemeinsam kämpfen

„Wir müssen uns endlich mit den Produzenten zusammenschließen, um gemeinsam für eine angemessene Budgetierung durch die Sender und in der Folge bessere Honorierung zu kämpfen. Damit wir mit angemessenen Honoraren, an genügend Drehtagen mit menschenwürdigen Arbeitszeiten handwerklich und inhaltlich gute Filme drehen können. Damit wir wieder von unserer Arbeit leben können“, so Stefan Nowak (ver.di FilmUnion und BVFK) in seiner flammenden Rede auf der Podiumsdiskussion im Münchner PresseClub. Sie fand im Anschluss an den Protestmarsch der „Könige“ statt mit Vertretern des BVFK, Ertunç Eren von connexx.av und Dietmar Lyssy, der dieses Thema aus Produzentensicht darstellte. Der BVFK e.V. hatte die so genannten „Freien Kameraleute“, die für das Fernsehen arbeiten, aufgefordert, im Vorfeld der Aktion für eine Buchung am 6. Januar exemplarisch 100% Feiertagszuschlag zu verlangen.
Die wichtigste Erkenntnis des Abends war relativ einfach: „Nein sagen, wenn mal wieder lächerliche Tagessätze angeboten werden. Mit Kollegen über Honorare sprechen und ihre Preise nicht unterbieten, sie motivieren, nicht für Hungerhonorare zu unwürdigen Arbeitsbedingungen aufzutreten. Auf Pausen bestehen und Überstunden berechnen. Mehr Geld verlangen, um eine Altersversorgung aufzubauen“, so der freie Kameramann Stefan Nowak.

 

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