Filmschaffende starten in die Tarifrunde

Foto: fotolia

Für rund 25.000 Filmschaffende in Kino- und Fernsehfilmproduktionen haben ver.di und der Arbeitgeberverband Produzentenallianz am 23. November die Tarifverhandlungen aufgenommen. Das Forderungspaket der ver.di-FilmUnion beinhaltet unter anderem 6 Prozent mehr Geld bzw. eine Mindesterhöhung der Wochengagen um 50 Euro sowie eine klare Begrenzung der Tageshöchstarbeitszeiten auf 12 Stunden.

Schwerpunkt der Verhandlungen seien dabei die 12 Stunden Tageshöchstarbeitszeit, erklärte ver.di-Verhandlungsführer Matthias von Fintel. Filmschaffende arbeiteten meist nur wenige Wochen oder Monate bei einem Arbeitgeber für ein Filmprojekt. Und in dieser kurzen Spanne seien „Zeit- und Arbeitsdruck immens. Überlange Arbeitszeiten zehren an der Substanz, zwölf Stunden am Tag sind mehr als genug, zumal am Folgetag meist das gleiche Pensum ansteht“. Neben der klaren Begrenzung der Tageshöchstarbeitszeit will die ver.di-FilmUnion daher mit zusätzlichen Forderungen auf kürzere Arbeitszeiten drängen. Danach soll Mehrarbeit mit Zuschlägen in Höhe von 25 Prozent (für die 11. und 12. Arbeitsstunde), 100 Prozent (für die 13. Stunde), 150 Prozent (für die 14.) und 200 Prozent für noch längere Arbeitszeiten vergütet werden. Außerdem sollen Zeitguthaben im Zeitkonto mit einem zusätzlichen Urlaubsanspruch ausgeglichen werden.

Die Gagen sollen um 6 Prozent angehoben werden. Mit einer Mindesterhöhung von 50 Euro pro Woche sollen zudem stärkere Tarifsteigerungen für die niedrigen Gagenwerte sichergestellt werden. „Filmschaffende arbeiten in technisch, organisatorisch komplexen Arbeitsprozessen und müssen dabei zusätzlich kreativ arbeiten“, sagt von Fintel. Tariferhöhungen von 6 Prozent seien daher eine mehr als angebrachte Forderung. Außerdem will die ver.di-FilmUnion neue Berufe in den Gagen-Tarifvertrag aufnehmen. Zu den Departements Regie, Produktion, Licht/Bühne, Ton und Szenebild soll dazu neben der Tarifverhandlung zu Arbeitszeit und Tariferhöhung eine Arbeitsgruppe über die Änderungen an der Gagentabelle beraten. Ziel sei, so von Fintel, mit dem Abschluss der laufenden Tarifrunde die neuen Berufe geregelt zu haben.

Um den Tarifschutz zu verbessern, will die ver.di-FilmUnion zudem in 2018 in nachgelagerten Redaktionsgesprächen mit der Produzentenallianz den Tarifvertrag insgesamt erneuern. Denn immer wieder gebe es Nachfragen zu Formulierungen im Tarifvertrag von Seiten der Produktionsleitungen, aber vor allem von Filmschaffenden. Mit der besseren Verständlichkeit des Tarifvertrags solle auch die Anwendbarkeit verbessert werden, so von Fintel weiter.

Das Forderungspaket der ver.di FilmUnion wurde von der Arbeitgeberseite, die selber kein Angebot vorlegte, zurückgewiesen. „Völlig aus der Welt“ sei die Forderung zur Tageshöchstarbeitszeit und zusammen mit Tariferhöhungen keineswegs verhandelbar, äußerte sich Dr. Christoph Palmer, Geschäftsführer der Produzentenallianz. Die Verhandlungen sollen nun entweder am 11. oder am 25. Januar 2018 in München fortgesetzt werden.

An der Tarifverhandlung beteiligen sich an der Seite von ver.di der Bundesverband Filmschnitt Editor (BFS), die Berufsvereinigung Filmton (bvft) und der Berufsverband Schauspiel (BFS).

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Entlarven und kontern auf TikTok

Rechte und Rechtsextreme verfügen über große Reichweiten auf sozialen Medien, insbesondere auf TikTok. Dort trenden populistische Inhalte und fremdenfeindliche Hashtags. Dagegen regt sich immer mehr Widerstand. Politiker*innen und Institutionen wollen das digitale Feld nicht der AfD überlassen. Doch warum gelingt es den Demokratiefeinden dort offenbar so mühelos, junge Menschen anzusprechen? Antworten erhoffen sich Nachwuchsjournalist*innen der Kölner Journalistenschule für Politik und Wirtschaft mit ihrem Medienprojekt „Im rechten Licht“.
mehr »

Schon entdeckt? InZeitung

„Das grundsätzliche Problem, dass Menschen mit Migrationsgeschichte nicht zu Wort kommen, gibt es immer noch“, konstatiert Viktoria Balon, Chefredakteurin der InZeitung. Die wurde 2010 in Freiburg vom dortigen Migrationsbeirat gegründet. Das interkulturelle Redaktionsteam mit Autor*innen aus über 40 Ländern will die Freiburger Bevölkerung für Vielfalt und unterschiedliche Perspektiven in der Gesellschaft sensibilisieren. 
mehr »

Weiterbildung für Lokaljournalist*innen

Das Lokaljournalistenprogramm der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) und das VOCER Institut für Digitale Resilienz beschäftigen sich mit neuen Anforderungen und Risiken im Digitalen. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) veränderten die Medienlandschaft in nie gekanntem Tempo, heißt es in der Ausschreibung für das Weiterbildungsprogramm. Es zielt auf Lokaljournalist*innen in redaktionellen Schlüssel- und Führungspositionen. 
mehr »

Beschäftigte von ARD-Sendern streiken

ver.di hat die Beschäftigten der ARD-Rundfunkanstalten NDR, WDR und SWR für den 12. März zu Streiks für Einkommenserhöhungen aufgerufen. Die ARD-Verhandler*innen verweigern bisher Angebote für Tariferhöhungen. Sie zögern die Verhandlungen hinaus, zuletzt in der zweiten Verhandlungsrunde beim Südwestrundfunk in Stuttgart am 9. März. Frühestens für Ende April wurde im SWR ein beziffertes Angebot in Aussicht gestellt. Auch in  anderen ARD-Sendern gibt es bisher keine Verhandlungsfortschritte, heißt es in der Pressemitteilung.
mehr »