Vor dem Verlagshaus der Fuldaer Zeitung protestierten am 26. Mai Beschäftigte gegen einseitige Berichterstattung und miese Bezahlung. Die DGB-Aktion, die sich reger Teilnahme erfreute, sorgte für Aufsehen in Fulda und fand große Resonanz in diversen Fernsehbeiträgen und Internetforen. Nur die Fuldaer Zeitung berichtete nicht darüber. Die Tore zum Verlagsgebäude wurden geschlossen. Redakteure und Fotografen waren für den Rest des Tages aus- bzw. eingeschlossen.
Seit 1974 ist die Fuldaer Zeitung das einzige abonnentenfinanzierte Printmedium in der Region Osthessen. Diese Monopolstellung nutzt das Blatt einseitig für ihre Profitinteressen aus. Im Verlagshaus Parzeller herrschen zunehmend arbeitnehmerfeindliche Zustände, die sich durch Tarifflucht, Outsourcing und Lohndumping bemerkbar machen. Gesteuert wird das alles durch eine Unternehmensführung, deren Aktionen im krassen Gegensatz zur gelebten katholischen Soziallehre des Begründers der Fuldaer Zeitung (Johannes Parzeller) stehen. Seit 2005 fühlt sich die Unternehmensführung nicht mehr an die Tarifverträge des BDZV gebunden, gleichzeitig stiegen aber die Arbeitsanforderungen an die Mitarbeiter. Im redaktionellen Teil macht sich eine einseitige Berichterstattung zu Gunsten unternehmerfreundlicher Politik bemerkbar. Was nicht zuletzt durch eine Medienpartnerschaft mit der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft dokumentiert wird. Bürgerinitiativen und Gewerkschaften bekommen sehr wenig Raum.
Günter Zint