Funke-Belegschaft schrumpft erneut

Die neue Unternehmenszentrale der Funke Mediengruppe im Essener Univiertel bietet Platz für 1000 Beschäftigte und soll Ende 2017 bezogen werden. Nicht alle Mitarbeiter_innen werden diese noch kennenlernen. Die Funke Mediengruppe trennt sich erneut von ca. 95 Beschäftigten. Betroffen dieses Mal: Die Anzeigen/Medieaberater_innen, die einer neuen crossmedialen Vermarktungsstrategie geopfert werden.

Ein Großteil der Beschäftigten arbeitet bei Funke Medien NRW, wo die Anzeigenberater_innen für die NRW-Zeitungstitel, aber auch für die WVW-Anzeigenblätter in Essen angesiedelt sind. Bekannt gegeben wurde diese einschneidende personelle Maßnahme auch via Intranet im sogenannten freitagsblog, in dem die beiden Geschäftsführer der Funke Mediengruppe, Manfred Braun und Michael Wüller, Woche für Woche ihre Belegschaft über die aktuellen Entwicklungen im Unternehmen informieren (hier zitiert nach der Fassung wie sie auch im öffentlich zugänglichen Gewerkschaftsblog medienmoral-nrw.de als Kommentar von „freitagsblog“ zu finden ist). Im freitagsblog werden sonst in rosigsten Farben die Highlights des Unternehmens geschildert, Preise verkündet, neue Verlagsprodukte angepriesen, neue Mitarbeiter_innen in Führungspositionen begrüßt, alte verabschiedet. Negative Aspekte der Unternehmensentwicklungen wie etwa die massiven Auflagenverluste der Funke-Tageszeitungen kommen dort in der Regel nicht vor.

Im letzten Beitrag von freitagsblog hieß es dort: „Die Neuaufstellung unserer Vermarktung in Nordrhein-Westfalen kommt gut voran. Wie wir bereits berichtet haben, werden wir unsere Kompetenzen – ähnlich wie bereits in Thüringen und Hamburg – bündeln und eine neue gattungsübergreifende Vermarktungsgesellschaft gründen. Unsere Verkäufer werden in Zukunft nicht nur Print oder Online anbieten, sondern unseren Kunden individuelle Komplettpakete an Medialeistungen und Kommunikationslösungen aus einer Hand anbieten. Dieser Schritt ist ungemein wichtig, um die Vermarktung leistungsstark und zukunftsfähig aufzustellen. Es ist leider unvermeidlich, dass mit dem notwendigen Abbau von Doppelstrukturen auch Arbeitsplätze wegfallen. Aber: das wird sozialverträglich geschehen, und die künftige Organisation wird mehr als 300 Arbeitsplätze (früher waren es noch 900) haben. Die Gespräche mit den Betriebsräten laufen bereits.“

Die Betriebsräte der WVW-Anzeigenblätter und bei Funke Medien NRW, wo die meisten Anzeigenberater beschäftigt sind, bestätigen, dass die Sozialplanverhandlungen bereits angelaufen sind. Der Betriebsrat von Funke Medien NRW befürchtet, dass es erstmals in der Unternehmensgeschichte zu betriebsbedingten Kündigungen kommen wird. Beide Betriebsräte haben Rechtsanwälte zu den Verhandlungen hinzugezogen, für die Funke Gruppe führt der Personalchef Dr. Gerrit Hempelmann die Verhandlungen. Hauptstreitpunkt seien naturgemäß die Abfindungen, heißt es aus dem Betriebsrat bei den WVW-Anzeigenblättern. Die Margen für die Abfindungen bewegen sich beim 0,5- bis 1,3-fachen des letzten Bruttomonatsgehalts pro Beschäftigungsjahr. In Essener Betriebsratskreisen gibt es tief sitzende Zweifel, ob die neue Vermarktungsstrategie tatsächlich ein Erfolgsmodell sein könnte. Ein Baustein der Neuaufstellung der Vermarktung in NRW wird auch die geplante Einführung eines neuen „Customer Relationship Management“-Systems (kurz: CRM) sein.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Warnstreik bei der Süddeutschen Zeitung

Für die zweite Tarifverhandlungsrunde am 25. Juli 2024 hatten die Verhandler*innen des Zeitungsverlegerverbandes BDZV der dju in ver.di ein Angebot zu Tariferhöhungen angekündigt. Gehalten haben sie das Versprechen nicht. Konkrete Zahlen zur Tariferhöhung blieb der BDZV schuldig. Stattdessen stellte er Gegenforderungen zum Nachteil der Zeitungsredakteur*innen. Heute streikten dagegen über 100 Beschäftigte der Süddeutschen Zeitung. In Nürnberg gab es eine Aktive Mittagspause vor dem Verlag Nürnberger Presse.
mehr »

Süddeutsche ohne Süddeutschland?

Die Süddeutsche Zeitung (SZ) will sich aus der Regionalberichterstattung in den Landkreisen rund um München weitgehend zurückziehen. Am Mittwoch teilte die Chefredaktion der SZ zusammen mit der Ressortleitung den rund 60 Beschäftigten in einer außerordentlichen Konferenz mit, dass die Außenbüros in den Landkreisen aufgegeben werden und die Berichterstattung stark zurückgefahren wird. Dagegen wehrt sich die Gewerkschaft ver.di.
mehr »

Breiter Protest für Rundfunkfinanzierung

Anlässlich der Konferenz der Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten (MPK) in Leipzig fordert ver.di die Fortführung des Reformdiskurses über die Zukunft öffentlich-rechtlicher Medienangebote und über die Strukturen der Rundfunkanstalten. Die notwendige Debatte darf die Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten jedoch nicht daran hindern, ihren vom Bundesverfassungsgericht zuletzt im Jahr 2021 klargestellten Auftrag auszuführen: Sie müssen im Konsens die verfassungsmäßige Rundfunkfinanzierung freigeben.
mehr »

Games: Welcome to Planet B

Die Bürgermeisterin muss sich entscheiden: Soll zuerst ein Frühwarnsystem vor Springfluten eingerichtet oder neue Möglichkeiten zum Schutz vor Hitze geplant werden? Und sollen diese neuen Schutzmaßnahmen besonders günstig oder lieber besonders nachhaltig sein? Was wie Realpolitik klingt ist ein Computerspiel. Denn immer mehr Games setzten sich auch mit Umweltthemen auseinander.
mehr »