Honorarnachzahlung: Langer Atem zahlt sich aus

Mit einem Vergleich endete jetzt vor dem Bundesarbeitsgericht ein dreijähriger Rechtsstreit zwischen der Bremer Journalistin B. (52) und der zum Ippen-Konzern gehörenden Kreiszeitung mit Sitz in Syke bei Bremen.

20 Jahre lang hatte B. für das Blatt gearbeitet: für minimale Honorare Texte und Fotos geliefert und zudem in den letzten neun Jahren für kleine Pauschalen wöchentliche Themenseiten erstellt. Dann bemerkte sie, dass der Verlag viele ihrer Texte und Fotos weiterverkaufte, vor allem an die Nordwest-Zeitung (NWZ) und die Nordsee-Zeitung (NZ). Sie sei weder vorher gefragt noch zusätzlich bezahlt worden, sagt B. Mehrfach protestierte sie vergeblich bei der Kreiszeitung, dann forderte sie direkt von NWZ und NZ je 10.000 Euro Honorarnachzahlung. Als die Kreiszeitung davon erfuhr, setzte sie die alleinstehende zweifache Mutter sofort vor die Tür (M 12/2010).
Mit ver.di-Rechtshilfe zog B. vors Arbeitsgericht. Sie wollte erreichen, dass sie weiterbeschäftigt und rückwirkend als Festangestellte eingestuft würde – samt erheblicher Nachzahlungen. B. verlor in zwei Instanzen, gab aber nicht auf.
Vor dem Bundesarbeitsgericht schlossen jetzt beide Seiten einen Vergleich. Demnach endete B.’s Mitarbeit tatsächlich 2010, und sie verzichtet auf Honoraransprüche gegen NWZ und NZ; aber die Kreiszeitung zahlt ihr jetzt 10.000 Euro „Abschlusshonorar“. Das ist zwar nicht so viel wie erhofft, aber immerhin das Doppelte jener Summe, die der Kammervorsitzende in der ersten Instanz als Vergleich vorgeschlagen hatte.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Top Tarifergebnis im Kino

In den Tarifverhandlungen mit der Kino-Kette UCI (United Cinemas International GmbH) wurde am 19. Februar 2024 ein Tarifergebnis erzielt, das an vielen Stellen die ver.di-Forderungen erreicht, so auch den Einstiegslohn von 14 Euro. In der anschließenden Befragung der Mitglieder bis zum 4. März gab es keinerlei Ablehnung. Somit beschloss auch die ver.di-Tarifkommission einstimmig die Annahme des Tarifergebnisses.
mehr »

Einschüchterungsversuche der Hohenzollern

Eine Studie der Universität Leipzig hat am Beispiel der deutschen Adelsfamilie Hohenzollern untersucht, wie kritische Berichterstattung und Forschung durch gezielte Anwaltsstrategien beeinflusst oder behindert werden sollen. Die Kommunikationswissenschaftler*innen haben dabei die Wirkung von SLAPPs (Strategic Lawsuits Against Public Participation) aus Sicht der Betroffenen nachvollzogen. Verunsicherung und Einschränkung der Arbeitsfähigkeit sind direkte Folgen bei ihnen.
mehr »

Honoraruntergrenzen bei der Kulturförderung

Claudia Roth will ein Versprechen einlösen und Mindeststandards für Honorare von Freien bei der Kulturförderung des Bundes sichern. Laut Ampel-Koalitionsvertrag von 2021 sollten öffentliche Gelder für die Kultur an faire Vergütung gekoppelt sein. Nun, so die Kulturstaatsministerin, werden „für den Kernbereich der Bundeskulturförderung“ Mindesthonorare für Künstler*innen und Kreative eingeführt.
mehr »

Verwaltungsräte treten aus dem Schatten

Die Verwaltungsräte der Öffentlich-rechtlichen Sender sind mächtig. Sie überwachen und kontrollieren die Geschäftsführung des Intendanten oder der Intendantin, soweit es nicht um die inhaltliche Gestaltung des Programms geht. Außerdem legen sie den Haushaltsplan und den Jahresabschluss fest, kontrollieren die Beteiligung an Unternehmen und vieles mehr. Ihre Beschlüsse fassen sie nicht öffentlich.
mehr »