Mehr und weniger

Geldzulage für ddp-Mitarbeiter, Lohneinbußen bei DAPD

Die Mitarbeiter des Deutschen Depeschendienstes (ddp) sollen mehr Geld erhalten. Das kündigte der Inhaber und Geschäftsführer der in Berlin ansässigen Nachrichtenagentur, Martin Vorderwülbecke, epd zufolge am 25. Februar in einem internen Rundschreiben an. „Als Anerkennung für die Leistungen der letzten Jahre“ sowie für die DAPD-Übernahme im Dezember 2009 soll es einmalig eine Prämie von 100 Euro brutto pro Jahr der Betriebszugehörigkeit seit November 2004 geben. Zu diesem Zeitpunkt hatte ddp Insolvenz angemeldet. Außerdem werde das Gehalt vom Oktober an um 1,5 Prozent erhöht. Vorderwülbecke stellte ihnen auch für die Folgejahre in Aussicht „abhängig von der wirtschaftlichen Lage“ das Gehalts-Niveau beim ddp „systematisch weiterzuentwickeln“.
Für ver.di ist das keine Lösung. „Natürlich begrüßen wir, dass die ddp-Kollegen nun etwas mehr Geld bekommen. Gehaltserhöhungen nach Gutsherrenart sind aber kein Ersatz für einen Tarifvertrag. Wenn der ddp seine hochgesteckten Ziele erreichen will, müssen auch die Gehälter auf das Niveau der anderen Agenturen angehoben werden“, sagte Manfred Moos von ver.di Hessen. Er führt für ver.di die Tarifverhandlungen bei dpa, Thomson Reuters und AP und erinnert daran, dass die Gehälter bei ddp noch immer mehr als zwanzig Prozent unterhalb des Tarifniveaus liegen.
In einem weiteren Rundschreiben war die Rede von zehn neuen Stellen, die sofort ausgeschrieben werden sollen. Vier davon entfallen auf den ddp. Auch der DAPD soll sechs neue Mitarbeiter einstellen, darunter Korrespondenten in London, Brüssel und Zürich. Zuletzt waren beim DAPD zwölf Mitarbeiter freiwillig gegangen, unter anderem zum Wettbewerber dpa. Etwa 40 DAPD-Mitarbeitern, darunter fast allen Fotografen und mit einer Ausnahme dem kompletten Schweizer Dienst wurde gekündigt. (M 1–2/2010)
Mit der Zusammenführung beider Dienste soll die bisherige Inlands-Berichterstattung des DAPD wegfallen. Dafür ist ein drittes Modul „Korrespondenz und Recherche“ geplant, das vor allem die bisherigen Inlandsreporter des DAPD bestreiten sollen. Die DAPD-Mitarbeiter sollen in zwei neue Gesellschaften aufgeteilt werden – dabei das gleiche Gehalt bekommen, aber weniger Urlaub und keine zusätzliche Bezahlung von Überstunden mehr. Die Verträge sehen zudem einen Kündigungsschutz von drei Jahren vor. Für die Unterschrift bekommen die Betroffenen eine Prämie von 10.000 Euro. Die Bereitschaft, die Verträge zu unterschreiben, sei jedoch „bisher äußerst gering“, heißt es in der Redaktion. Die ehemaligen AP-Mitarbeiter bekommen derzeit Tarif-Löhne.
Zwischenzeitlich habe ddp einen großen Verlag als Kunden verloren, vermeldet Meedia.de. Der Springer-Konzern soll Mitte Februar den Vertrag mit der Nachrichtenagentur zum 31. August 2010 gekündigt haben. Spekuliert wird, dass ein Spiegel-Interview der Hintergrund sei, in dem sich Vorderwülbecke auf Kosten Springers profiliert haben soll.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Journalistische Grenzgänger bei Funk

Die Reportage-Formate Y-Kollektiv, STRG_F, reporter, follow me.reports und Die Frage gelten als innovative Aushängeschilder des jungen öffentlich-rechtlichen Content-Netzwerks funk. Sie alle praktizierten eine sehr spezielle Form des Journalismus, die auf offenen 'Subjektivismus' und eine konsequente Personalisierung setze. Diese Merkmale bestimmten für viele ihren messbaren Publikumserfolg, seien aber auch immer wieder Anlass für scharfe Kritik, vermeldet die Otto Brenner Stiftung (OBS) anlässlich der Veröffentlichung ihrer Studie „Journalistische Grenzgänger. Wie die Reportage-Formate von funk Wirklichkeit konstruieren".
mehr »

Filmtipp: „Picknick in Moria“

Die litauische Regisseurin Lina Lužyte hat für ihren Dokumentarfilm über die Lage der Flüchtlinge in einem Lager auf der griechischen Insel Lesbos einen ungewöhnlichen Ansatz gefunden: Sie porträtiert den afghanischen Künstler Talibshah Hosini, der seit vielen Monaten mit seiner Familie in Moria lebt und seinerseits mit anderen Asylsuchenden einen Spielfilm über eine geflüchtete Familie dreht.
mehr »

Keine Zeitung in Alamogordo New Mexico

Die Stadt Alamogordo im südlichen New Mexico mag mit ihren Kettenrestaurants und leeren Parkplätzen nicht die schönste sein, doch die umliegenden Berge und gigantischen Halbwüsten machen den spröden Beton allemal wett. In der Militärstadt leben rund 31 000 Menschen. Holloman Air Force Base, eine Basis der Luftwaffe, ist der größte Arbeitgeber. Was Alamogordo nicht mehr hat, ist eine eigene Zeitung. Zumindest nicht im klassischen Sinne. In ganz New Mexico gibt es derzeit noch 36 Zeitungen.
mehr »

Gemeinsam gegen Hassrede im Netz

Das Bundeskriminalamt (BKA) und die Landesmedienanstalten intensivieren ihre Zusammenarbeit im Kampf gegen Hassrede und strafbare Inhalte im Netz. Ab sofort können alle Medienanstalten in Deutschland Verdachtsfälle von strafrechtlich relevanter Hassrede an die Zentrale Meldestelle für strafbare Inhalte im Internet beim Bundeskriminalamt (ZMI BKA) melden. Bereits seit Mai 2022 arbeitet die Landesanstalt für Medien NRW eng mit dem BKA zusammen. Bis heute hat die Medienanstalt NRW knapp 700 Meldungen zugeliefert.
mehr »