Nach Warnstreik: Abschluss beim WDR

Die Beschäftigten beim WDR streiken unter anderem für eine Regelung zur unbefristeten Übernahme von Auszubildenden, Programmvolontär_innen und Trainees
Foto: ver.di WDR

Beim WDR wurde am Abend des 22. September ein Tarifabschluss erzielt. Vorangegangen war ein Warnstreik, an dem sich rund 500 Beschäftigte aus den Standorten Köln, Düsseldorf sowie allen Lokalstudios in Nordrhein-Westfalen beteiligt hatten. Festangestellte bekommen nun insgesamt 4,35% mehr Geld. Außerdem konnte eine Übernahmeregelung für Auszubildende vereinbart werden.

Für freie Mitarbeiter_innen wurden zwei Modelle mit unterschiedlichen Honorarsteigerungen und Einmalzahlungen festgehalten. Die Details zu den Modellen sowie zum gesamten Tarifabschluss erläutert der ver.di-Senderverband im WDR auf seiner Website. Die Gewerkschaften haben vereinbart, dass das Modell A erst nach einer Befragung der Betroffenen übernommen wird. Sollte sich die Mehrheit der betreffenden Freien gegen dieses Modell aussprechen, folgt automatisch die Übernahme der Bedingungen aus Modell B.

Für die Auszubildenden einigte man sich mit dem WDR neben der Übernahmeregelung auf eine Einmalzahlung von 150 Euro sowie eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 50 Euro ab dem 1. November 2017 und um weitere 50 Euro ab dem 1. April 2018. Beim Kinderzuschlag konnte zudem erreicht werden, dass der Zuschlag für alle Kinder bis 25 Jahre ohne zusätzlichen Ausbildungsnachweis gezahlt wird.

Der Abschluss war nach einem langwierigen Verhandlungsmarathon in der fünften Runde möglich geworden, weil sich zahlreiche Beschäftigte aus dem WDR an einem vorangegangenen Warnstreik beteiligt hatten. Zwischen 7 Uhr und 12 Uhr legten rund 500 Mitarbeiter_innen ihre Arbeit nieder, wobei es zu Programmbeeinträchtigungen in vielen WDR-Programmen kam. Bei 1Live etwa stellten die Moderatoren Michael Imhof und Olli Briesch kurzzeitig die Moderation ein und erklärten sich solidarisch mit den Streikenden. Auch im Programm von Cosmo und bei den Hörfunknachrichten kam es zu starken Einschränkungen. Bereits im Vorfeld der vierten Verhandlungsrunde hatte es zudem Ende August einen Warnstreik mit unerwartet hoher Beteiligung gegeben. Die Gewerkschaften bewerten die hohe Streikbeteiligung der WDR-Beschäftigten als maßgeblich für den erfolgreichen Tarifabschluss. So hatte sich der WDR von Beginn der Verhandlungen wenig gesprächsbereit gezeigt, von Gewerkschaftsseite war die „äußerst unerfreuliche Atmosphäre“ der Gespräche insbesondere in der vierten Verhandlungsrunde beklagt worden.

Weitere aktuelle Beiträge

Halbzeit bei der UEFA Frauen-EM

UEFA-Women’s Euro 2025 heißt das Turnier nach dem Willen des Europäischen Fußballverbands. Bei den Männern wird auf die geschlechtsspezifische Eingrenzung verzichtet. Möglichweise ein Relikt aus den Zeiten, als das Kicken selbstverständlich eine maskuline Sportart war, vermeintlich ungeeignet für die „zarte Weiblichkeit“. 
mehr »

Dokumentarfilme: Näher an der Wahrheit

Das bekannte Archiv–Storytelling in Dokumentationen befindet sich im Wandel. Und das ist auch notwendig: Weg von stereotypen Erzählmustern, hin zu ganzheitlichen Betrachtungen. Bislang unbekanntes Archivmaterial  spielt darin eine wesentliche Rolle. Beispiele dafür gab es  auf der Sunny Side of the Doc im französischen La Rochelle zu sehen, wo die internationale Doku-Branche zusammenkam.
mehr »

Türkei: Regierung schaltet TV-Sender ab

In der Türkei ist einer der populärsten regierungskritischen TV-Sender für zehn Tage abgeschaltet worden. Gegen Sözcü TV sei eine Strafe wegen wiederholten „Verstößen gegen Sendevorschriften“ verhängt worden, schrieb der Chef der Rundfunkbehörde (Rtük), Ebubekir Sahin, auf der Plattform X. Der Sender kritisiert das Vorgehen als Zensur.
mehr »

Für ein digitales Ökosystem

Markus Beckedahl, Journalist und Gründer des Online-Portals www.netzpolitik.org, erkennt  im System des öffentlich-rechtlichen Rundfunk den Ort, wo alternative digitale Infrastrukturen gut entwickelt werden können. Ungarn und Polen haben es vor Jahren gezeigt, die USA erleben es gerade aktuell und die Welt scheint dabei zuzuschauen: Die Aushebelung demokratischer Strukturen durch gewählte Regierungen.
mehr »