Nottopf für Notlagen

Pensionskasse Rundfunk mit Sozialfonds

Schwere Krankheit, Tod eines Familienmitglieds, plötzliches Wegbrechen großer Aufträge – Freie können unverschuldet in gesundheitliche, persönliche oder wirtschaftliche Not geraten. Für die rund 14 000 Mitglieder der Pensionskasse Rundfunk – der Alters- und Hinterbliebenenversorgung für freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Rundfunkanstalten, Werbefunk- und Werbefernsehgesellschaften und rund 400 freien Film- und Fernsehproduktionsgesellschaften – wurde ein Sozialfonds aufgelegt. Er ist der Versuch, in besonderen Härtefällen die nicht mehr bestehende Möglichkeit der Beitragsrückgewähr wenigstens teilweise zu kompensieren.
Der im November 2010 vom paritätisch mit Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern besetzten Aufsichtsrat beschlossene „Nottopf“ speist sich bislang aus Spenden. ver.di, WDR und Deutschlandradio haben bereits etwas eingezahlt. „Weitere Sendeanstalten sollten nachziehen, Tarifparteien könnten bei Tarifverhandlungen freie Spitzen des Volumens dem Sozialfonds übertragen, auch Bagatellerlöse – beispielsweise aus der Kabelverwertung, die nicht individuell ausgeschüttet werden – würden weiterhelfen „, meint Jürgen Liebing, stellv. Vorsitzender des Aufsichtsrats der Pensionskasse und Schriftführer des gemeinnützigen Vereins, der den Sozialfonds verwaltet. ARD und ZDF hätten sich bereits aufgeschlossen gezeigt. „Noch aber haben wir nicht mehr als den Tropfen auf dem heißen Stein zusammen. Um wirksam unterstützen zu können, ist es dringend erforderlich, einen ausreichend großen Kapitalstock zu bilden.“ Aus der als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit beruhenden Pensionskasse lässt sich der Sozialfonds nicht speisen, das lassen Statut und Gesetzgeber nicht zu.
Liebing arbeitet selbst als Freier für Deutschlandradio Kultur und den SWF und weiß, wie wichtig die Gewissheit um einen Rettungsanker in unverschuldeten Notlagen ist. Unterstützung leistet der Sozialfonds in Form rückzahlbarer zinsloser Darlehen oder mit ein- bzw. mehrmaligen Beihilfezahlungen. Das gilt bei schwerer Krankheit für besondere therapeutische Maßnahmen, bei Tod von Angehörigen für die Folgekosten, bei drohender oder bereits bestehender Privatinsolvenz, wenn trotz Erwerbstätigkeit der Entschuldungsplan nicht erfüllt werden kann, oder bei Vertragskündigungen bzw. Auftragsentzug durch relevante Auftraggeber zur Neuausrichtung des Jobs. An den Kriterien wird anhand der Praxisfälle weiter gefeilt.
„Wer Leistungen des Sozialfonds in Anspruch nehmen möchte, muss Mitglied der Pensionskasse Rundfunk sein und seine Notlage nachweisen“, erläutert Liebing die Voraussetzungen. „Das kann bei gesundheitlich begründeten Anträgen ein ärztliches Attest sein, bei wirtschaftlichen Problemen die Stellungnahme eines Steuerberaters oder einer Schuldnerberaterstelle.“ Der Verein selbst entwickelt dazu geeignete Formulare und Fragebögen.
www.pensionskasse-rundfunk.de

 

Weitere aktuelle Beiträge

RBB: Freiwillige zur Jobaufgabe gesucht

Der RBB hat mit Wochenbeginn ein „Programm zur strukturellen Verkleinerung des Senders“ gestartet. Dabei soll vorrangig bei Personal- und Honorarkosten gekürzt werden. Um bis Jahresende mindestens neun Millionen Euro einzusparen, sind im ersten Schritt Vorruhestands- und Abfindungsangebote vorgesehen. ver.di sieht dieses Vorgehen kritisch.
mehr »

Pseudo-Journalisten als Anstifter zur Hetzjagd

Es brauchte eine durch fremdenfeindliche Fakenews losgetretene Hetzjagd auf Einwanderer in Spanien, um etwas gegen rechtsradikale Agitatoren zu unternehmen, die auch die Arbeit im Parlament sabotieren. Nun kann ihnen die Akkreditierung entzogen werden. Gegen ihre Hetze im Internet wird jedoch nur zaghaft vorgegangen.
mehr »

RSF: In Russland unerwünscht

Das russische Justizministerium hat Reporter ohne Grenzen (RSF) am Donnerstag (14.08.) auf die Liste „unerwünschter Organisationen“ gesetzt. Diese Liste umfasst bereits mehr als 250 Organisationen und soll Russland vor angeblichen Bedrohungen schützen. In Wirklichkeit bietet sie dem Kreml einen Vorwand, unabhängige und kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen. RSF verurteilt dieses Vorgehen.
mehr »

Schon entdeckt: Über Israel und Palästina sprechen

Der Podcast "Über Israel und Palästina sprechen" ist ein Crashkurs für alle, die zentrale Begriffe und Widersprüche der Nahost-Debatte verstehen wollen. Er bietet zugleich die Möglichkeit, Stimmen und Positionen kennenzulernen, die sonst selten Gehör finden. Was ist Antisemitismus – und was antipalästinensischer Rassismus? Was bedeutet Staatsräson? Ab wann ist es legitim, von Genozid zu sprechen? Und wie fühlt es sich an, Angehörige in Israel oder Gaza zu haben?
mehr »