Publizistischer Vorwärtsgang

Onliner sind seit 1. Oktober im Tageszeitungstarif

Die Online-Journalistinnen und -Journalisten, die für tarifgebundene Tageszeitungen arbeiten, haben seit 1. Oktober einen verbindlichen Anspruch auf dieselben Tarifgehälter wie ihre Kolleginnen und Kollegen in den Printredaktionen. Das ist eine gute Nachricht!

Frank Werneke Foto: Stefanie Herbst
Frank Werneke
Foto: Stefanie Herbst

Journalistische Arbeit ist heute crossmediale Arbeit. Daher war dieser Schritt überfällig. Allzu lange haben sich die Verleger dagegen gewehrt, doch nun können sich die Kolleginnen und Kollegen über eine Verbesserung freuen, die sie sich hart erkämpft und erstritten haben.

Ende April haben wir mit dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) die Aufnahme der Online-Journalistinnen und -Journalisten in die Tarifverträge für die rund 14.000 Redakteurinnen und Redakteure sowie Freie und Pauschalisten vereinbart. Die Erweiterung des so genannten Geltungsbereichs war Gegenstand harter Auseinandersetzungen, die Einigung erst möglich nach monatelangen Verhandlungen und einer Streikbewegung quer durch die Bundesrepublik. Für den Gehaltstarifvertrag gilt ab jetzt: gleiches Geld für die Redakteurinnen und Redakteure, egal ob in der Print- oder Onlineredaktion. Die übrigen Tarifbedingungen aus dem Manteltarifvertrag gelten ab 1. Juli 2016 dann identisch auch für Onliner.

Die Einbeziehung der Online-Journalistinnen und -Journalisten in den Schutz der Tarifverträge entspricht unseren Vorstellungen von einer zeitgemäßen Weiterentwicklung der Arbeit in den Redaktionen. Ohne Online-Angebote geht heutzutage nichts mehr, neue Publikationsformen sind dringender gefragt denn je. Gerade die Online-Angebote müssen hohen journalistischen Ansprüchen genügen, um sich im Wettbewerb abzuheben. Dazu brauchen wir entsprechend qualifizierte Kolleginnen und Kollegen, die künftig noch enger publizistisch verzahnt arbeiten.

Es gibt für diese neuen Arbeitsformen und gelungene digitale Transformation etliche positive Beispiele, die nun folgerichtig auch die Onliner in den Tarifvertrag mit einbeziehen. Es gibt aber leider auch andere Verlage, die sich ihrer sozialen Verantwortung entziehen wollten. Sie schlagen zulasten der Redakteurinnen und Redakteure Sonderwege ein, indem sie Online-Bereiche ausgliedern, um auf diesem Weg den dortigen Redakteurinnen und Redakteuren den Tarifschutz vorzuenthalten. Ein prominentes Beispiel dafür ist die Mediengruppe DuMont Schauberg oder, ganz aktuell, der Verlag der Nürnberger Presse.

Wer in diesen Tagen noch aus kurzfristigem Gewinnstreben solchen Unsinn betreibt, droht, die Zukunft der eigenen Zeitung zu verspielen. Print und Online gehören in der Zeitung integral zusammen, die dafür geleistete Arbeit ist gleichwertig. Wer die Redaktionen spaltet und Gehälter für Onliner drückt, entscheidet sich für den publizistischen Rückwärtsgang.

    Frank Werneke ist stellvertretender ver.di-Vorsitzender

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Tarifverhandlungen: Unfaire Forderungen

Für die zweite Tarifverhandlungsrunde mit der dju in ver.di hatte der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) ein Angebot zu Tariferhöhungen angekündigt. Doch der Verband legte am 25. Juli in Frankfurt am Main keine konkreten Zahlen vor. Die Tarifverhandlungen hatten am 27. Mai begonnen. Die dju in ver.di fordert zwölf Prozent mehr für Gehälter und Honorare. Damit soll der eingetretene Reallohnverlust ausgeglichen werden.
mehr »

Putins Geiseln

In Russland wurden Mitte Juli zwei westliche Journalist*innen aufgrund fingierter Anschuldigungen zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Westliche Regierungen werden nun einen zynischen Deal mit dem Kreml eingehen müssen, um Evan Gershkovich und Alsu Kurmasheva freizubekommen. Doch gleichzeitig sollten sie klar machen, dass sie Putins „Verständnis“ von Journalismus nicht teilen.
mehr »

Tarifbindung statt Mehrwertsteuersenkung

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder möchte Verlagen, “Begleitschutz” geben. Das hat er bei einer Veranstaltung des Medienverbandes der freien Presse kürzlich angekündigt. Diejenigen unter ihnen, die Presseerzeugnisse herausgeben, sollen nach dem Willen Söders von einer - weiteren - Senkung der Mehrwertsteuer profitieren.
mehr »

Filmschaffende kriegen künftig mehr

In der achten Tarifverhandlungsrunde für die rund 25.000 Filmschaffenden haben sich die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), die Schauspielgewerkschaft BFFS und die Produktionsallianz auf Eckpunkte einer vorläufigen Tarifeinigung verständigt. Doch nicht alle Verhandlungsthemen konnten geklärt werden. Die Frage nach der Regelung von Künstlicher Intelligenz (KI) im Film wurde verschoben.
mehr »