Mit einer Kundgebung vor dem Medienhaus am Rostocker Steintor haben Mitarbeiter_innen der zum Madsack-Konzern gehörenden Ostsee-Zeitung (OZ) gegen den angekündigten Rückzug des Verlages aus dem Tarif protestiert. Auf Plakaten mit der Schlagzeile „Tarifbruch mit Segen der SPD“ wandten sie sich an den größten Einzelgesellschafter der Mediengruppe mit Sitz in Hannover, die SPD-Holding Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft (ddvg).
Die OZ-Geschäftsleitung hat angekündigt, künftig nur noch Mitarbeiter in tariflosen Tochtergesellschaften einstellen zu wollen. Das bedeutet eine Schlechterstellung der Betroffenen um bis zu ein Viertel gegenüber der Stammbelegschaft durch eine Senkung der Löhne bei gleichzeitiger Verlängerung der Arbeitszeit und Reduzierung anderer Leistungen. „Unsere Erfahrungen zeigen, dass ein solches Vorgehen die Belegschaften spaltet“, kritisiert Conny Töpfer, stellvertretende ver-di-Landesbezirksleiterin. Sie verwies auf den massiven Personalabbau innerhalb der vergangenen anderthalb Jahre, der nur durch erhebliche Zugeständnisse der Beschäftigten abgemildert werden konnte. „Wir haben gezeigt, dass in Tarifverhandlungen passende Lösungen selbst bei schwierigen Problemen gefunden werden können. Ist das jetzt der Dank?“ Corinna Pfaff, Geschäftsführerin des DJV Mecklenburg-Vorpommern, verweist auf die Gefahren der überzogenen Sparvorgaben für die Zukunftsfähigkeit der OZ: „Schon jetzt ist die Zahl der qualifizierten Bewerber gesunken, weil die Medienbranche insgesamt an Anziehungskraft verloren hat.“ Außerdem haben sich die Gewerkschaften an Ministerpräsidentin Manuela Schwesig gewandt und sie um Vermittlung gebeten. Die Anfang Juli gewählte Regierungschefin habe in den zurückliegenden Wochen mehrfach bekundet, sich für eine Stärkung der Tarifbindung in Mecklenburg-Vorpommern einsetzen zu wollen.
Als Reaktion auf den Umbruch in der Medienlandschaft haben ver.di, DJV und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) die Initiative „Unser Land braucht seine Zeitungen. Qualität und Vielfalt sichern“ ins Leben gerufen. In deren Rahmen fordern sie unter anderem eine Überarbeitung des Landespressegesetzes, um etwa mehr Transparenz über Besitz- und Beteiligungsverhältnisse in den Medienunternehmen zu schaffen. Mehrere tausend Bürger haben das Anliegen bereits mit ihrer Unterschrift unterstützt.