Streikbereit

EXTRA-Ausgabe von M und D+P über aktuelle Tarifkämpfe

„Wer Dumpingpreise sät, der kann keinen Qualitätsjournalismus ernten“, war nur eine Plakataufschrift von vielen am 9. Juni auf dem Römer in Frankfurt am Main. Tausende Redakteure und Drucker waren zusammen gekommen, um gegen Tarifabbau zu streiken. Seit Wochen ringen Beschäftigte aus den Zeitungsverlagen und der Druckindustrie um neue Tarifabschlüsse. Allen voran die Kolleginnen und Kollegen aus Baden-Württemberg, gefolgt von NRW, Bayern und Nord.


Dem Verlegerwillen nach geht es bei Mantel- und Tarifverträgen ans Eingemachte. „Die BDZV-Vertreter beharren auf der Verschlechterung des Manteltarifvertrags durch Streichung des Urlaubsgeldes“, so Frank Werneke, dju-Verhandlungsführer und stellvertretender ver.di-Vorsitzender nach der fünften Verhandlungsrunde für die 14.000 Redakteurinnen und Redakteure sowie die Freien an Tageszeitungen. Über ein Tarifwerk 2 sollen die Einstiegsgehälter für Redakteure bis zu 30 Prozent abgesenkt werden. „Es geht hier offenbar nicht um die Sicherheit der Arbeitsplätze, sondern darum, den Kolleginnen und Kollegen Geld aus den Taschen zu ziehen. Dafür gibt es angesichts der wirtschaftlichen Situation keinen Anlass“, machte Werneke deutlich. Die dju in ver.di fordert für die Tageszeitungsredaktionen den Erhalt der im Mantel- und Gehaltstarifvertrag geregelten Arbeits- und Entlohnungsbedingungen, den Fortbestand des Altersversorgungs-Tarifvertrags und vier Prozent Tariferhöhungen für Gehälter und Honorare.
Der Bundesverband Druck und Medien (bvdm) will die Arbeitszeiten in den Druckereien bis auf 40 Stunden ohne Lohnausgleich erhöhen, die Helferlöhne absenken und weniger Fachkräfte an den Maschinen arbeiten lassen.
Die Verhandlung für Zeitungsredaktionen wurde am 15. Juni ohne Annäherung vertagt. Die Streiks und andere Protestaktionen werden fortgesetzt. Die nächste Verhandlungsrunde findet am 29. Juni in Berlin statt. Für die Druckindustrie wird am 28. Juni ebenfalls in Berlin weiter verhandelt.
Zu diesem Zeitpunkt ist die vorliegende Ausgabe von M bereits gedruckt und die Mitgliederzeitung ver.di-PUBLIK geht am 29. Juni in Druck. Über einen Teil der Ereignisse vom Nachmittag des 29. Juni kann in der vorliegenden PUBLIK im „Brennpunkt“ auf Seite 3 noch berichtet werden. Die Nachrichtenlage über die Tarifauseinandersetzungen in Zeitungsredaktionen, Verlagen und Druckindustrie kann sich aber bis zum Eintreffen von Publik und M bei den Leserinnen und Lesern weiter gravierend ändern und es vergeht einige Zeit bis Ende August die nächsten Ausgaben unserer Publikationen erscheinen. Deshalb ist für die zweite Juli-Woche zur aktuelleren Information der betroffenen Mitglieder – als Premiere – eine gemeinsame, reich bebilderte EXTRA-Ausgabe von MMM und der ver.di-Branchenzeitung DRUCK+PAPIER geplant. Sie wird nach einem breiten Verteiler direkt in die Druckbetriebe, Zeitungsredaktionen und ver.di-Geschäftsstellen versandt. Weitere Exemplare sind kostenlos erhältlich über die E-Mail-Adresse drupa@verdi.de oder Telefax 030/6956-3012. Eine PDF der EXTRA-Ausgabe steht gegen Ende der 27. Kalenderwoche unter www.drupa.verdi.de (Menüpunkt „Archiv“) und www.tarifrunde-print.verdi.de zum Download bereit und ist zu bestellen über die genannte E-Mail-Adresse.

wen/hem

Weitere aktuelle Beiträge

Rechte Influencerinnen im Netz

Rechtextremismus und rechte Parolen verbinden viele Menschen automatisch mit testosterongesteuerten weißen Männern. Diese Zielgruppe füttert AfD-Politiker Maximilian Krah mit simplen Parolen wie: „Echte Männer sind rechts.“ Das kommt an bei Menschen, die im Laufe der Zeit irgendwann beim „Gestern“ stecken geblieben sind. Inzwischen verfangen solche rechten Klischees auch bei Frauen. Vor allem im Internet.
mehr »

Sicher ist sicher: Eigene Adressen sperren

Journalist*innen sind in den vergangenen Jahren vermehrt zum Ziel rechter Angriffe geworden. Die Zahl tätlicher Übergriffe erreichte 2024 einen Rekordwert, so eine aktuelle Studie des Europäischen Zentrums für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF) in Leipzig. Die Autoren benennen die extreme Rechte als strukturell größte Bedrohung für die Pressefreiheit. Einschüchterungen oder sogar körperliche Übergriffe geschehen mitunter direkt an der eigenen Haustür. Den damit verbundenen Eingriff in das Privatleben empfinden Betroffene als besonders belastend.
mehr »

Rechtes Rauschen im Blätterwald

Ob Neuerscheinungen, Zusammenlegungen, Relaunches oder altgediente rechte Verlage: Was die Periodika der Neuen Rechten, ihrer Parteien, Organisationen oder auch einflussreicher kleinerer Kreise anbetrifft, lässt sich gerade angesichts des rechtspopulistischen Aufschwungs der letzten etwa 20 Jahre viel Bewegung ausmachen.
mehr »

Rundfunkfinanzierung in der Sackgasse

Bisher war Einstimmigkeit gefordert, wenn es um rundfunkpolitische Fragen ging. Die Ministerpräsident*innen der Länder sollen gemeinsam agieren, zum Schutz des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Kein einfaches Unterfangen, wenn es um das Thema Rundfunkfinanzierung geht. Dass diese Praxis nun überarbeitet wird, ist Ausdruck einer Krise – wenn nicht der Demokratie, dann doch zumindest der Rundfunkpolitik der Länder.
mehr »