Tarifflucht in Hessen

FRANKFURT AM MAIN. „Die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di Hessen kritisiert die am 2. Oktober bekannt gewordene Tarifflucht der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen (HNA,Kassel)“, heißt es in einer dju-Pressemitteilung.

Der Verlag der Zeitung bleibe zwar Mitglied im Arbeitgeberverband der hessischen Zeitungsverleger, wechsle aber zum 1. Januar 2008 in die so genannte OT-Mitgliedschaft (OT = Ohne Tarifbindung).
Die nordhessische Zeitung ist nach der Offenbach-Post und der Hersfelder Zeitung bereits die dritte Zeitung der Ippen-Gruppe in Hessen, die sich zu Lasten der Beschäftigten der tariflichen Bindung entziehen will. Unmittelbar betroffen von der Entscheidung des Verlegers Dirk Ippen sind rund 160 Redakteurinnen und Redakteure, Volontärinnen und Volontäre.
Es sei zu erwarten, dass der Verlag nunmehr versuchen werde, bei Neueinstellungen untertarifliche Bedingungen zu vereinbaren, sagte Manfred Moos von ver.di Hessen. Dies versuche die Ippen-Gruppe auch in Offenbach und Bad Hersfeld. Moos kündigte an, dass die Gewerkschaft der Tarifflucht der größten hessischen Regionalzeitung nicht tatenlos zusehen werde. „Wir werden mit den betroffenen Kolleginnen und Kollegen darüber reden, wie wir durch einen Haustarif die Tarifsicherheit wieder herstellen können.“ Dabei werde man auch die rund 350 Verlagsangestellten einbeziehen, die bereits seit längerem vom Tarif abgekoppelt sind. Dem Hessischen Zeitungsverlegerverband warf Moos vor, mit der 2004 eröffneten Möglichkeit der OT-Mitgliedschaft „zum Totengräber des Flächentarifs“ zu werden.
Die Ippen-Gruppe gilt als die Nummer vier auf dem deutschen Zeitungsmarkt. Die HNA erscheint täglich mit rund 235.000 Exemplaren.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

ARD: Durchbruch in Tarifrunde

In dem seit Januar andauernden Tarifkonflikt in ARD-Rundfunkanstalten gibt es erste Verhandlungsergebnisse. Zum Wochenende hin konnte am Freitag (15. November) ein Ergebnis im SWR erreicht werden. Für ver.di ist das ausschlaggebende Ergebnis, dass neben sechs Prozent Tariferhöhungen in zwei Stufen über eine Laufzeit von 25 Monaten auch eine für mittlere und niedrige Tarifgruppen stärker wirkende jährliche Sonderzahlung so stark erhöht wurde, dass es nachhaltige Tarifsteigerungen zwischen sechs und über zehn Prozent gibt.
mehr »

Fakten for Future

Menschen jeden Alters machen sich Sorgen um die Zukunft unseres Planeten. Carla Reemtsma ist Klimaschutzaktivistin und Mitorganisatorin des Schulstreiks Fridays for Future („Klimastreik“) in Deutschland. Als Sprecherin vertritt sie die Bewegung auch in der medialen Öffentlichkeit. Wir sprachen mit ihr über Kommunikationsstrategien, Aktivismus und guten Journalismus.
mehr »

Games: Welcome to Planet B

Die Bürgermeisterin muss sich entscheiden: Soll zuerst ein Frühwarnsystem vor Springfluten eingerichtet oder neue Möglichkeiten zum Schutz vor Hitze geplant werden? Und sollen diese neuen Schutzmaßnahmen besonders günstig oder lieber besonders nachhaltig sein? Was wie Realpolitik klingt ist ein Computerspiel. Denn immer mehr Games setzten sich auch mit Umweltthemen auseinander.
mehr »

Neue Perspektiven für Klimajournalismus

Besondere Zeiten brauchen einen besonderen Journalismus – ein Motto, dass das im Juli gelaunchte deutschsprachige Medienprojekt „Neue Zukunft“ nicht aus werbestrategischen Gründen ausgegeben hat. Die Klimakrise und die Klimagerechtigkeitsbewegung erhalten in vielen Medien der Schweiz, Österreichs und Deutschlands ihrer Meinung nach nicht genügend Aufmerksamkeit. Gerade Gerechtigkeitsfragen erhöhen den Handlungsdruck im Zusammenhang mit den Folgen menschlichen Raubbaus an Ressourcen und Umwelt.
mehr »