Tarifrunden: Arbeitgeber bewegen sich nicht

Warnstreik bei der Augsburger Allgemeinen im Mai Foto: ver.di

Ohne Fortschritte endeten am 24. Mai die dritte Verhandlungsrunde für die Beschäftigten in der Druckindustrie und die Auftakt-Tarifrunde für die Zeitschriftenredaktionen. ver.di kritisiert die Blockadehaltung der Arbeitgeber. In der Druckindustrie beharrte der Bundesverband Druck und Medien (bvdm) auf einem unzureichenden Angebot von Anfang Mai. Der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger stellte gar Vorbedingungen und verzögert nach Gewerkschaftseinschätzung die Verhandlungen.

Die Gewerkschaftsseite habe sich in der dritten Verhandlung für die Druckindustrie ernsthaft um eine Einigung bemüht und einen Vorschlag von 4,5 Prozent Entgelterhöhung bei einer Laufzeit von zwei Jahren neu eingebracht. Doch die Gegenseite habe sich dem verweigert, sei „verhandlungsunwillig oder verhandlungsunfähig“ gewesen und habe sich keinen Millimeter bewegt.

Als „indiskutabel“ und „Ausdruck mangelnder Wertschätzung“ gegenüber den Beschäftigten hatte ver.di-Verhandlungsführer Frank Werneke bereits vor drei Wochen das Angebot der Druckarbeitgeber bezeichnet, in dem sie 1,2 Prozent Lohnerhöhungen ab Juni 2016 mit einer Laufzeit über 18 Monate vorgeschlagen hatten. Vor der jetzigen Verhandlung in Berlin hatten sich deshalb Belegschaften in mehr als 30 Betrieben an Warnstreiks und Protestaktionen beteiligt. In Bayern, wo gegenwärtig auch über die regionalen Tarife für die bayerischen Zeitungsverlage verhandelt wird, streikten seit Mitte Mai Beschäftigte der Druckindustrie mit Verlagsangestellten und Redakteur_innen gemeinsam.

Zu einem Einlenken hat das bei den Druckarbeitgebern bisher nicht geführt. Die vom bvdm angebotene Lohnerhöhung bliebe „weit hinter dem zurück, was in allen anderen Branchen in diesem Jahr bereits vereinbart wurde“, kritisiert die ver.di-Verhandlungskommission.

Ähnlich kritisch sieht ver.di auch die Haltung der Zeitschriftenverleger. Sie hätten zum Verhandlungsauftakt gar kein Tariferhöhungsangebot vorgelegt, sondern stattdessen auf die gewerkschaftliche Forderung von 4,5 Prozent Gehaltserhöhung mit „unkonkreten Gegenforderungen“ reagiert. Nach 19 Monaten seit einer letzten Erhöhung um 1,9 Prozent verzögerten die Verleger die Verhandlungen und wollten die Gespräche auf Berufsjahresstufen, Anerkennung von Studienzeiten und Volontärsentgelte ausweiten. Eine solche Verbindung mit Strukturfragen des Gehaltstarifs kritisiert ver.di und fordert stattdessen eine deutlich bessere Entlohnung.

Die Tarifverhandlungen in der Druckindustrie werden am 13. Juni fortgesetzt, die für Zeitschriftenredakteur_innen am 22. Juni. Dazwischen geht am 15. Juni auch die laufende Tarifrunde für Redakteur_innen an Tageszeitungen weiter.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Journalistische Grenzgänger bei Funk

Die Reportage-Formate Y-Kollektiv, STRG_F, reporter, follow me.reports und Die Frage gelten als innovative Aushängeschilder des jungen öffentlich-rechtlichen Content-Netzwerks funk. Sie alle praktizierten eine sehr spezielle Form des Journalismus, die auf offenen 'Subjektivismus' und eine konsequente Personalisierung setze. Diese Merkmale bestimmten für viele ihren messbaren Publikumserfolg, seien aber auch immer wieder Anlass für scharfe Kritik, vermeldet die Otto Brenner Stiftung (OBS) anlässlich der Veröffentlichung ihrer Studie „Journalistische Grenzgänger. Wie die Reportage-Formate von funk Wirklichkeit konstruieren".
mehr »

Filmtipp: „Picknick in Moria“

Die litauische Regisseurin Lina Lužyte hat für ihren Dokumentarfilm über die Lage der Flüchtlinge in einem Lager auf der griechischen Insel Lesbos einen ungewöhnlichen Ansatz gefunden: Sie porträtiert den afghanischen Künstler Talibshah Hosini, der seit vielen Monaten mit seiner Familie in Moria lebt und seinerseits mit anderen Asylsuchenden einen Spielfilm über eine geflüchtete Familie dreht.
mehr »

Keine Zeitung in Alamogordo New Mexico

Die Stadt Alamogordo im südlichen New Mexico mag mit ihren Kettenrestaurants und leeren Parkplätzen nicht die schönste sein, doch die umliegenden Berge und gigantischen Halbwüsten machen den spröden Beton allemal wett. In der Militärstadt leben rund 31 000 Menschen. Holloman Air Force Base, eine Basis der Luftwaffe, ist der größte Arbeitgeber. Was Alamogordo nicht mehr hat, ist eine eigene Zeitung. Zumindest nicht im klassischen Sinne. In ganz New Mexico gibt es derzeit noch 36 Zeitungen.
mehr »

Gemeinsam gegen Hassrede im Netz

Das Bundeskriminalamt (BKA) und die Landesmedienanstalten intensivieren ihre Zusammenarbeit im Kampf gegen Hassrede und strafbare Inhalte im Netz. Ab sofort können alle Medienanstalten in Deutschland Verdachtsfälle von strafrechtlich relevanter Hassrede an die Zentrale Meldestelle für strafbare Inhalte im Internet beim Bundeskriminalamt (ZMI BKA) melden. Bereits seit Mai 2022 arbeitet die Landesanstalt für Medien NRW eng mit dem BKA zusammen. Bis heute hat die Medienanstalt NRW knapp 700 Meldungen zugeliefert.
mehr »