Tarifverhandlungen der Filmbranche

Foto: 123rf

Die Tarifverhandlungen für die rund 25.000 Filmschaffenden haben am 12. Oktober zwischen ver.di, der Schauspielgewerkschaft BFFS und dem Arbeitgeberverband Produzentenallianz begonnen. Die Gewerkschaften fordern ein neues Arbeitszeitmodell mit einer Vier-Tage-Woche, kürzerer Tagesarbeitszeit und freien Wochenenden. Außerdem geht es um die verbindliche branchenweite betriebliche Altersvorsorge sowie die Eindämmung des Einsatzes von generativer KI, ähnlich wie in den Verhandlungen der US-amerikanischen Film-Gewerkschaften.

„Wir bewegen große Zukunftsthemen in dieser Tarifrunde, in der es erstmal noch nicht um Gagenerhöhungen geht, sondern um neue Grundbedingungen der Arbeit im Film“, erklärt ver.di-Verhandlungsführer Matthias von Fintel. „Junge und schon erfahrenere Filmschaffende drängen auf Arbeitszeiten, die sich der in anderen Branchen deutlicher angleichen müssen. Wenn, wie von uns gefordert, künftig bis zu elf Stunden pro Tag gearbeitet werden soll, liegt die Vier-Tage-Woche schon auf der Hand.“ Mit der Vereinbarung eines solchen Arbeitsmodells könnte die Filmbranche Attraktivität zurückgewinnen, die sie im Vergleich zu konkurrierenden Kreativbranchen verloren hat. Die Produzentenallianz täte gut daran, dieses als gemeinsame Chance zur Gewinnung von Fachkräften zu begreifen, so von Fintel.

Tarifverträge müssen verbindlich sein

Die Filmbranche ist international und wird auch in Deutschland vielfach subventioniert. Deshalb drängt ver.di auf eine Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge, um Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten der Filmschaffenden zu unterbinden.

„Selbstverständlich wollen auch wir, wie die US-Kolleg*innen, den Einsatz von generativer KI eindämmen, damit die Filmsets und Studios in Deutschland nicht zum ungeregelten Versuchsfeld für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Filmproduktionen werden. Filmkreativität nutzt stets technische Entwicklungen in allen Gewerken, das wollen auch wir nicht verhindern. Aber Im Zentrum muss menschliche Kreativität und künstlerischer Ausdruck stehen, die nicht ersetzt, sondern in ihrem Wert herausgestellt werden müssen. Dem darf jede Technikentwicklung gerne dienen, aber nicht umgekehrt“, stellt von Fintel klar.

Die Verhandlungen werden in vier weiteren bis Ende Januar vereinbarten Terminen fortgesetzt. Der nächste Verhandlungstermin findet am 15. November statt.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Quartalsbericht zur Branche liegt vor

Einen detaillierten Blick auf das Geschehen in der Medienbranche wirft der jetzt wieder vorliegende Quartalsbericht. Er speist sich aus den Auswertung von Internetseiten, Zeitungen, Fachzeitschriften, Informationsdiensten, Verbands- und Unternehmenspublikationen. Ein Merkmal des ersten Monate dieses Jahres: Viele Übernahmen und eine Werbekonjunktur. 
mehr »

Buchtipp: Sprache des Kapitalismus

Über gendersensible Sprache läuft schon seit Jahren eine hochemotionale Debatte. In Bayerns Schulen, Hochschulen und Behörden gilt seit dem 1. April sogar ein Genderverbot. Über Begrifflichkeiten wie „steigende Preise“ oder Finanzkrisen, die wie ein „Tsunami“ über uns kommen, wird dagegen weniger gestritten. Sie beherrschen längst unser Denken und Sprechen, sind in unseren Alltag eingedrungen. Wer in diesem Wirtschaftssystem sozialisiert wurde, nutzt sie automatisch, ohne weiter darüber nachzudenken.
mehr »

Von Erbsensuppe und neuen Geschichten

„Vielfalt schützen, Freiheit sichern – 40 Jahre duale Medienordnung im föderalen Deutschland“. Dies war das Thema des Symposiums, das am 23.  April in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften stattfand. Ausrichter war die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM).  Teilnehmer waren Verantwortliche aus Medienpolitik und -wissenschaft, Rundfunkregulierung und Medienunternehmen.
mehr »

Preis für behinderte Medienschaffende

Zum zweiten Mal schreibt in diesem Jahr die gewerkschaftsnahe Otto Brenner Stiftung zwei Preise und Stipendien für Journalist*innen mit Behinderung aus. Damit soll „ein klares Signal für die Förderung von Diversität als unverzichtbaren Wert in unserer demokratischen Gesellschaft“ gesetzt werden, sagt Jupp Legrand, Geschäftsführer der Stiftung. 
mehr »