Tarifverhandlungen für ZDF-Freie in Sicht

Die Forderungen der Tarifkommission Drittkreisfreie im ZDF wurden bereits heute in symbolischer Form dem ZDF-Fernsehrat überreicht
Foto: Michael Holdinghausen

Sie sind angetreten, um 100 statusklagewillige Kolleg_innen zu finden und 333 neue Mitstreiter_innen der sogenannten Drittkreisfreien im ZDF zu organisieren. Nun hat das ver.di-Team der Kampagne #ZDFcountdown sein Ziel erreicht. Der Sender soll in den nächsten Tagen zu Tarifverhandlungen aufgefordert werden, die Forderungen der Freien wurden heute öffentlichkeitswirksam dem ZDF-Fernsehrat übergeben.

„2000 Gespräche, 3 Monate, 333 neue MitstreiterInnen und ein starkes ver.di –Team“ – die Erfolgsformel der Kampagne #ZDFcountdown für die Festanstellung von Drittkreisfreien im ZDF. Stein des Anstoßes war die Verhandlung eines Tarifvertrags für Gagenarbeitnehmer_innen beim Bayerischen Rundfunk (BR), mit dem es ver.di 2015 gelungen war, bis dato feie Mitarbeiter_innen in allen wesentlichen Punkten den Festangestellten gleichzustellen.

In mehreren öffentlich-rechtlichen Sendern, etwa beim MDR oder beim RBB, haben sich daraufhin die Freien gesammelt und sind ver.di-Kampagnen entstanden, um für mehr Gerechtigkeit für freie Mitarbeiter_innen zu sorgen. So auch beim ZDF. Der Plan: Es sollten einerseits 100 Kolleginnen und Kollegen gefunden werden, die bereit wären, den Status ihres Arbeitsverhältnisses juristisch prüfen zu lassen und andererseits 333 neue Mitstreiterinnen und Mitstreiter der sogenannten Drittkreisfreien organisiert werden, um die Durchsetzungsfähigkeit in den anvisierten Tarifverhandlungen gewährleisten zu können.

Denn: Es sind vor allem die Freien im dritten Kreis, die gegenüber ihren festangestellten Kolleginnen und Kollegen im ZDF deutlich schlechter gestellt sind. Kein Kündigungsschutz, keine betriebliche Altersvorsorge, keine automatische Steigerung der Vergütung, kein Familienzuschlag und kein umfangreicher Rationalisierungsschutz – nur einige der Leistungen, in denen die Freien das Nachsehen haben.

Um dies zu ändern, dafür war das ver.di-Team mit der Kampagne #ZDFcountdown angetreten. Den gesamten August über waren sie in Mainz, in Berlin, bei Phoenix in Bonn und dem Landesstudio in Düsseldorf unterwegs, um die Forderungen und Ideen der Freien an den verschiedenen Standorten zu sammeln. Am 23. August dann ein Meilenstein: Die Gründung einer Tarifkommission der Freien beim ZDF wurde bekanntgegeben – eine Vertretung der Interessen von freien Mitarbeiter_innen, die in der Tarifarbeit bisher beispiellos sei, verkündeten die Initiator_innen der Kampagne auf ihrer Facebook-Seite:

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„Es ist soweit – wir fordern zu Tarifverhandlungen auf!“

Am 27. September hat die ver.di-Mitgliederversammlung die Tarifkommission Drittkreisfreie im ZDF offiziell bestätigt. Diese wird den Sender in den nächsten Tagen zu Tarifverhandlungen auffordern. Kernforderungen sind: unbefristete Beschäftigung, bessere Honorierung und mehr soziale Leistungen. „Das ZDF beginnt in 2017 erstmals 50 freie in feste Stellen umzuwandeln. Das ist aus unserer Sicht die richtige Richtung“, sagt der Leiter des Fachbereichs Medien, Kunst & Industrie im ver.di-Landesbezirk Rheinland-Pfalz, Michael Holdinghausen. „Allerdings fordern wir das ZDF auf, über die Ausgestaltung des nunmehr eingeschlagenen Weges mit uns zu verhandeln. Es kann nicht sein, dass Vorerfahrungen der langjährigen Beschäftigten keine Rolle spielen und keine soziale Auswahl bei der Stellenbesetzung erfolgt. Eine Umwandlung macht nur dann Sinn, wenn sie alle bislang als freie Mitarbeiter_innen beschäftigte Kolleg_innen beim ZDF in den Fokus nimmt.  Mit der nun gewonnenen Stärke leisten wir als zuständige Gewerkschaft hierzu gerne unseren Beitrag, “

Um darauf aufmerksam zu machen, wurden die Forderungen der Tarifkommission Drittkreisfreie im ZDF bereits heute in symbolischer Form dem ZDF-Fernsehrat überreicht.

Übergabe der Forderungen der Tarifkommission Dirttkreisfreie im ZDF an den ZDF-Fernsehrat. In der Mitte: Reiner Hoffmann, Mitglied des Fernsehrats und Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB)
Foto: Michael Holdinghausen
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