ver.di-Forderungen für Tarife bei Zeitungen

Auch da ging es zur Sache: Kundgebung von Journalisten an Tageszeitungen auf dem Stuttgarter Schlossplatz am 12. März 2018 für die Steigerung der Reallöhne und der Honorare. Foto: Martin Storz

Die ver.di-Tarifkommission hat Forderungen zur Gehaltsrunde für die Tageszeitungsredaktionen beschlossen. Die Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di fordert zu den bevorstehenden Verhandlungen für die etwa 12.000 Zeitungsredakeurinnen und -redakteure eine Vergütungserhöhung um einen Festbetrag von 200 Euro sowie zusätzlich die Zahlung von 500 Euro Corona-Prämie zum Ausgleich anhaltender Belastungen. Für die 120.000 Beschäftigten der Druckindustrie fordert ver.di fünf Prozent mehr Druck und  Gehalt (Akt. 17.11.21)

Die Verhandlungen zwischen dem Verlegerverband BDZV, der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di sowie dem DJV sollen am 26. November starten. Die dju-Forderungen bedeuten sozial austarierte Gehaltserhöhungen und echte Reallohnsteigerungen. Eine Corona-Prämie von 500 Euro soll die seit vielen Monaten anhaltenden Belastungen aus der Zeit von Mobilarbeit und Homeoffice außerhalb der Redaktionen würdigen.

„Wir erwarten schwierige Verhandlungen, um echte Reallohnsteigerungen für möglichst viele Redakteurinnen und Redakteure zu erreichen. Über zwei Jahre hat es keine Einkommenssteigerungen gegeben. Aktuell gibt es Rekordwerte an Inflation und Belastungen im Homeoffice für den Großteil der Zeitungs-Kolleginnen und -kollegen seit dem Frühjahr 2020. Die Pandemie hat auf allen Ebenen die Arbeitsbedingungen geprägt. Die Auswirkungen auf unsere Gesellschaft haben Journalistinnen und Journalisten eingeordnet, erklärt und kritisch begleitet. Zunehmend finden sich unsere Kolleginnen und Kollegen auch selbst im Fokus von gesellschaftlichen Auseinandersetzungen. Mit unserer Tarifforderung sollen gerade junge Journalistinnen und Journalisten zur allgemeinen Einkommensentwicklung aufschließen“, erklärte ver.di-Verhandlungsführer Matthias von Fintel. Zu lange habe es keine spürbaren Einkommenserhöhungen gegeben. Mit der geforderten Corona-Prämie, einer Erhöhung um einen Festbetrag und dementsprechenden Honorarsteigerungen für Freie bei einer Laufzeit von 12 Monaten würden alle Herausforderungen der kommenden Tarifverhandlung berücksichtigt.

Durch einen Festbetrag von 200 Euro sollen besonders Berufseinsteiger und junge Redakteur*innen eine wirksame Reallohnsteigerung zwischen 6 und 5 Prozent erhalten, für höchste Tarifgruppen in der Redaktionsleitung würde dies 3,8 prozentige Erhöhungen bedeuten. Im Durchschnitt stellen die dju-Forderungen eine Erhöhung um 5 Prozent dar. Um diesen Wert sollen auch die Honorare für freie arbeitnehmerähnliche Journalist*innen steigen.

Angesichts der ungewissen Perspektive und steigender Lebenshaltungskosten will die dju nur eine Laufzeit von 12 Monaten und damit bis Ende Dezember 2022 verhandeln. Durch diese Forderung wäre auch eine Anhebung der Volontariats-Vergütung auf 2125 Euro im ersten Volontariatsjahr gewährleistet – eine Höhe, die die kommende Mindestlohnanhebung auf 12 Euro gerade noch übersteigen würde.

„Ein Zeitungsvolontariat muss neben hochwertigen Schulungs- und vielfältige Praxis-Einsätzen auch finanziell mit Berufseinstiegen in anderen Branchen mithalten können, wo circa 2100 Euro bei 40 Stunden pro Woche das gesetzliche Mindestmaß sein wird“, erläutert Matthias von Fintel.


Aktualisierung am 17. 11. 2021

Fünf Prozent mehr für Beschäftigte in der Druckindustrie

Für die circa 120.000 Beschäftigten der Druckindustrie fordert ver.di in der anstehenden Tarifrunde fünf Prozent mehr Lohn und Gehalt bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Das hat die Tarifkommission am 15. November 2021 in Kassel beschlossen. Das geltende Lohnabkommen soll zum 31. Januar 2022 gekündigt werden.

Orientiert hat sich die Tarifkommission in ihrer Diskussion auch am Ergebnis einer erstmals durchgeführten Beschäftigtenbefragung, die im Oktober durchgeführt wurde. Eine große Mehrheit der Befragten sprach sich für eine Entgeltsteigerung in der beschlossenen Größenordnung aus.

 

Weitere aktuelle Beiträge

Verhandlungen sind keine Selbstbedienung

Leider funktionieren Tarifverhandlungen nicht nach dem Supermarktprinzip, man kann nicht einfach ins Regal greifen und sich herausholen, was man sich wünscht. Am ehesten stimmt der hinkende Vergleich noch, wenn es ans Zahlen geht: Umsonst bekommt man nämlich auch bei Tarifverhandlungen nichts. Was auf der anderen Seite allerdings auch bedeutet: Hängt man sich richtig rein, dann lohnt sich das meistens.
mehr »

Tarifeinigung bei Tageszeitungen 

In der zehnten Verhandlungsrunde haben sich die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) in Hamburg auf einen neuen Tarifvertrag für Redakteur*innen bei Tageszeitungen geeinigt. Der Tarifeinigung waren bundesweit in 36 Verlagen und Redaktionen Streiks vorausgegangen, die zuletzt bis zu sechs Tage angedauert haben.
mehr »

Proteste bei TiKTok in Berlin

Rund 150 Beschäftigten der Trust and Safety-Abteilung (Content-Moderation) von TiKTok und einem Teil der Beschäftigten aus dem Bereich TikTok-Live (rund 15 Beschäftigte) in Berlin droht die Kündigung. Das  chinesische Unternehmen plant die Content-Moderation künftig verstärkt durch Large-Language-Models (Künstliche Intelligenz) ausführen zu lassen und die Arbeit an andere Dienstleister auszulagern. Dagegen protestierten heute vor der TikTok-Zentrale in Berlin Beschäftigte und Unterstützer*innen.
mehr »

Drei Fragen zum Streik der SZ

In den beiden Wochen vor der zehnten Tarifrunde mit dem Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) am 18. Juli erhöht die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) mit den Redakteur*innen in den Zeitungsredaktionen bundesweit den Streikdruck. Besonders im Süden der Republik kommt es zu mehrtägigen, spürbaren Streiks. Auch bei der Süddeutschen Zeitung (SZ) wird seit gestern wieder gestreikt. Wir sprachen mit Ertunç Eren, ver.di-Fachsekretär Medien, Bezirk im München.
mehr »