Verleger zu keinen Kompromissen bereit

Tarifauseinandersetzung Tageszeitungen 2018: In Augsburg gingen Kolleginnen und Kollegen von der Zentralredaktion gut beschirmt auf die Straße. Foto: ver.di

Die Tarifverhandlungen für die etwa 12.000 Tageszeitungsjournalistinnen und -journalisten sind in der vierten Runde am 1. Februar 2022 erneut vertagt worden. Trotz eines gewerkschaftlichen Angebots habe fehlende Kompromissbereitschaft des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) nicht in Ansätzen zu einer Annäherung geführt, beklagte die dju in ver.di: „Eine ausgestreckte Hand: Fehlanzeige.“

Matthias von Fintel, Verhandlungsführer auf Seiten der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di, kritisierte: „Die Vorstellungen der Verleger und die Bedürfnisse der Journalistinnen und Journalisten klaffen weit auseinander. Der dringend benötigte Inflationsausgleich und das echte Zeichen der Wertschätzung für die unter Pandemie-Bedingungen enorm erschwerten Arbeitsbedingungen sind nicht einmal in weiter Ferne erkennbar.“

Zu diesen erschwerten Bedingungen gehörten nicht nur die Belastungen im Homeoffice, sondern auch die zunehmende Gewalt, der sich Journalistinnen und Journalisten im Netz und auf der Straße ausgesetzt sähen, machte von Fintel deutlich. Unter dem Hashtag #AusgebranntePresse könne man auf Twitter blitzlichtartig von den erschütternden Erfahrungen lesen, die derzeit auf Medienschaffende und Redaktionen im ganzen Land einströmten. „Auf dieses Arbeiten unter massiv verschlechterten Rahmenbedingungen sowie auch auf die Rekordinflation mit extrem gestiegenen Lebenshaltungskosten kann die Antwort nur eine schnelle und angemessene Festbetragserhöhung, eine Corona-Prämie und eine kurze Laufzeit sein“, so der dju-Verhandlungsführer. Stattdessen machten die Verleger ein Angebot, „das sogar unter der vorherigen Tarifeinigung im Jahr 2018 bei seinerzeit deutlich niedrigeren Inflationsraten liegt – und das, obwohl zwei Jahre Nullrunde dazwischenliegen“.

Die dju in ver.di sei dem BDZV entgegengekommen und hat ein Kompromissangebot gemacht: 150 Euro Festbetragserhöhung zum 1. März 2022, 500 Euro Corona-Prämie im März 2022 sowie eine Laufzeit von 14 Monaten bis Ende Februar 2023 statt der ursprünglich geforderten 200 Euro ab Januar 2022, 500 Euro Corona-Prämie und einer Laufzeit von 12 Monaten.

Die nächste Tarifrunde soll am 9. oder 10. Februar 2022 erneut als Videokonferenz stattfinden.

 

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