Warnstreik beim MDR

Warnstreik am 22. Februar beim MDR in Leipzig. Das Angebot des Arbeitgebers ist ein "Schlag ins Gesicht der Kolleginnen und Kollegen", sagt ver.di-Verhandlungsführer Detlef Heuke (re.). Foto: ver.di

„Ohne uns kein Programm im MDR“, heißt es seit 7 Uhr beim Mitteldeutschen Rundfunk. ver.di hat zum Warnstreik aufgerufen. Es kam zu Programmausfällen. Vorausgegangen waren zwei Verhandlungsrunden zum Vergütungstarifvertrag und zum Tarifvertrag über die Mindestvergütung für Freie. Das Angebot der Intendanz ist für die Beschäftigten „inakzeptabel“. Sie fordern mehr Geld und eine kürzere Laufzeit des Vertragswerkes.

ver.di fordert für die festangestellten Beschäftigten eine tabellenwirksame Erhöhung der Entgelte von 8 Prozent und für die freien Beschäftigten eine entsprechende Erhöhung der Mindest- und Effektivhonorare. Darüber hinaus geht es um die Zahlung einer Inflationsausgleichsprämie von 3.000 Euro bei einer Gesamtlaufzeit von 12 Monaten. Der MDR hat das im Dezember 2022 unterbreitete Angebot nur unwesentlich verbessert. Es wurden 3.000 Euro Inflationsausgleichsprämie für das Jahr 2023 und eine tabellenwirksame Erhöhung von 2,8 Prozent ab 1. Januar 2024 bei einer Laufzeit von 21 Monaten angeboten.

ver.di hatte am 14. Februar einen für die Beschäftigten schmerzhaften Kompromiss angeboten, der im Kern eine lineare Erhöhung ab dem 1. Januar 2023 um 2,25 Prozent bei einer Laufzeit von 12 Monaten sowie eine Prämie für Feste, Freie, Auszubildende, Volontär*innen, Dual-Studierende als Ausgleich für die Belastungen durch die Inflation 2022 beinhaltete. Aber selbst das wurde abgelehnt. „Den Mitgliedern beim MDR, ob feste oder freie Beschäftigte, reicht es. Dies ist kein verhandelbares Angebot. Die Inflationsausgleichsprämie ist eine konkrete und schnelle Hilfe für die schlimmsten Auswirkungen der Inflation auf die Beschäftigten, kompensiert aber in keiner Weise die andauernd hohe Inflation selbst. Und das sogenannte Angebot von 2,8 Prozent Erhöhung ab 2024 ist ein Schlag ins Gesicht der Kolleginnen und Kollegen, die mit ihrem Engagement und ihrer Arbeit tagtäglich das Programm des MDR gestalten und absichern“, sagt ver.di-Verhandlungsführer Detlef Heuke. Zudem informierte ver.di im MDR darüber, dass die Sendeanstalt mit ihrem Angebot deutlich hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibe. Mit dem Jahr 2023 würden weitere von der KEF eingeplante und bewilligte Mittel zur Verfügung stehen. Diese wolle die Geschäftsleitung des MDR den Beschäftigten „mit dem aktuellen Angebot vorenthalten“.
Die Antwort darauf konnte nur eine Arbeitsniederlegung sein. „Wegen eines Warnstreiks kann das Nachrichtenradio MDR Aktuell derzeit nicht ausgestrahlt werden. Auf den Frequenzen läuft bis auf weiteres das Programm von MDR Sachsen-Anhalt. Bei einigen MDR-Angeboten kommt es heute leider zu kurzfristigen Umstellungen. Wir bitten, dies zu entschuldigen. Wir tun alles dafür, Ihnen dennoch informative und anregende Programme anzubieten. Die Änderungen sind Folge eines Streiks aufgrund von Tarifverhandlungen“, hieß es schon am Mittag auf Twitter von @MDRAktuell.

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Gemeinsame Standards für Medienfreiheit

In Brüssel wird der European Media Freedom Act (EMFA) bereits als "Beginn einer neuen Ära" zelebriert. Ziel der Verordnung ist es, die Unabhängigkeit und Vielfalt journalistischer Medien in der EU in vielfacher Hinsicht zu stärken. Doch wie er von den Mitgliedsstaaten  - vor allem dort, wo etwa die Pressefreiheit gefährdet ist wie Ungarn und der Slowakei - umgesetzt wird, zeigt sich erst im kommenden Sommer.
mehr »

Filmtipp: Die Saat des Heiligen Feigenbaums

Die Alten hüten die Asche, die Jungen schüren das Feuer. Konflikte zwischen den Generationen sind vermutlich so alt wie die Geschichte der Menschheit. Zumindest im Westen haben die im Rückblick als „68er-Bewegung“ zusammengefassten Proteste für tiefgreifende gesellschaftliche Umwälzungen gesorgt. Angesichts des Klimawandels könnte sich das Phänomen wiederholen. Mohammad Rasoulofs Familiendrama, deutscher „Oscar“-Kandidat, beschreibt anhand der Demonstrationen im Iran, wie sich die Alten wehren.
mehr »

Die Zukunft der Filmförderung

In der morgigen Plenarsitzung des Bundestages wird über die Zukunft der deutschen Filmwirtschaft entschieden, der vom Bundestagsausschuss für Kultur und Medien beschlossene Gesetzentwurf zum Filmfördergesetz (FFG) steht zur Abstimmung auf der Tagesordnung. ver.di begrüßt eine Reform der Filmförderung, denn in Zukunft müssen Filmproduktionen Tarif- und Urheber-Vergütungen verbindlich einhalten.
mehr »

KI-Lösungen: Heise macht es selbst

Das Medienhaus „Heise Medien“ hat kürzlich das auf generative Künstliche Intelligenz (KI) spezialisierte Medienhaus „Deep Content“ (digitale Magazine „Mixed“ und „The Decoder“) aus Leipzig gekauft. Damit will Heise die Zukunft generativer KI mitgestalten. „Deep Content“ entwickelte mit „DC I/O“ ein professionelles KI-gestütztes Workflow-Framework für Content-Teams und Redaktionen. Bereits seit Juni dieses Jahres kooperiert Heise mit „Deep Content“ bei der Produktion des Podcasts „KI-Update“. Hinter der Übernahme steckt die Idee, den neuen Markt weiter zu erschließen und hohe Gewinne einzufahren.
mehr »