Wirksame Streikaktionen

SR: Spalier der Streikenden zum Empfang der Verhandlungsdelegation in Saarbrücken.
Foto: Renate Reißner

Weitere sechs Tarifabschlüsse im öffentlich-rechtlichen Rundfunk

Die Gehalts- und Honorar-­Tarifverhandlungen wurden auch im Mitteldeutschen Rundfunk (MDR), im Westdeutschen Rundfunk (WDR), im Saarländischen Rundfunk (SR), im Bayerischen Rundfunk (BR) und bei Radio Bremen erfolgreich beendet. Im Hessischen Rundfunk (HR) wurden Tarifverträge über die Gehälter und die Altersversorgung vereinbart.

MDR. Vier Streiktage beim MDR mit einer hohen Beteiligung der Beschäftigten an allen Standorten verfehlten ihre Wirkung nicht. Es kam zu erheblichen Programmausfällen. Am 6. September wurde eine Einigung erzielt. Danach sollen die Gehälter der Festangestellten um 2,2 Prozent, rückwirkend zum 1. April steigen. Zum 1. April 2018 geht es nochmals um weitere 2,35 Prozent nach oben. Für freie Mitarbeiter_innen wird es für den Zeitraum April bis Ende September eine Einmalzahlung auf ihre Honorare geben und ab 1. Oktober eine Steigerung um 4,7 Prozent. Eine weitere Erhöhung folgt ab 1. April 2018. Auch die Sonn- und Feiertagszuschläge für freie Mit­arbeiter_innen steigen. Zudem gibt es auch für Freie die Lohnfortzahlung ab dem ersten Krankheitstag. Auszubildende erhalten 35 Euro mehr im Monat ab dem 1. April dieses Jahres und dann nochmals ab April 2018. Über den Familienzuschlag, den der MDR als einzige Rundfunkanstalt innerhalb der ARD bisher nicht zahlt, soll als Bestandteil eines Pakets im März 2018 gesprochen werden.

WDR. Beim WDR kam es am Abend desSeptember zu einem Tarifabschluss. Vorangegangen war ein Warnstreik, an dem sich rund 500 Beschäftigte aus den Standorten Köln, Düsseldorf sowie allen Lokalstudios in Nordrhein-Westfalen beteiligt hatten. Programmbeeinträchtigungen in vielen WDR-Programmen waren die Folge. Festangestellte bekommen nun insgesamt 4,35 Prozent mehr Geld. Für freie Mitarbeiter_innen wurden zwei Modelle mit unterschiedlichen ­Honorarsteigerungen und Einmalzahlungen festgehalten. Die Details zum ­gesamten Tarifabschluss erläutert der ver.di-Senderverband im WDR auf seiner Website. Für die Auszubildenden einigte man sich mit dem WDR neben einer Übernahmeregelung auf eine Einmalzahlung von 150 Euro sowie auf eine Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 50 Euro ab dem 1. November 2017 und um weitere 50 Euro ab dem 1. April 2018. Beim Kinderzuschlag konnte zudem erreicht werden, dass er für alle Kinder bis 25 Jahre ohne zusätzlichen Ausbildungsnachweis gezahlt wird.

SR. Ende Oktober einigten sich die Tarif­parteien im Saarland auf ein Tarifergebnis. Jeweils über 200 Beschäftigte des Saarländischen Rundfunks hatten am 24. und 25. Oktober für ein verbessertes Tarifangebot gestreikt. Das Fernsehprogramm im Dritten fiel zeitweise komplett aus, Radio- und Internetangebote waren erheblich eingeschränkt. Das „tragfähige Tarifergebnis“ stellt ein Paket aus unterschiedlichen Regelungen dar, das neben Gehalts- und Honorarsteigerungen auch Übernahmegarantien und Verbesserungen für langjährige Freie enthält. Vereinbart wurde die Erhöhung der Gehälter und Honorare zum 1. Dezember 2017 um 2,1 Prozent und zum 1. August 2018 um weitere 2,3 Prozent. Zum Ausgleich der verstrichenen Leermonate gibt es eine Einmalzahlung in Höhe von 800 Euro, die im Dezember ausgezahlt wird. Die Ausbildungsvergütungen steigen um jeweils 35 Euro, die Vergütungen der Volontär_innen um die lineare Erhöhung, mindestens jedoch um 75 Euro. Die Einmalzahlung für die Azubis beträgt 500 Euro. Nach erfolgreichem Abschluss ihrer Ausbildung werden Azubis für mindestens ein Jahr übernommen. Für langjährige Freie wurde der Einstieg in den Bestandsschutz erreicht.

BR. Nach zwei erfolgreichen Warnstreiks konnten auch die Kolleg_innen des Senderverbandes Bayern in der fünften Verhandlungsrunde ein Tarifergebnis erzielen. Die Gehälter steigen zum 1. September 2017 um 2,62 Prozent und zum Juli 2018 um weitere 2,35 Prozent. Die Beträge im Honorarrahmen sowie alle tatsächlich gezahlten Honorare steigen in gleichem Maße. Die Vereinbarung gilt zwei Jahre bis zum 31. März 2019. Bis zum 1. Dezember wurde über die Jubiläumsleistungen gestritten und letztlich eine Einigung erzielt.

HR. Im HR wurden am letzten Novembertag tarifvertragliche Regelungen über Gehälter und die Altersversorgung abgeschlossen. Danach gibt es unter anderem 2,35 Prozent mehr Gehalt ab dem 1. Januar 2018 und nochmals 2,2 Prozent ab dem 1. Januar 2019. Azubis erhalten eine Abschlussprämie: 500 Euro bei der Note sehr gut und 250 Euro bei der Note gut. Am 6. Dezember werden die ver.di-Mitglieder im HR über diesen Abschluss abstimmen. Die Honorarverhandlungen werden am 14. Dezember fortgesetzt.

Radio Bremen. Nach mehreren Aktionen und einem Warnstreik führten auch bei Radio Bremen am 1. Dezember die Verhandlungen zu einem Ergebnis, das vergleichbar ist mit den Abschlüssen innerhalb der ARD. Unter anderem gibt es für die fest Mitarbeitenden mit dem nächsten Januar-Gehalt eine Einmalzahlung von 350 Euro. Zum 1. April 2018 werden die Gehälter und der Familienzuschlag um 2,1 Prozent erhöht, zwölf Monate später nochmals um 2,3 Prozent. Freie Mitarbeitende erhalten im Januar eine Einmalzahlung von 0,5 Prozent des Vorjahres bzw. des Vor-Halbjahres. Jeweils zum 1. April 2018 und 2019 steigen die Honorare um 2,1 Prozent. Die Vergütung bei Volontären und Azubis wird rückwirkend ab 1. Oktober 2017 um 2,1 Prozent und ab April 2019 um 2,3 Prozent erhöht. Außerdem wird es für die Rentner_innen eine Einmalzahlung von 60 Euro plus Rentenerhöhungen nach dem TV Altersversorgung geben.

 

 

 

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Altersdiskriminierung beim WDR?

Der WDR serviert freie Mitarbeiter*innen ab, die im Rentenalter für den Sender arbeiten wollen. Damit tut er genau das Gegenteil von dem, was in der öffentlichen Diskussion derzeit geraten wird. Während Angestellte sich also über Jahre hinweg auf einen Termin für ihren Ruhestand vorbereiten konnten, wird langjährigen freien Mitarbeiter*innen nun mit kurzer Frist mitgeteilt, wann für sie angeblich Schluss sein soll. Altersdiskriminierung will man beim WDR aber nicht erkennen – für den Sender gehe es vielmehr darum, jüngeren Mitarbeitenden nicht den Einstieg zu blockieren.
mehr »

Klimaprotest erreicht Abendprogramm

Am 20. August 2018, setzte sich die damals 15jährige Greta Thunberg mit dem Schild “Skolstrejk för Klimatet“ vor das Parlament in Stockholm. Das war die Geburtsstunde von Fridays for Future (FFF) – einer Bewegung, die nach ersten Medienberichten international schnell anwuchs. Drei Jahre zuvor hatte sich die Staatengemeinschaft auf der Pariser Klimakonferenz (COP 21) völkerrechtlich verbindlich darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen.
mehr »

ARD: Durchbruch in Tarifrunde

In dem seit Januar andauernden Tarifkonflikt in ARD-Rundfunkanstalten gibt es erste Verhandlungsergebnisse. Zum Wochenende hin konnte am Freitag (15. November) ein Ergebnis im SWR erreicht werden. Für ver.di ist das ausschlaggebende Ergebnis, dass neben sechs Prozent Tariferhöhungen in zwei Stufen über eine Laufzeit von 25 Monaten auch eine für mittlere und niedrige Tarifgruppen stärker wirkende jährliche Sonderzahlung so stark erhöht wurde, dass es nachhaltige Tarifsteigerungen zwischen sechs und über zehn Prozent gibt.
mehr »

Fakten for Future

Menschen jeden Alters machen sich Sorgen um die Zukunft unseres Planeten. Carla Reemtsma ist Klimaschutzaktivistin und Mitorganisatorin des Schulstreiks Fridays for Future („Klimastreik“) in Deutschland. Als Sprecherin vertritt sie die Bewegung auch in der medialen Öffentlichkeit. Wir sprachen mit ihr über Kommunikationsstrategien, Aktivismus und guten Journalismus.
mehr »