Auch beim Deutschlandfunk wird an einer Programmreform gearbeitet. Es gehe etwa darum, „vertiefte Information und Hintergrund“ weiter auszubauen sowie „Radio und digitale Produkte zusammen zu denken“, erklärte ein Sprecher des Deutschlandradios auf Nachfrage. Damit wolle man auch „auf veränderte Hörgewohnheiten“ reagieren.
Weitere Gründe für die Reform seien „veränderte finanzielle und personelle Rahmenbedingungen, die die Medienpolitik dem Deutschlandfunk vorgibt“. Das Informationsprogramm gehört zum Deutschlandradio, das auch die beiden Sender Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova veranstaltet.
Das Programmschema des Deutschlandfunks ist dadurch gekennzeichnet, dass es seit langem praktisch unverändert ist. Nur wenige Sendungen wurden in den vergangenen Jahren neu gestartet, darunter etwa das werktägliche Medienmagazin „@mediasres“ oder die montägliche Sendung „Andruck – Das Magazin für Politische Literatur“. 2013 wurde mit der „Radionacht“ ein Wortprogramm eingeführt, was die vorherigen nächtlichen Musikstrecken ersetzte. Ein Markenzeichen des Deutschlandfunks ist, dass die Sendungen überwiegend von Fachredakteur*innen moderiert werden. Die nun eingeleitete Programmreform beim Deutschlandfunk ist somit eine Art Novum und zugleich eine Herausforderung, das journalistische Profil nicht zu verwässern.
Neue Projektstruktur geplant
Arbeitsgruppen wurden nun dem Sprecher zufolge eingesetzt, um „erste Ideen für neue Programmstrecken“ zu entwickeln. In den Arbeitsgruppen seien feste und freie Programmmitarbeiter*innen vertreten. Im nächsten Jahr werde eine Projektstruktur entwickelt. Dann würden auch die Gremien und Räte einbezogen, darunter der Personalrat, der Redakteursausschuss oder die Freien-Vertretung. Das gesamte Jahr 2025 werde genutzt, um gemeinsam neue Programmstrecken beim Deutschlandfunk zu erarbeiten, hieß es weiter. Somit gebe es noch keinen Termin, ab wann die Reform im Programm hörbar sein werde.
Die Deutschlandradio-Programmdirektion, die von Jona Teichmann geleitet wird, hat für den weiteren Reformprozess beim Deutschlandfunk Leitlinien formuliert. Das seien „die Grundsätze, denen das künftige Programmschema folgen wird“, so der Sprecher weiter. Eine der Leitlinien besage, „den Hörerinnen und Hörern Orientierung“ zu geben, „durch journalistische und künstlerische Qualität, inhaltliche Tiefe, Einordnung und Dialog“. Eine weitere Leitlinie laute: „Fachjournalismus trägt weiterhin wesentlich zum Erfolg des Deutschlandfunks bei.“
Mehr Podcasts im linearen Programm
Inwieweit künftig davon abgewichen wird, dass Fachredakteure größtenteils die Sendungen präsentieren, bleibt abzuwarten. Gleiches gilt für die künftige Anzahl und die jeweilige Länge der neuen Programmstrecken. Klar sei, so der Sprecher weiter, dass es im Programmetat Umschichtungen geben werde: „Digitale Angebote, Distribution und vertiefte Recherchen benötigen mehr Kapazitäten. Dafür möchten wir den Mitarbeitenden mit den neuen Programmstrecken Luft verschaffen.“ Künftig solle es mehr Podcasts im linearen Programm geben. Das solle bereits in der Programmentwicklung berücksichtigt werden.
Hinzu kommt nach Senderangaben noch, dass wie beim Fernsehen auch beim Radio die lineare Nutzung sinke. Und dies gerade bei jüngeren Zielgruppen, wobei hier die 30- bis 49-Jährigen gemeint seien. Man sehe den Beginn eines Trends einer rückläufigen Radionutzung. Darauf wolle der Deutschlandfunk mit seiner Programmreform ebenfalls reagieren. Mit 2,36 Millionen Hörerinnen und Hörern kam der Deutschlandfunk bei der Tagesreichweite laut der jüngsten Media-Analyse (MA) 2024 Audio II noch auf einen Rekordwert. Damit rangiert der Sender auf dem sechsten Platz der meistgehörten Programme in Deutschland. Nach den letzten MA-Zahlen liegt das Durchschnittsalter der Deutschlandfunk-Hörerschaft bei rund 58 Jahren.