„Freie Medien und Kultur – Schlüssel zur Demokratie“

10 Jahre Solidaritätsfonds Demokratische Medien in der Welt e.V.

Zahlreiche Basis-, Medien- und Kulturprojekte in aller Welt, vor allem in den Ländern des Südens, haben von der Arbeit des Solidaritätsfonds Demokratische Medien in der Welt e.V. (Solifonds), Stuttgart, profitiert. „Mit wenigen Mitteln haben wir in Einzelfällen große Wirkung erzielt“, betont Rolf Satzer, Mitglied des Vorstandes, anlässlich des 10-jährigen Bestehens der gemeinnützigen Organisation.

Zwei Beispiele nennt der in der „Eine-Welt-Bewegung“ engagierte Kölner exemplarisch: Mit wenigen Tausend Dollar für moderne Sendetechnik kann heute eine Metropole wie Buenos Aires mit Radioprogrammen versorgt werden. Außerdem sind solche Sender in vielen Ländern mit repressiven Systemen oft die einzige Artikulationsmöglichkeit sozialer Bewegungen.

Gleich zu Beginn der Arbeit 1992 wurde der Solifonds von Medico International informiert, dass ein in Europa verbotenes Medikament eines bedeutenden Pharmaunternehmens in Lateinamerika vertrieben werden sollte. Der Solifonds ließ hierzu einen spanischen Radiobeitrag produzieren und verbreitete ihn über Gesundheitssendungen seiner befreundeten Projektradios. Ergebnis: Das gesundheitsschädigende Medikament musste vom Markt genommen werden. „Ein weiteres, mutmachendes Beispiel für unsere Arbeit“, so Satzer.

Dem „Dialog der Kulturen und der Mediendemokratie“ galten drei Tagungen, die der Solifonds mit Kooperationspartnern durchführte. 1995 widmete sich eine Tagung unter dem Motto „Mit anderen Augen und Ohren“ dem Widerspruch zwischen der auf Exotik, Erotik und Sensation aufbauenden Berichterstattung in vielen Medien der nördlichen Hemisphäre und den realen Lebensbedingungen vieler Menschen in den armen Ländern dieser Welt. Medienschaffende aus beiden „Welten“ diskutierten drei Tage Perspektiven des gemeinsamen Verstehens. 1998 schloss sich eine Tagung unter dem Titel „Medienmacht – macht Medien!“ an, auf der es um die Auswirkungen der Globalisierung und Kommerzialisierung der Medienlandschaft auf die menschliche Kommunikation ging. Auch an dieser Tagung nahmen namhafte Vertreter aus verschiedenen Ländern der Erde teil. Im Oktober 1999 trafen sich Vertreterinnen und Vertreter alternativer Medien unter der Überschrift „Wo Empfängerinnen und Empfänger senden“ und bewerteten die Bedeutung und Perspektiven des nichtkommerziellen Rundfunks in Gesellschaft und Medienpolitik.

Projekte in aller Welt

Eine kleine Auswahl geförderter Projekte macht deutlich, wie vielfältig die Arbeit des Solifonds war und ist. In den Jahren 1998 – 2000 standen folgende Projektförderungen an: Journalistenausbildungsprogramm, Uruguay; Unterstützung der Weltversammlung der alternativen Radios AMARC; Gründung eines Basisradios in Brasilien (Parauapebas) und Bolivien (Duende La Paz); Unterstützung der „Koordination gegen Bayer-Gefahren“; Mittel für das südafrikanische Radio Workers World Production sowie Aufbau eines Radiofrauennetzwerkes in Zusammenarbeit mit dem Projekt InterkonneXiones (IKX) in Freiburg. Hinzu kamen viele Solidaritätsaktionen für verfolgte Journalistinnen und Journalisten bei alternativen Radios in aller Welt.

Reisen und Tagungen

Ein wichtiges Betätigungsfeld des Solifonds war auch die Organisation von Journalistenreisen. Solche Reisen (u.a. nach Uruguay, Südafrika, Bolivien) ermöglichten sowohl den Erfahrungsaustausch zwischen den Medienschaffenden aus Deutschland mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus Übersee als auch die Information über die politische Situation vor Ort und eine tiefergehende Berichterstattung im eigenen Land. Ein solcher Austausch findet nicht nur in einer Richtung statt. Deshalb ist jedes Programm mit einer Einladung an Medienschaffende aus den Ländern des Südens verbunden, die ihrerseits die Bundesrepublik besuchten. Reisen und Tagungen solcher Austauschprogramme organisiert der Solidaritätsfonds mit Hilfe anderer Organisationen.

Der Solidaritätsfond Demokratische Medien der Welt wird heute von der Fachstelle für Wirtschaft bei den Evangelischen Akademien in Bad Boll, von ver.di (als Nachfolgeorganisation der IG Medien) und von Einzelpersonen der „Eine-Welt-Bewegung“ getragen. Dem Vorstand gehört neben Paul Hell (Bad Boll) und Rolf Satzer (Köln), Peter Völker (ver.di) an. Geschäftsführerinnen sind Monika Landau (Biebergemünd) und Christina Oberst-Hundt (München). Der Solifonds konnte sein Spendenaufkommen in den letzten Jahren kontinuierlich erhöhen. Dazu hat auch beigetragen, dass Prominente wie Ulrich Wickert, der Moderator der Tagesthemen sowie Rolf Becker (Schauspieler aus Hamburg), zur Unterstützung der Arbeit des Solifonds aufgerufen haben.

Alle Spenden fließen zweckgebunden an konkrete Projekte. Konto „Solidaritätsfonds Demokratische Medien in der Welt e.V.“ SEB Bank, Stuttgart, BLZ 600 101 11, Konto 1049 9483 00. Informationen: www.solifonds.de


Aktualisiert am 18.7.2019

Der Solifonds wurd 2012 aufgelöst und damit auch die Website gelöscht.

 

nach oben

Weitere aktuelle Beiträge

Kriminalität nicht mit Migration verknüpfen

Kriminelle Migranten bedrohen die Sicherheit in Deutschland“ – dieses alte rechte Narrativ wird von der AfD neu belebt und verfestigt sich in der Mitte von Gesellschaft und Politik. Medien, die diese realitätsverzerrende Erzählung bedienen, weil sie meinen, die laute Minderheit repräsentiere ein öffentliches Interesse, spielen mit dem Feuer.
mehr »

Mit BigTech gegen Pressefreiheit

Der Vogel ist frei“ twitterte der US-Milliardär und Big Tech-Unternehmer Elon Musk am 28. Oktober 2022, dem Tag seiner Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter, der damals noch den blauen Vogel als Logo hatte. Der reichste Mann der Welt wollte nach eigener Aussage den Dienst zu einer Plattform der absoluten Redefreiheit machen: „Freie Meinungsäußerung ist die Grundlage einer funktionierenden Demokratie, und Twitter ist der digitale Marktplatz, auf dem die für die Zukunft der Menschheit wichtigen Themen diskutiert werden“, hatte er zuvor erklärt.
mehr »

Neue Nachrichten für Russland

Reporter ohne Grenzen (RSF) hat in Paris gemeinsam mit der Witwe von Alexej Nawalny, Julia Nawalnaja, den neuen Fernsehsender Russia’s Future  vorgestellt. Der Sender soll das Vermächtnis des in russischer Haft ermordeten Oppositionsführers bewahren und die Pressefreiheit in Russland stärken. Ausgestrahlt wird er über das von RSF initiierte Svoboda Satellite Package, das unabhängigen, russischsprachigen Journalismus sendet.
mehr »

Vernetzte Frauen im Journalismus

Sich als Frau in einer Branche behaupten müssen, in der Durchsetzungskraft und Selbstbewusstsein entscheidende Faktoren sind: Für Generationen von Journalistinnen eine zusätzliche Belastung im ohnehin schon von Konkurrenz und Wettbewerb geprägten Beruf. Angesichts dieser Herausforderung sind Netzwerke und solidarische Bündnisse von großer Bedeutung. Der Journalistinnenbund (JB) hatte hierbei seit seiner Gründung im Jahr 1987 eine Vorreiterrolle inne. Sein Anliegen: Geschlechtergleichstellung in den Medien erreichen.
mehr »