SWR-Umbau: Mitarbeiter wollen mehr einbezogen werden
Beim Südwestrundfunk (SWR) in Baden-Württemberg brodelt es. Ursache ist der seit einiger Zeit stattfindende „tiefgreifende strategische“ Umbau. 166 Millionen Euro sollen bis 2020 eingespart werden. Neueste Reformvorhaben betreffen die Regionalstudios und die beiden großen Orchester. Während der Intendant von einer „Weichenstellung“ spricht, fühlen sich freie Mitarbeiter und Gesamtpersonalrat nicht genügend einbezogen. Klare Vorstellungen und Konzepte werden eingefordert.
Zehn große Einsparprojekte soll es geben, konkret benannt wurden Anfang März zunächst zwei: die Orchesterfusion und der Wegfall der Frühmagazine bis 2016. Es gehe um den multimedialen Ausbau der Regionalstudios, „damit der SWR auch in Zukunft der verlässliche Informationslieferant im Südwesten bleibe“, hieß es am 16. März in einer offiziellen Pressemitteilung des SWR. Deshalb wolle man die parallel gesendeten sieben SWR4-Frühmagazine abschaffen und „zu einer landesweiten Frühsendung in SWR4 kommen“, erklärte Intendant Peter Boudgoust. Bis 2016 bleibe genug Zeit, „um gemeinsam mit den Mitarbeitern in den Studios den genauen Weg hierfür zu erarbeiten. „Statt in Parallelstrukturen stecken wir unser Geld künftig verstärkt in Reporter, die Themen und Geschichten in den Regionen recherchieren. Und diese Beiträge werden künftig viel selbstverständlicher als bisher in allen Programmen des SWR zu sehen und zu hören sein, im Internet zum Beispiel oder in SWR3.“ Das versicherte der Intendant nunmehr, 14 Tage nachdem bereits am 1. März SWR-Mitarbeiter bei einer Sitzung des Rundfunkrates in Mannheim gegen das Vorgehen der Geschäftsleitung protestiert und eine Resolution an das Kontrollgremium überreicht hatten.
Falsches Signal
„So einsichtig es ist, angesichts der durch die Politik verordneten Gebührenbremse im öffentlich-rechtlichen Rundfunk sparen zu müssen, so verkehrt ist es, dies ohne Einbeziehung der Mitarbeiter des SWR, insbesondere der freien Mitarbeiter zu tun und darüber hinaus keine klaren Vorstellungen und Konzeptionen für den vorgesehenen Wegfall von regionalen und subregionalen Programmen im Sendegebiet zu haben“, so die Kritik. „Dabei fordern die Mitarbeiter von der Geschäftsleitung, dass der eingerichtete Lenkungsausschuss, für den die Studioleiter oder deren Vertreter benannt sind, nicht nur ein Feigenblatt-Gremium darstellt, sondern überprüfbar die Vorschläge der Beschäftigten aufnimmt, wie die von dem Wegfall bedrohten regionalen Sendestrecken besser und anders strukturiert werden können, ohne dass die freien Mitarbeiter in ihrer Existenz bedroht werden.“ Besonders aufgebracht seien viele SWR-Mitarbeiter, dass über ihre Köpfe hinweg und ohne eine Einbeziehung ihrer Fähigkeiten, aber auch ihrer vorhandenen Ängste, über ihre Zukunft diskutiert werde.
„Die MitarbeiterInnen in den Studios des SWR und bei Radio Stuttgart sind frustriert, demotiviert, rat- und perspektivlos“, heißt es in einer Mitteiling des ver.di-Betriebsverbandes SWR. Was bleibe, sei die Botschaft, „die Studios werden weiter abgewirtschaftet trotz aller Lippenbekenntnisse der SWR-Geschäftsleitung zur Bedeutung der Regionalität für das Programm. Zur Erinnerung, bis zu 70% aller Beiträge stammt heute schon aus den Regionalstudios.“ ver.di verweist darauf, dass die Frühmagazine die Sendungen mit der engsten Hörerbindung seien. „Und auch medienpolitisch ist diese Entscheidung das völlig falsche Signal: Der SWR zieht sich aus der Fläche zurück.“
Auch Gesamtpersonalratsvorsitzende Eva Matzerath wandte sich am 2. März mit einigen Fragen unter anderem nach einem konkreten Personalkonzept an die Intendanz. Schließlich würden 35 Personen in den Regionalstudios nicht mehr gebraucht werden. „28 Menschen gehen bis 2016, aber wohl nicht alle auf einen Schlag? Und welche 28 gehen konkret? Wie sollen die Etappen auf dem Weg zur Umsetzung aussehen? Wie will man die verbleibenden Menschen in den Studios mit guter Arbeit versorgen, nachdem vermutlich weder SWR 3 noch SWR 2 Beiträge in nennenswerter Anzahl abnehmen werden?“ Zudem erwarte man, dass auch über die weiteren acht Sparprojekte informiert werde und wenigstens hier die Personalvertretung einbezogen werde, so Eva Matzerath. In seiner Antwort sicherte Boudgoust zu, dass es für jedes der sehr verschiedenen Studios „eine eigene Lösung unter Berücksichtigung der jeweiligen Bedürfnisse und Anforderungen“ geben werde. „Dies kann und wird nur unter Beteiligung der Mitarbeiter geschehen.“ Nicht alle Stellen der 28 in den Ruhestand entlassenen würden wieder besetzt. Dennoch würde bei der Umsetzung der strategischen Ziele des SWR Personal gebraucht. Er stehe daher zu seinen Zusagen für Beschäftigungssicherung.
Heftig und kontrovers diskutiert – vor allem in der Öffentlichkeit – wird die Absicht, das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR und das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg zu fusionieren. Die einen sprechen von „Orchesterretter“, die anderen von einem „Akt der Zerstörung“. Auch hier würden „sämtliche Optionen geprüft und frühesten ab 2016 umgesetzt“, so der Intendant.